Landpartie mit drei Damen
von Jasper erfahren und Major Lace von Mr Wilkins. Das durfte sie nicht riskieren.
»Antworten Sie«, sagte Eugenia streng, »Und zwar wahrheitsgemäß. Lügen werden Ihnen nicht weiterhelfen.«
Mrs Lace wandte sich nun an Jasper: »Wie absurd. Die melodramatischen Szenen dieser jungen Dame sind natürlich sehr amüsant, aber verhält sie sich nicht manchmal ziemlich kindisch?«
»Wenn Eugenia jemanden im Verdacht hat, ihr Büro niedergebrannt zu haben«, sagte Jasper, »ist es in meinen Augen nur fair für beide, dass er zur Rede gestellt wird und die Gelegenheit bekommt, sich zu erklären. Immerhin hat er sich in der Nacht ziemlich verdächtig benommen. Was haben Sie zu sagen, Mr Leader?«
Mr Leader schwieg.
»Wie zu erwarten war«, sagte Eugenia. »Van der Lubbe, ich habe schon immer gewusst, dass wir es nicht mit einem Dimitroff zu tun haben.«
Nach dieser Beleidigung stand Mr Leader auf und verließ die Gesellschaft.
Sollte Mrs Lace die Neigung verspürt haben, ihrem Freund zu folgen, der schließlich nicht uncouragiert zu ihr gestanden hatte, so unternahm sie nichts dergleichen. Es galt, um jeden Preis ein gutes Verhältnis zu Eugenia zu pflegen, bis die sozialunionistische Großkundgebung, das Kostümfest und die Gartenparty vorbei waren. Die Chance, in dieser Kutsche zu fahren, würde sie um nichts in der Welt preisgeben.
Sie plauderte nun munter über dies und jenes, unterstrich ihre Worte mit ausladenden Gesten und erkundigte sich schließlich bei Jasper, warum der ungezogene Noel so überstürzt nach London gereist sei.
»Das ist ein Staatsgeheimnis«, sagte Jasper.
Sie sah ihn bedeutungsvoll an und sagte dann leise: »Wie steht es?«
»Sehr, sehr gut«, sagte Jasper.
»Er erzählt mir nie etwas.«
»Es soll doch eine Überraschung sein.«
»Dieses Schweigen ist schwer zu ertragen.«
»Frauen haben oft ein schweres Los. Nur Mut!«
»Und wann muss er abreisen?«
»¿Quien sabe?«
Mrs Lace überlegte, ob Lady Marjorie und Mrs St.Julien wohl eingeweiht waren, auch wenn es ihr, falls ja, nicht viel nützen würde. Nie würde sie ihnen etwas entlocken können, selbst wenn sie ihren Stolz überwand und es versuchte.
»Ob Sie mir wohl«, sagte sie zu Jasper, noch immer leise, »seinen Wahlspruch aufschreiben könnten? Ich habe daran gedacht, ein kleines Erinnerungsstück für ihn anfertigen zu lassen, und würde gern sein Motto eingravieren lassen.«
»Natürlich«, sagte Jasper, der in der jüngsten Zeit ein, zwei Dinge von Mr Wilkins erfahren hatte. Er nahm Zettel und Stift, die sie ihm hinhielt, und schrieb: »Bella, Horrida Bella.« Über diese Worte zeichnete er eine überdimensionierte Krone. Mrs Lace faltete das Papier sorgfältig zusammen und steckte es in ihre Handtasche. Dass ihr eigener Name Teil des Herrschermottos von Noels Vorfahren war, erschien ihr als wunderbar romantischer Zufall.
»Übrigens«, sagte Poppy und unterbrach diese Vertraulichkeiten, »ich wollte Sie schon seit Ewigkeiten fragen, ob Sie die Gästeliste für meine Cousine Maud Chalford gemacht haben? Ich glaube, sie braucht sie. Die Einladungen müssen morgen oder übermorgen rausgehen, sonst wird es wirklich ein bisschen knapp.«
Lady Marjorie fragte Mr Wilkins, ob er sich auf das Kostümfest freue, was er bejahte.
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Lady Marjorie.
»Ich fürchte, Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Mr Wilkins, der gern auf Selbstverständlichkeiten hinwies.
»Die Liste ist fertig«, sagte Mrs Lace. »Ich habe sie mitgebracht, damit Eugenia sie unverzüglich an Lady Chalford weitergeben kann.«
»Darf ich mal sehen?«, fragte Lady Marjorie. »Oh, gut! Wilma Alexander. Ich habe ganz vergessen, dass sie hier in der Nähe wohnt – und die Faircombes. Poppy, auf der Liste stehen wirklich viele Leute, die wir kennen. Glaubst du, das macht etwas?«
»Ich glaube nicht, dass man uns erkennt, wir sind schließlich kostümiert.«
»Na, und wenn schon. Ich kann nicht wegen Osborne den Rest meines Lebens in Verkleidung herumlaufen.« Sie widmete sich wieder der Liste.
»Alle Szenen sind besetzt«, sagte Jasper zu Mrs Lace. »Jede sozialunionistische Ortsgruppe hier in der Grafschaft ist für eine Szene zuständig. Soweit ich weiß, werden an die dreihundert Kameraden teilnehmen, die wir einkleiden müssen. Wir werden im Festkomitee darüber diskutieren müssen. Miss Trant, die Organistin, hatte übrigens eine glänzende Idee. Sie schlägt vor, zur gleichen Zeit einen
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