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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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überzeugend«, erwiderte Eugenia. »Tatsächlich werde ich ihn noch heute schriftlich auffordern müssen, formell auf seine Mitgliedschaft in der Bewegung zu verzichten.«
    »Ich weiß nicht, wer von euch beiden schlimmer ist, Sie oder D.A.A.F.«
    »Mit dieser Sittenlosigkeit muss aufgeräumt werden, wenn wir die Welt beherrschen wollen!«, rief Eugenia, schwang sich auf Vivian Jackson und galoppierte davon.
    »Ein feines Mädchen«, sagte Jasper. »Zwanzig Jahre früher geboren, und sie wäre eine Suffragette geworden.«

15

    Verlassen von ihren Frauen, die in Comberry Manor Kostüme für das Fest anprobierten, saßen Jasper und Noel am Tresen. Die Unterhaltung hatte in überaus freundschaftlichstem Ton begonnen, und nun tranken sie reichlich Bier und sprachen über sich selbst. Für Noel war der Fall Lace offenbar ziemlich unerfreulich. Anne-Marie hatte jene heitere Gelassenheit aufgegeben, die er so ungewöhnlich und bewundernswert gefunden hatte, und in jüngster Zeit einige recht unangenehme Szenen gemacht. Major Lace war, ihrer Aussage zufolge, eifersüchtig und misstrauisch, und von dieser Seite war gewiss mit Unannehmlichkeiten zu rechnen.
    »Natürlich war es dumm von mir«, sagte Noel trübselig, »aber ich dachte wirklich, dass sie nicht so ist wie die anderen Mädchen. Beim nächsten Mal muss ich mir in Erinnerung rufen, dass sie letzten Endes alle gleich sind.«
    »Das Tolle an Frauen ist«, sagte Jasper, »dass sie Beziehungen unbedingt in geordnete Bahnen lenken müssen. Das scheint ihr oberstes Lebensziel zu sein. Wenn sie eine ganz gewöhnliche Affäre haben, setzen sie alles daran, eine Bis-dass-der-Tod-uns-scheidet-Geschichte daraus zu machen, und selbst in der heutigen Zeit denken sie viel zu schnell ans Kinderkriegen. Sie sind unglaublich talentiert darin, Männer in diese spezielle Falle zu locken, und um das zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht. Sind sie unverheiratet, tun sie so, als habe ihre Mutter ihnen verboten, mit einem auszugehen, und wenn sie verheiratet sind, tun sie so, als wäre der Mann eifersüchtig, bis man aufgrund all dieser Einschränkungen ganz verrückt wird und der Dame einen Antrag macht. Natürlich würden weder Mutter noch Ehemann auch nur ahnen, dass da etwas vor sich geht, wenn diese kleinen Schätzchen nicht fortwährend dunkle Andeutungen machen würden. Ach, sie können einen schon verrückt machen. Ich beneide Leute, die sich anderweitig orientieren. Trotzdem muss ich sagen, dass meine Miss Smith in dieser Hinsicht ganz anders zu sein scheint.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte Noel fröhlich. »Sie lässt sich nur ein Hintertürchen offen für den Fall, dass ihr Kerl sie wieder zurücknimmt.«
    »Verdammt«, sagte Jasper düster. Er hatte diesen Verdacht schon lange.
    »Wie dem auch sei«, sagte Noel, »einen großen Vorzug hat sie – sie weiß zumindest, dass du es dir nicht leisten kannst, sie zu heiraten. Ich wünschte, ich könnte Anne-Marie klarmachen, dass das auch für mich gilt – dieser Ring war ein böser taktischer Fehler meinerseits. Seitdem hält sie mich offenbar für stinkreich. Weißt du, was sie heute Vormittag vorgeschlagen hat? Ich soll an der Côte d’Azur eine Villa kaufen, in der sie fortan als meine Geliebte leben wird. Die Kleine hat ja nicht alle Tassen im Schrank.«
    Jasper kicherte. »Ich finde das komisch.«
    »Ich nicht«, sagte Noel. »Ich fühle mich total eingeengt. Es ist verdammt mühselig, wirklich wahr. Sobald dieses Kostümfest vorbei ist, verschwinde ich.«
    »Und wohin?«
    »Zurück an meinen alten Arbeitsplatz bei Fruel’s vermutlich«, sagte Noel düster. »Da das mit den ganzen Erbinnen offenbar nicht funktioniert, werde ich wohl wieder für meinen Lebensunterhalt arbeiten müssen.« Bei diesen Worten hatte er eine schreckliche Vision – er sah Miss Brisket, die reizlose Sekretärin, Miss Clumps, die hübsche Sekretärin, und die Frettchenaugen und die spitze Nase von Mr Farmer, dem Buchhalter, inmitten massiver Eiche und getöntem Glas. Figuren wie Höllenteufel, die nur darauf warteten, ihn zu martern.
    Jaspers Stimme holte ihn wieder auf die Erde zurück. »Hör zu«, sagte er, »ich glaube nicht, dass du wieder bei Fruel’s arbeiten wirst.«
    »Ach nein? Warum nicht?«
    »Als ich neulich in London war, habe ich in der New Broad Street vorbeigeschaut und ein wenig mit Sir Percy geplaudert. Ich habe ihm erklärt, dass ich in vielerlei Hinsicht geeigneter bin für diese Tätigkeit als du, und
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