Landung auf Darkover - 1
hellvioletten Glanz verströmte.
»Sieh dir den Mond an«, flüsterte sie.
»Welchen von den beiden?« Rafe lächelte in der Dunkelheit. »Die Erdenmenschen haben sich daran gewöhnt, der Mond zu sagen; ich nehme an, irgendwann wird ihnen irgend jemand Namen geben…«
Sie saßen auf dem weichen, trockenen Gras und beobachteten, wie die Monde höherschwebten, sich über die Berge erhoben. Rafe zitierte leise: »Würden die Sterne in tausend Jahren nur in einer Nacht scheinen, wie würden die Menschen schauen und sie bewundern und anbeten.«
Sie nickte. »Ich merke schon nach zehn Tagen, wie sehr ich sie vermisse.«
Rein verstandesmäßig wußte Rafe natürlich, daß es Wahnsinn war, hier im Dunkeln zu sitzen. Wenn schon nichts anderes, so konnten Vögel oder Raubtiere - möglicherweise der BansheeSchreier von den Höhen, den sie in der letzten Nacht gehört hatten
- in der Finsternis umherstreifen. Das gab er schließlich zu bedenken, und Camilla schreckte hoch, als sei ein Zauberbann gebrochen. »Du hast recht«, stimmte sie zu. »Und ich muß lange vor dem Morgengrauen aufstehen.«
Rafe zögerte kaum merklich, sich der stickigen Dunkelheit des Schutzzeltes anzuvertrauen. Er sagte: »In den alten Zeiten pflegte man zu glauben, es sei gefährlich, im Mondenschein zu schlafen daher das englische Wort >lunatic<… wahnsinnig. Ich frage mich, ob es viermal so gefährlich ist, unter vier Monden zu schlafen.«
»Nein, aber es wäre - Wahnsinn«, erwiderte Camilla mit einem kaum hörbaren Lachen. Er blieb stehen, nahm ihre Schultern in einen sanften Griff, und für einen Sekundenbruchteil glaubte das Mädchen in einer seltsamen Mischung aus Furcht und Vorfreude, er werde sich zu ihr herunterbeugen und sie küssen, aber dann wandte er sich ab und sagte: »Wer will schon immer bei Verstand sein? Gute Nacht, Camilla. Bis morgen, eine Stunde vor Sonnenaufgang.« Und er schritt davon, damit sie vor ihm in den Unterstand treten konnte.
Eine sternenklare Nacht über dem Planeten der vier Monde. Banshees streiften auf den Höhen umher, und ihre grauenvollen Schreie ließen die warmblütigen Opfer erstarren, und dann tappten sie auf sie zu, angezogen von der Hitze ihres Blutes … Doch sie kamen nicht über die Schneegrenze herunter; in einer schneefreien Nacht war alles, was sich auf Gestein oder Gras befand, sicher. Über den Tälern kreisten gewaltige Raubvögel; den Erdenmenschen noch unbekannte Tiere huschten durch die Tiefen des dunklen Waldes, lebten und starben, und Bäume krachten ungehört zu Boden. Unter dem Mondlicht, in der gewohnten Hitze und Trockenheit eines warmen Windes, der von den Gletschergraten herunterwehte, erblühten zahllose Blumen und öffneten ihre Blütenkelche und verströmten ihren Duft und ihre Pollen. Nachtblütler … fremdartig, mit einem intensiven und betäubenden Duft…
Am nächsten Morgen ging die rote Sonne an einem wolkenlosen Himmel auf, ein strahlendes Morgengrauen, der rote Sonnenball ein gigantischer Rubin am klaren granatroten Himmel… Rafe und Camilla hatten zwei Stunden lang am Teleskop gearbeitet, und jetzt saßen sie da und betrachteten sie mit der angenehmen Erschöpfung nach einer leichten Aufgabe, die für eine Weile sicher vollbracht war.
»Sollten wir uns nicht an den Abstieg machen? Dieses Wetter ist zu schön, um allzu lange anzudauern«, sagte Camilla. »Obschön ich mich an den sonnenbeschienenen Berg gewöhnt habe … ich glaube nicht, daß ich hier gerne auf Eis und Schnee herumtappen würde.«
»Richtig. Pack die Instrumente ein - du kennst dich mit den Dingern besser aus -, und ich werde uns einen Appetithappen zubereiten und das Zelt abbauen. Wir werden zurückgehen, solange das Wetter noch hält - nicht, daß dieser Tag nicht großartig zu werden verspricht. Wenn es heute abend noch immer schön ist, können wir ja auf einer der Hügelketten haltmachen und im Freien lagern, und du kannst ein paar weitere Messungen vornehmen.«
Innerhalb von vierzig Minuten waren sie unterwegs. Rafe warf der riesigen unbekannten Bergkette noch einen wehmütigen Blick zu, bevor er ihr den Rücken kehrte. Seine eigene unentdeckte Bergkette, und er würde sie wahrscheinlich niemals wie dersehen.
Sei dir nicht zu sicher, bemerkte eine Flüsterstimme direkt in seinem Verstand, aber er ignorierte sie achselzuckend. Er glaubte nicht an Präkognition.
Er roch die leichten Blumendüfte, war halb verführt, sie zu genießen, doch ihre bittere Süße verwirrte ihn auch. Am
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