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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich von ihm losgerissen und war wild schreiend zwischen den Bäumen untergetaucht.
    Die Bäume schienen vor seinen Augen zu wanken, sich zu heben und zu senken, lange Hexenklauen zu bilden und damit nach ihm zu greifen; sie wollten ihn in ihrem Gespinst verstricken, wollten ihn straucheln lassen und ihn der vollen Länge nach in jene Dornensträucher werfen, die an seinen Armen entlangkratzten und wie Feuer brannten. Ein Blitz von der Farbe des Schmerzes loderte in seinem Arm empor, und er verspürte ein wildes und jähes Grauen, als sich vor ihm ein unbekanntes Tier seine Bahn durch den Wald brach, eine wilde Panik … wirbelnde, schlagende Hufe, Hufe, die ihn zermahnten… Er warf die Arme um den Stamm eines Baumes und klammerte sich daran fest, und das Pochen seines Herzens trieb alles andere Denken aus. Die Baumrinde war weich und glatt, wie der Pelz eines Tieres. Er preßte sein erhitztes Gesicht dagegen. Gesichter beobachteten ihn aus den Bäumen heraus, Gesichter, Gesichter …
    »Camilla«, murmelte er benommen, rutschte zu Boden und blieb besinnungslos liegen.
    Auf den Höhen sammelten sich Wolken; Nebel begann aufzusteigen. Der Wind legte sich, und ein dünner, feiner Regen strömte vom Himmel und verwandelte sich langsam in Graupelschauer zuerst auf den Höhen, dann im Tal. Die Blumen schlössen ihre Blütenkelche; die Bienen und Insekten suchten ihre Löcher in den Baumstämmen und im Unterholz auf, und die Blütenpollen sanken nach vollbrachtem Werk zu Boden …
    Camilla erwachte benommen in düsterer Finsternis. Sie konnte sich an nichts von dem erinnern, was nach ihrem Davonlaufen geschehen war - nach diesem schreienden Loslaufen, in Panik wegen dieser Weite, die an die Weite des interstellaren Raumes erinnerte, nichts zwischen sich und den sich ausdehnenden Sternen … Nein. Das war Delirium gewesen. War alles Delirium gewesen? Konzentriert und forschend starrte sie in die Dunkelheit und wurde mit einem hellen Fleck belohnt - ein Höhlenaus-gang. Sie kroch darauf zu und zitterte vor plötzlicher Eiseskälte. Sie trug nur ein dünnes Baumwollhemd und ebensolche Hosen, zerrissen und unordentlich - nein. Gott sei Dank - ihre Parka war mit den Ärmeln um ihren Hals gebunden. Rafe hatte das getan, als sie gemeinsam am Bachufer gelegen hatten.
    Rafe. Wo war er? Und weil sie gerade daran herumgrübelte wo war sie selbst? Wieviel von den wilden und wirren Träumen war echt gewesen und wieviel wahnsinnige Phantasie? Offenbar hatte sie Fieber bekommen - irgendeine heimtückische Krankheit. Dieser fürchterliche Planet! Dieser fürchterliche Ort! Wieviel Zeit mochte vergangen sein? Warum war sie allein …? Wo waren ihre wissenschaftlichen Instrumente, wo ihr Bündel? Wo -und dies war die auf den Nägeln brennende Frage -, wo war Rafe?
    Sie mühte sich in ihre Parka und spürte, wie sic h das schlimmste Zittern legte, aber ihr war nach wie vor kalt und übel, und sie hatte Hunger, und ihr Körper brannte und pochte von hundert Kratzern und blauen Flecken. Hatte Rafe sie hier im Schütze der Höhle zurückgelassen - war er aufgebrochen, Hilfe zu holen? Hatte sie lange in Fieber und Delirium gelegen? Nein, er hätte eine Nachricht zurückgelassen, für den Fall, daß sie ihr Bewußtsein wiedererlangte.
    Sie schaute in den fallenden Schnee hinaus und strengte sich an festzustellen, wo sie sich befinden mochte. Über ihr stieg ein dunkler Hang empor. Sie mußte in wahnsinnigem Entsetzen vor den freien Räumen rings um sie her in diese Höhle gestürzt sein, um Dunkelheit und Schutz gegen die Angst zu finden, die sie bedrückte. Vielleicht war MacAran irgendwo in diesem Teufelswetter unterwegs und suchte nach ihr … Sie konnten stundenlang in der Dunkelheit umherstreifen und sich im Schneetreiben doch jedesmal nur um einige wenige Schritte verfehlen.
    Die Logik gebot ihr, sich aufzusetzen und eine Bestandsaufnahme ihrer augenblicklichen Situation zu machen. Sie war jetzt warm gekleidet, und diese Höhle konnte ihr bis zum Morgengrauen Schutz gewähren. Aber angenommen, MacAran hatte sich ebenfalls auf dem Hang verirrt? Hatte sie sie beide befallen, diese plötzliche Angst, diese Panik? Und woher war sie gekommen, diese Freude, diese Hingabe… Nein, das konnte sie sich für später aufheben, darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken.
    Wo würde MacAran sie suchen? Es wäre das beste, wieder hochzuklettern, dem Gipfel entgegen … Ja. Dort hatten sie ihre Bündel liegenlassen, und es war der einzige Ort, von dem

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