Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
meinetwegen, ich sei medial veranlagt, wenn du willst. Sie werden dir nichts anhaben, und sie sind mit jedem nur vorstellbaren Vitamin, das wir von der Erde her kennen, und einigen weiteren, die wir noch nicht kennen, vollgestopft. Ich weiß es, sage ich dir!«
Er erwiderte Ewens Blick, und der junge Arzt, in dem ein eigenartiges Bewußtsein anwuchs, sagte langsam: »Ja. Ja, du weißt es wirklich, natürlich sind sie gut. Genau wie jene Pilze dort…« Er zeigte auf einen grau-weißen Schwamm, der an manchen Bäumen wuchs, »bekömmlich und voller Proteine sind, wohingegen der Genuß jener dort…«, dieses Mal zeigte er auf erlesen aussehende goldfarbene Nüsse, »tödlich ist… zwei Bissen werden dir bereits gewaltige Bauchschmerzen verursachen, und eine halbe Tasse davon wird dich umbringen - aber woher, zum Teufel, weiß ich das alles?« Er rieb sich die Stirn, spürte das eigenartige Prik-keln seines Gehirns durch den Schädelknochen hindurch und nahm schließlich von Heather eine Frucht.
»Also gut, dann werden wir alle miteinander verrückt spielen! Köstlich! Besser als unsere Tagesrationen … Wo ist Judy?«
»Mit ihr ist alles in Ordnung«, sagte MacLeod lachend. »Ich gehe los und suche nach ein paar weiteren Früchten!«
    Marco Zabal lag allein, mit geschlossenen Augen, in dem Schutzzelt und träumte von der Sonne über den baskischen Hügeln seiner Kindheit. Weit entfernt, im Wald, schien es ihm, hörte er ein Singen, ein Singen, das nicht mehr aufhören wollte - hoch und klar und süß. Er erhob sich, hielt sich nicht damit auf, auch nur ein Kleidungsstück anzulegen, und mißachtete auch das warnende Klopfen seines Herzens. Ein ungeheuerlicher Glanz des Wohlbefindens und der Schönheit durchwogte ihn. Der Sonnenschein lag als strahlende Aura über der schräg abfallenden Lichtung, die Bäume kamen ihm wie ein dunkler und schützend herniederhängender Baldachin vor, ein sanft bewegter, winkender Baldachin, die Blumen funkelten und glitzerten in einem Hauch von Gold, Orange und Blau, und Farben, die er nie zuvor gesehen hatte, tanzten und gleißten vor seinen Augen.
    Aus den Tiefen des Waldes wehte der Gesang herbei, hoch, schrill, unglaublich süß… Die Flöten des Pan, die Leier des Orpheus, der Ruf der Sirenen. Er fühlte seine Schwäche versiegen er erlangte seine Jugend wieder.
    Jenseits der Lichtung sah er drei seiner Gefährten, wie sie la chend im Gras lagen, das Mädchen trat mit den bloßen Zehen Blumen in die Luft. Verzückt blieb er stehen, sie zu beobachten, einen Augenblick lang verstrickt in den Netzen ihrer Phantasie … Ich bin eine Frau, aus Blumen gemacht… Doch das ferne Singen lockte ihn weiterzugehen. Sie winkten ihm, sich zu ihnen zu gesellen, doch er lächelte nur, hauchte dem Mädchen einen Kuß entgegen und eilte wie ein junger Mann in den Wald.
    Weit voraus sah er einen hellen Schimmer - einen Vogel? Einen nackten Körper? Er sollte niemals mehr erfahren, wie weit er rannte, wie lange er das hastige Pochen seines Herzens kaum spürte, wie lange er, in die herrliche Euphorie der Schmerzlosigkeit gehüllt, dem weißen Schimmer der fernen Gestalt - oder eines Vogels? - hinterherjagte und in einer Mischung aus Entsetzen und Qual ausrief: »Warte … warte …«
    Der Gesang gellte und schien seinen gesamten Schädel und sein Herz auszufüllen. Sanft, ohne den geringsten Schmerz zu empfinden, stürzte er in das hohe süß duftende Gras. Das Singen dauerte an und an, und schließlich sah er ein hübsches Gesicht über sich schweben; lange, farblose Haare fielen tief in ihre Stirn, eine Stimme, zu lieblich, zu herzzerreißend süß, um menschlich sein zu können, sang weiter und weiter, und die Sonnenstrahlen, die schräg durch die Bäume einfielen, verwandelten ihr Haar in Silber, und als das Gesicht der Frau, süß und wahnsinnig, in seine sterbenden Augen eingeprägt war, tauchte er glücklich und freudig in die Finsternis hinunter …
    Rafe stürmte mit heftig klopfendem Herzen durch den Wald, rutschte auf dem steilen Pfad aus und fiel. »Camilla!« rief er im Laufen. »Camilla!«
    War was geschehen? Noch vor wenigen Minuten hatte sie friedlich in seinen Armen gelegen - und plötzlich war pures Entsetzen in ihr Gesicht geätzt gewesen, und sie hatte geschrien und etwas von Gesichtern auf den Höhen, Gesichtern in den Wolken, in weiten, offenen Räumen, gestammelt, von Gesichtern, die darauf lauerten, auf sie zu fallen und sie zu zermahnen -, und im nächsten Moment hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher