Landung auf Darkover - 1
bemerkenswertesten waren die winzigen orangeroten Blumen, die Camilla am vorhergehenden Tag gepflückt hatte, doch da gab es auch noch schöne weiße Blumen, sternförmig, mit goldener Blütenkrone, und tiefblaue glockenförmige Blüten mit Innenstielen, die mit schimmerndem goldfarbenem Staub überzogen waren. Camilla beugte sich vor, um den würzigen Wohlgeruch einzuatmen. Rafe überlegte kurz, dann warnte er sie.
»Denk hin und wieder an Heather und Judy - und an ihre grünangeschwollenen Lider … Geschieht dir recht, wenn es dir auch so ergeht!«
Sie schaute auf und lachte. Ihr Gesicht war hauchzart mit goldenem Blutensta ub überzogen. »Wenn sie mir etwas antun wollten, dann hätte ich das bestimmt schon gemerkt… die Luft ist erfüllt von ihrem Geruch, oder ist dir das noch nicht aufgefallen? Oh, es ist so schön, so schön, ich fühle mich selbst wie eine Blume, ich fühle mic h, als könnte ich von diesen Blumen trunken werden …«
Sie blieb reglos stehen, in Gedanken versunken, und starrte die schöne glockenförmige Blüte an, und in ihrem Gesicht schien der goldene Staub zu glänzen. Trunken, dachte Rafe, trunken von Blumen. Er ließ das Bündel von seinen Schultern rutschen.
»Du bist eine Blume«, sagte er heiser. Er umarmte und küßte sie, und sie hob ihre Lippen den seinen entgegen, zuerst schüchtern, dann mit zunehmender Leidenschaft. Auf der Wiese aus schwankenden Blumen klamme rten sie sich aneinander, doch dann riß sie sich los und rannte auf den Bach zu, dessen Wasser den Hang hinuntersprudelte, und sie lachte, bückte sich und stieß die Hände in die erfrischende Kühle.
Rafe dachte erstaunt: Was geschieht mit uns? Doch dieser Gedanke glitt kaum bemerkt durch seinen Sinn und verschwand. Camillas schmächtiger Körper war abwechselnd deutlich und vage zu sehen. Sie zog ihre Kletterstiefel und die dicken Wollsocken aus und planschte mit den Füßen im Wasser. Rafe beugte sich über das Mädchen und zog es ins hohe Gras.
Im Lager auf den unteren Hängen erwachte Heather Stuart nur zögernd, als sie die warmen Sonnenstrahlen durch die orangefarbene Seite des Zeltes hindurch spürte. Marco Zabal döste noch in seiner Ecke, die Decken bis über den Kopf hochgezogen, doch als sie ihn anblickte, begann er sich zu bewegen und lächelte zu ihr herüber.
»Du schläfst also auch noch?«
»Und die anderen sind vermutlich draußen, auf der Lichtung«, sagte Heather und richtete sich auf. »Judy wollte ein paar von den Nüssen auf eßbare Kohlenhydrate hin überprüfen … und wie ich sehe, sind ihre Prüfgeräte nicht hier. Wie fühlst du dich, Marco?«
»Besser«, antwortete er und streckte sich. »Ich glaube, ich werde heute vielleicht für ein paar Minuten aufstehen. Irgend etwas in dieser Luft tut mir gut… und die Sonne ist herrlich.«
»Sie ist wunderbar«, pflichtete sie bei. Auch sie war sich eines besonderen Gefühles des Wohlbefindens und der Euphorie bewußt - und beides schien von der wohlriechenden Luft herbeigezaubert zu werden. Es muß der höhere Sauerstoffgehalt sein.
Sie trat in die Helligkeit hinaus und streckte sich wie eine Katze im Sonnenschein.
Ein deutliches Bild entstand in ihrem Sinn, hell und aufdringlich und seltsam erregend: Rafe, wie er Camilla in seine Arme zog… »Das ist wunderbar!« jubelte sie laut und atmete tief ein, als sie den eigenartigen, irgendwie goldenen Duft wahrnahm, der den leichten warmen Wind erfüllte.
»Was ist wunderbar? Oder müßte ich fragen - wer? Ich wüßte niemand anderen als dich«, sagte Ewen und umrundete das Zelt und lachte: »Komm, wir gehen in den Wald …«
»Marco…«
»Marco geht es besser. Ist dir eigentlich klar, daß ich seit dem Absturz nicht mehr mit dir allein gewesen bin … immer waren all diese Leute dabei!«
Hand in Hand schlenderten sie auf die Bäume zu. MacLeod kam ihnen vom Waldrand her entgegen, die Hände mit reifen, runden, grünlich-durchscheinenden Früchten vollgepackt; er reichte ihnen eine Handvoll. Seine Lippen trieften von ihrem Saft. »Hier. Sie schmecken wundervoll…«
Lachend biß Heather in die runde, glatte Kugel. Sie platzte auf und versprühte einen süßen wohlriechenden Saft. Und sie aß sie ganz auf, fast gierig, und griff nach einer weiteren. Ewen versuchte sie wegzuziehen.
»Heather, du bist verrückt - sie sind noch nicht einmal getestet …«
»Ich habe sie getestet«, meinte MacLeod lachend, »ich habe ein halbes Dutzend zum Frühstück gegessen, und ich fühle mich wunderbar! Sag
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