Landung auf Darkover - 1
aus sie sich orientieren konnten, wenn die Sonne aufging und das Schneetreiben versiegte. Sie würde wieder hinaufsteigen und darauf setzen, daß die Logik MacAran veranlaßte, dasselbe zu tun. Wenn nicht, wenn sie ihn dort oben nicht vorfand, so konnte sie sich noch immer zum Lager zurück durchschlagen, wo ihr die anderen helfen konnten - oder aber zurück zum Schiff.
Im dunklen, vom Himmel stürmenden Schnee kletterte sie empor, setzte sorgfältig einen Fuß vor den anderen und prüfte jeden Halt, bevor sie ihm vertraute. Nach einer Weile glaubte sie, auf dem Weg zu sein, den sie bei ihrem Aufstieg genommen hatten.
Ja. Dies ist richtig. Da war eine Sicherheit in ihr, die sie trotz der Dunkelheit schneller voraneilen ließ, und bald darauf sah sie ohne Überraschung ein kleines, auf und ab tanzendes Licht, einen orangefarbenen Kontrast zu den Schneeflocken, und dann kam MacAran direkt auf sie zu und drückte ihre Hände.
»Woher hast du gewußt, wo du mich findest?« fragte sie. »Es war eine dunkle Ahnung… oder etwas in der Art«, antwortete er. Im schwachen Licht der Handlampe konnte sie gerade noch den Schnee erkennen, der an seinen Augenbrauen und Wimpern klebte. »Ich wußte es einfach, Camilla - verschwenden wir jetzt keine Kraft damit, sämtliche Rätsel zu lösen. Es ist noch ein langer Aufstieg bis zu der Stelle, an der wir unsere Bündel und Ausrüstung zurückgelassen haben.«
Voller Bitterkeit verzog sie die Lippen, als sie daran dachte, wie sie ihr Gepäck von sich geschleudert hatte. »Glaubst du wirklich, daß sie noch dort liegen, wo wir sie zurückgelassen haben?« fragte sie.
MacArans Hand schloß sich sanft um die ihre. »Mach dir darüber keine Sorgen. Komm«, fügte er sanft hinzu. »Du brauchst Ruhe. Wir können ein anderes Mal darüber reden.«
Sie entspannte sich, ließ ihn ihre Schritte durch die Dunkelheit führen. MacAran ging neben ihr, ergründete diese neugewonnene Sicherheit und wunderte sich, woher sie kam. Nie hatte er auch nur einen Moment lang bezweifelt, trotz der Finsternis direkt auf Camilla zuzugehen - er hatte sie irgendwo vor sich fühlen können, doch es war unmöglich, etwas Derartiges zu behaupten, ohne daß es sich völlig verrückt anhörte.
Sie fanden das kleine Schutzzelt im Windschatten der Felsen aufgestellt. Camilla kroch dankbar hinein, froh darüber, daß MacAran ihr diese Mühe im Dunkeln erspart hatte. MacAran jedoch war verwirrt - wann hatten sie das Zelt aufgestellt? Für ihn bestand kein Zweifel daran: Sie hatten es abgebaut und in ihren Bündeln verstaut, bevor sie sich heute morgen an den Abstieg gemacht hatten. Wann war das gewesen - bevor oder nachdem sie am Bachesrand gelegen hatten? Die Sorge bedrückte ihn, doch er tat sie ab - wir waren beide ganz schön verrückt, wir hätten alles mögliche tun können und wären uns dessen nicht einmal mehr bewußt. Er empfand eine beträchtliche Erleichterung, als er ihre Bündel im Innern des Zeltes ordentlich aufgestapelt sah … Gott, wir haben Glück gehabt… wir hätten alle unsere Aufzeichnungen und Berechnungen verlieren können…
»Soll ich uns etwas zu Essen machen, bevor du schläfst?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich könnte keinen Bissen hinunterbringen. Ich fühle mich, als wäre ich schlafgewandelt! Was ist mit uns geschehen, Rafe?«
»Keine Ahnung.« Er verspürte eine unerklärliche Schüchternheit ihr gegenüber. »Hast du im Wald irgend etwas gegessen -Obst, irgend etwas?«
»Nein. Ich erinnere mich noch daran, daß ich das tun wollte … es hat so verlockend ausgesehen, aber dann, in letzter Minute … habe ich doch von dem Wasser getrunken.«
»Vergiß es. Wasser ist und bleibt Wasser, und Judy hat es getestet
- das fällt also weg.«
»Nun, irgend etwas muß es gewesen sein«, sagte sie energisch.
»Das bestreite ich ja auch gar nicht. Wir müssen auch darüber reden - aber nicht heute nacht… bitte. Wir könnten es stundenlang durchkauen und einer Antwort trotzdem nicht näher sein.« Er löschte das Licht. »Versuch zu schlafen. Wir haben bereits einen ganzen Tag verloren.«
In die Dunkelheit hinein sagte Camilla. »Hoffen wir also, daß sich Heather mit dem Schneesturm geirrt hat.«
MacAran antwortete nicht. Er dachte: Hat sie Schneesturm gesagt oder nur schlechtes Wetter? Konnte das verrückte Wetter etwas mit dem zu tun haben, was geschehen war? Er hatte wieder das unheimliche Gefühl, einer Antwort ganz nahe zu sein, doch er war schrecklich müde - sie entglitt ihm, und noch
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