Landung auf Darkover - 1
»Ewen, du Schuft, du bist unmöglich! Ja, ich schätze, dies hier ist ein Routinefall. Vor ein paar Monaten hat der Chef verkündet, die Verhütungsmittel würden versagen… und ich scheine eines der Opfer zu sein. Ich bin gekommen, weil ich mich zur Abtreibung anmelden will.«
Ewen stieß einen leisen Pfiff aus. »Tut mir leid, Camilla«, sagte er sanft, »aber da ist nichts zu machen.«
»Aber ich bin schwanger!«
»Das ist nur ein Grund für Glückwünsche und dergleichen«, sagte er. »Vielleicht wirst du die erste sein, die hier ihr Kind zur Welt bringt… vorausgesetzt, dir kommt keines der Kommunenmädchen zuvor.«
Sie hörte ihm stirnrunzelnd zu, als könne sie ihn nicht richtig verstehen. »Ich glaube, für diese Angelegenheit werde ich doch den Chef in Anspruch nehmen müssen; du hast offenbar keine Ahnung von den Vorschriften des Raumdienstes.«
In seinen Augen schimmerte ein tiefes Bedauern; er verstand nur zu gut. »Di Asturien würde dir dieselbe Antwort geben«, sagte er sanft. »Bestimmt weißt du, daß in den Kolonien nur dann eine Abtreibung durchgeführt wird, wenn dadurch ein Leben gerettet oder die Geburt eines mißgebildeten und schwerkranken Kindes verhindert werden kann … Außerdem bin ich mir nicht einmal sicher, ob wir hier überhaupt über die dafür nötigen Einrichtungen verfügen. Für die ersten drei Generationen ist eine hohe Geburtenrate absolut zwingend notwendig … und du weißt bestimmt, daß vom Kolonialen Expeditionskorps nur jene weiblichen Freiwilligen angenommen werden, die im gebärfähigen Alter sind und eine Vereinbarung unterschreiben, Kinder zu bekommen.«
»Diese Bestimmung geht mich nichts an.« Camillas Augen blitzten. »Ich habe mich nicht freiwillig für die Kolonie gemeldet. Ich gehöre zur Mannschaft. Und du weißt so gut wie ich, daß Frauen mit höheren wissenschaftlichen Dienstgraden von diesem Reglement ohnehin ausgenommen sind - sonst würde keine Frau mit einem anständigen Beruf, den sie schätzt, in die Kolonien gehen! Ich werde es anfechten, Ewen! Verdammt, ich lasse mich nicht dazu zwingen, ein Kind zu bekommen! Keine Frau darf dazu gezwungen werden, ein Kind zu bekommen!«
Ewen lächelte die verärgerte Frau wehmütig an. »Setz dich, Camilla, sei vernünftig. Zuerst einmal, Liebes - gerade die Tatsache, daß du einen höheren Dienstgrad innehast, macht dich für uns erst recht wertvoll. Wir brauchen deine Gene viel mehr, als wir deine wissenschaftlichen Fähigkeiten brauchen. Derlei Fähigkeiten werden wir für ein halbes Dutzend Generationen nicht mehr brauchen - wenn überhaupt. Doch Gene von Personen mit einer hohen Intelligenz und mathematischer Begabung müssen im GenPool bewahrt werden - wir können es nicht wagen, sie aussterben zu lassen.«
»Willst du damit sagen, ich sei gezwungen, Kinder zur Welt zu bringen? Wie eine Wilde, ein wandelnder Mutterleib … eine Gebärmaschine auf den prähistorischen Planeten?« Ihr Gesicht war bleich vor Wut. »Das ist absolut unerträglich! Sämtliche Frauen der Mannschaft werden in den Streik treten, wenn sie das hören!«
Ewen zuckte mit den Schultern. »Das bezweifle ich«, meinte er. »In erster Linie hast du das Reglement falsch verstanden. Frauen dürfen sich nur dann freiwillig in die Kolonien melden, wenn sie intakte Gene haben, im gebärfähigen Alter sind und eine Übereinkunft unterzeichnen, Kinder zu bekommen … Gelegentlich werden auch Frauen angenommen, die bereits keine Kinder mehr zur Welt bringen können; dies trifft dann zu, wenn sie eine medizinische oder wissenschaftliche Ausbildung genossen haben. Andernfalls bedeutet das Ende der fruchtbaren Jahre zugleich auch das Ende der Hoffnung, für eine Kolonie angenommen zu werden … und weißt du, wie lange die Wartelisten für die Kolonien sind? Ich habe vier Jahre gewartet; Heathers Eltern haben ihren Namen eintragen lassen, als sie zehn war, und jetzt ist sie dreiund-zwanzig. Die Überbevölkerungsgesetze auf der Erde sind hart -manche Frauen stehen zwölf Jahre auf Wartelisten, bis sie die Erlaubnis erhalten, ein zweites Kind zu bekommen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb sie sich die Mühe machen«, erwiderte Camilla voller Abscheu. »Ein Kind müßte für jede Frau genug sein, wenn sie oberhalb des Halses noch etwas hat und sofern sie keine Neurotikerin ohne jedes eigenständige Selbstwertgefühl ist.«
»Camilla«, sagte Ewen sehr sanft, »dies ist etwas Biologisches. Schon damals, im zwanzigsten Jahrhundert, hat man an
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