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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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die Sense fester. Gleich würde sie ihren Hals durchtrennen. Blitzschnell hob sie die Hände, packte den Stiel gleich oberhalb der Klinge und hielt sie von sich weg. Er drückte nach unten, sie nach oben. Ihre Muskeln wölbten sich: Bizeps und Trizeps und auch die dünnen Kabel ihrer Adern, die unter der Haut ihrer Unterarme arbeiteten. Sie war stark gewesen, als sie noch Tanith Low war, Magierin mit Spezialausbildung und ein rundum nettes Mädchen. Jetzt war sie Tanith Low, Magierin mit Spezialausbildung und Wirtsperson eines Restanten und noch stärker. Doch das schien nicht viel zu nützen gegen die Klinge, die ihrer Halsschlagader immer näher kam.
    Um ihm einen Tritt versetzen zu können, müsste sie mit den Hüften ein Stück wegrutschen, wodurch sie nicht mehr mit derselben Kraft gegen die Sense drücken konnte, was wiederum ihren Tod bedeutete. Gelänge es ihr, die Klinge zur Seite zu schieben, müsste sie einen Arm entlasten und würde nicht mehr mit derselben Kraft gegen die Sense drücken können, was ebenfalls ihren Tod bedeutete. Die Liste der Dinge, die ihren Tod bedeuteten, wurde immer länger.
    Ihr Blick heftete sich auf die Verbindung zwischen Klinge und Stiel, auf die fest zugezogene Schraube, die die Sense zusammenhielt. Tanith stieß die Luft durch die zusammengebissenen Zähne und ließ die linke Hand langsam nach unten wandern, bis sie die Schraube unter ihrer Handfläche spürte. Sie konzentrierte sich in derselben Art darauf, wie sie es mit einer Tür machte, wenn sie die Zuhaltungen im Schloss erspürte, bewegte und dahin schob, wo sie sie haben wollte. Es war dasselbe Prinzip. Sie öffnete etwas, das verschlossen war. Sie spürte, wie die Schraube sich bewegte. Spürte, wie sie in ihre Handfläche drückte.
    Die Schraube löste sich, und Tanith zerlegte die Sense. Die Klinge nahm sie in die linke Hand, und den Stiel ließ sie so fallen, dass das obere Ende neben ihrem rechten Ohr auf dem Dach landete. Sie holte aus, die Klinge durchtrennte das Bein des Sensenträgers, und er kippte nach hinten, als sie aufstand. Er griff nach ihr, aber sie schlug seine Hand mit der Klinge weg, sodass seine Fingerspitzen wie Konfetti auf den Boden fielen. Mit dem nächsten Hieb köpfte sie ihn, und sein Körper sackte zusammen. Sie hörte den Helm davonrollen und sah gerade noch, wie er über die Dachkante kullerte. Sekunden später hörte sie, wie er eine Windschutzscheibe durchschlug. Von der Straße herauf kam ein entsetzter Schrei.
    Sie vergewisserte sich, dass nicht noch einer sie aus dem Hinterhalt anspringen würde, ließ das Sensenblatt fallen, hob ihr Schwert auf und steckte es in die Scheide. Dann machte sie sich auf die Suche nach Sanguin.

ZWEI
     
     
    Sanguin war zum Apartment zurückgegangen und hatte Taniths Mantel geholt. Er wusste schließlich, wie sehr sie diesen Mantel liebte. Auf dem Rückweg hatte er sich einen Gefangenen gegriffen. Der Mann wimmerte und weinte ein wenig, verhielt sich ansonsten aber eher untätig, vor allem als Sanguin ihm sein Rasiermesser an die Kehle drückte.
    Weiter vorn, da wo die Gasse in die hell erleuchtete Straße mündete, eilte ein Zauberer vorbei. Er hieß Clagge, redete in sein Handy und war nach Kräften dabei, die Verfolgung vom Boden aus zu koordinieren. Sanguin wäre am liebsten hinter ihm aus der Gasse getreten und hätte ihm seinen mageren Hals gebrochen. Nur die Tatsache, dass es auf der Straße von Zauberern und Sensenträgern in Zivil nur so wimmelte, hielt ihn davon ab. Der Zauberer, den er gerade in den Fingern hatte, dieses arme wimmernde Würstchen, war lediglich ein kleines Rad im Sanktuariumsgetriebe. Nur aus diesem Grund hatte Sanguin ihn noch nicht umgebracht. Und weil er gut als menschlicher Schutzschild dienen konnte, sollte er einen brauchen.
    Sanguin ging weiter in die Gasse hinein, weg von der Straße. Seinen Gefangenen schleifte er mit. „Wie heißt du?“, fragte er.
    „Bitte bringen Sie mich nicht um“, sprudelte der Mann heraus.
    „Hast du was dagegen, wenn ich dich Jethro nenne? Du siehst nicht unbedingt aus wie ein Jethro, aber ich hab mal einen gekannt, der so hieß. Das war in Texas. Schon mal in Texas gewesen, Jethro?“
    „Nein, ich … noch nie.“
    „Ich komme aus Ost-Texas. Aber Jethro, der andere Jethro, stammte aus West-Texas. Dort ist es trockener. Mir gefällt der Osten, so um Nadoches herum, besser. Schon mal von Nadoches gehört?“
    „Nein.“
    „Macht nichts. Ich nenne dich jedenfalls Jethro, weil ich

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