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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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nicht zu lügen. Wie du siehst, sind mir einige Fakten bereits bekannt. Du hältst dich also besser an die Wahrheit, es sei denn, du willst, dass ich schlechte Laune bekomme.“
    Jethro nickte. Plötzlich hatte er es eilig, alles auszuplaudern. „Das East End. Spitalfields. Wir haben das ganze Viertel abgeriegelt. Nichts kommt ohne unser Wissen an dem Sperrgürtel vorbei. Er sitzt in der Falle. Es gibt keinen Ausweg für ihn.“
    Sanguin grinste. „Jethro, du warst ein überaus hilfreicher Gefangener.“
    „Werden Sie … werden Sie mich jetzt gehen lassen?“
    Sanguins Grinsen wurde breiter. „Wo denkst du hin!“
    Jethro, der zweite Jethro, lag zwischen dem Unrat und Abfall Londons tot in der Gasse. Der Boden unter Sanguins Füßen bekam Risse und zerbröckelte, und Sanguin versank in den kalten Armen der Erde. Er grub sich hinunter in die rabenschwarze Nacht, in eine Dunkelheit, die kein menschliches Auge durchdringen konnte. Er beobachtete, wie Erde und Gestein sich unter ihm verschoben und die einzelnen Krumen und Bröckchen sich zu Strömen verbanden. Sie schlängelten um ihn herum wie ein Schwärm Fische, während er immer tiefer sank.
    Er hielt einen Augenblick inne und lauschte dem Geräusch der Vibrationen, die lauter als jede Stimme zu ihm sprachen. Dann ging er waagerecht nach links weiter. Er wurde langsamer, als die Erde sich teilte, sich wie eine Tür für ihn öffnete, und grelles Licht auf seine Sonnenbrille fiel. Da Sanguin keine Augen hatte, die schmerzen könnten, ging er weiter, betrat den Bahnsteig und spürte, wie sich die Wand hinter ihm wieder schloss. Der Bahnsteig war fast leer; lediglich fünf Personen warteten hier, und keine hatte sein Erscheinen bemerkt.
    Das Rumpeln unter seinen Füßen verstärkte sich, sagte ihm, wie weit der Zug noch entfernt war und wie schnell er fuhr. Dann hörte er ihn näher kommen, und Augenblicke später sah er ihn auch auftauchen und hörte das Kreischen der Bremsen. Die Türen öffneten sich. Leute stiegen aus, Leute stiegen ein. Sanguin schnippte ein paar Erdkrümel von seiner Schulter und schlüpfte durch die Tür, bevor sie sich wieder schloss. Der Waggon war leer, und er setzte sich.
    Um Tanith machte er sich keine Sorgen. Sie würde entkommen. Dessen war er sich sicher. Wahrscheinlich hatte sie die Sensenträger ganz schön an der Nase herumgeführt, war dann verschwunden und hatte dabei noch spöttisch gelacht. Bald würde er sie treffen, sie würden sich in die Arme fallen und küssen. Er würde ihr übers Haar streichen, und sie würde ihm erzählen, wie viele Sensenträger sie umgebracht hatte. Sie war genau so, wie er sich eine Frau immer gewünscht hatte. Schön, klug, stark und ein bisschen verrückt.
    Sicher, sie hatte sich mit Leib und Seele dieser Darquise verschrieben, dieser Frau, von der sämtliche Hellseher geträumt hatten, dieser Frau, die das Ende der Welt herbeiführen würde. Tanith hatte einen Blick in die Zukunft getan, und der Restant in ihr freute sich auf die kommende Vernichtung und Zerstörung. War es normal, jemanden zu lieben, der mithelfen wollte, die Erde zu vernichten? Sanguin gab offen zu, dass es wahrscheinlich nicht normal war. Und er wusste auch, dass sie ihm noch etwas verheimlichte, und zwar, wer diese Darquise war und woher sie kommen würde. Mit diesem winzigen Fitzelchen Information hielt sie hinterm Berg. Er ließ es ihr durchgehen. Es machte ihm nichts aus. Die Leute hatten schließlich alle irgendwelche Geheimnisse. Er hatte auch Geheimnisse. Aber abgesehen davon waren sie wie füreinander geschaffen. Seelenverwandte. Komplizen.
    Und wenn diese Eskapade vorbei war, würde er sie fragen, ob sie ihn heiraten wollte.

DREI
     
     
    Die Stufen nach unten waren aus Stein, alt und kalt und rissig. Die Treppe war schmal, und die Wände zu beiden Seiten wanden sich mit ihr hinunter in die Dunkelheit. Die Eltern des Mädchens sprachen nicht viel. Ihr Vater ging voraus, die Mutter hinterher und das Mädchen dazwischen. Die Luft war eisig. Es war totenstill. Seit sie die Docks erreicht hatten, hatte ihre Mutter sie nicht mehr angeschaut. Das Mädchen wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte.
    Am Fuß der Treppe lag ein Flur. In ihren Augen war es ein Flur wie jeder andere auch. Eben und fest und breit, wenn auch genauso alt und kalt wie die Stufen und die Wände und die niedrige Decke, die dafür sorgte, dass das Erdreich sie nicht erdrückte. Das Mädchen war nicht gern unter der Erde. Schon jetzt sehnte sie sich

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