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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ein Diadem unters Kopftuch steckt?«
    Barbarossa, der Mann mit dem schütteren Vollbärtchen, nickte, sichtlich betroffen. »Stimmt, daran habe ich nicht gedacht.«
    Otto jedoch wischte lächelnd alle Einwände zur Seite. »Ihr könnt unbesorgt sein. Die meisten haben ihr übriges Taschengeld in Schmuck angelegt. Wann sonst sollten sie diesen tragen, wenn nicht zu einem Ball? Du kannst versichert sein, mein lieber Titus, daß die Damen zu jedem Schmuck auch ein entsprechendes Kostüm finden. In unserem Fall allerdings sind alle Sorgen unbegründet, denn das Hosengenie de la Monte hat bestimmte Vorstellungen von dem, was er will. So will er zum Beispiel, daß sein winterlicher Ball im Abendanzug stattfindet. Mit anderen Worten, wir werden durchweg nur auf Abendkleider und Smokings stoßen. Aber laß mich noch ein Wort zu Schmuck und Gelegenheit sagen: Im Sommer war ich Gast einer Mitternachts-Lampion-und-Bade-Party, zu der der dominikanische Botschafter geladen hatte. Er wünschte Festbekleidung: Badehose bei den Herren, Badekleidung bei den Damen. Es ist ein wahres Wunder, daß manche Damen im Bikini schwimmen konnten. Sie trugen so viel Schmuck an den Fingern, daß man befürchten mußte, sie würden sofort untergehen.«
    »Wie gut kennst du diesen Textilbaron eigentlich, Otto?« wollte Napoleon wissen.
    »Ich würde sagen, sehr gut. Ich bin schon jetzt überzeugt davon, daß Madame de la Monte ein schneeweißes Abendkleid tragen wird.«
    »Warum ausgerechnet ein schneeweißes?« wunderte sich Barbarossa, der Zartbärtige.
    »Damit ihre sündhaft teuren schwarzen Perlen in drei Reihen entsprechend zur Geltung kommen. Philipe hat dafür ein Vermögen bezahlt.«
    Die Männerrunde schmunzelte. Es konnte gar nicht teuer genug sein, schließlich hatten sie ja etwas vor.
    Otto fuhr fort:
    »Zu den Details. Im Gegensatz zu unseren Opfern werden wir uns kostümieren. Und was würde besser zu uns passen als die Maske der Harlekine. Was haltet ihr von meinem Vorschlag?«
    Die fünf applaudierten.
    Und Titus’ Stimme donnerte: »Fünf Harlekine feierten Fasching! Das gibt eine hübsche Schlagzeile. Wir sollten uns von den Zeitungen Honorare geben lassen.«
    Wieder lächelten sie alle gemeinsam.
    »Die Einladungen lauten auf zwanzig Uhr. Das bedeutet, daß etwa gegen 21 Uhr alle versammelt sein werden.«
    »Bis auf dich!« warf Cäsar ein.
    »Bis auf mich. Aber — ich fehle sozusagen >entschul-digt<.«
    »Und wo hast du den Treffpunkt vorgesehen?«
    »Wir werden uns nach und nach in der Garage hinter dem Haus versammeln.«
    »Ist die denn unverschlossen? «
    »Ich habe für den Seiteneingang einen Schlüssel. Von der Garage aus kommen wir in die sogenannte kleine Vordiele. Von dort haben wir über die Küche eine direkte Verbindung in die beiden Salons.«
    Ottos Blicke blieben an Cäsar hängen, der sichtbar ein Problem zu bewältigen versuchte.
    »Cäsar, woran kaust du?«
    »Du hast recht. Zwei Dinge sind mir noch nicht klar. Das eine ist deine Stimme, die ja im Haus de la Monte bekannt ist, das andere... du hast noch mit keinem Wort erwähnt, wie wir die Personalfrage lösen. Diesmal wird doch wesentlich mehr Personal im Hause sein als bei den vergangenen Fällen.«
    Titus und Barbarossa knurrten Beifall.
    Napoleon dagegen gab zu, daran mit »keiner Wimper« gedacht zu haben. »Ich bin wirklich ein mieser Napoleon«, jammerte er. »Der echte würde sich wohl im Grabe umdrehen, könnte er sehen, was ich für ein kläglicher Feldherr bin.«
    Otto grinste erheitert. Dann deutete er auf Cäsar:
    »Dort sitzt der Oberharlekin!«
    »Ich?« Cäsar verzog das Gesicht. »Ich mag ein guter Komplize sein, aber als Anführer tauge ich mit Sicherheit nicht viel.«
    Otto schüttelte den Kopf. »Du irrst! Du bist der geborene Stellvertreter! Ich werde während der ganzen Harlekinade keinen Seufzer von mir geben. Und was das Personal anbetrifft, so mache ich mir die allerwenigsten Sorgen. Bei all unseren Unternehmungen konnten wir feststellen, daß das Personal nicht bereit war, seine Haut für die Herrschaften zu riskieren.«
    »Sie fallen höchstens in Ohnmacht«, grinste Titus, und alle wußten, daß er auf jene dicke, kleine spanische Köchin anspielte, die beim Anblick ihrer Schießeisen auf die teuren italienischen Kacheln gesunken war.
    »Stimmt«, nickte Otto und erinnerte auch gleich an das Dienstmädchen im oberbayerischen B., das vor Schreck von einem fürchterlichen Schluckauf heimgesucht worden war.

    Eine Stunde saßen sie

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