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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wenn auch im Augenblick betont mißbilligend.
    »Ich habe verdammt das Gefühl, daß Sie rückwärts auf Händen hergelaufen sind...«
    »Nö, ich habe mich vor dem Start nur noch mal ernsthaft gefragt, ob ich wieder mal irgend jemandem auf die Hammerzehen getreten bin.«
    Mollenbek verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. »Daß Sie Ihr ständig schlechtes Gewissen noch schlafen läßt, grenzt an Wunder. Aber Sie können beruhigt sein, es ist nichts Unangenehmes. Sie sollen lediglich einen Besuch im Gefängnis machen.«
    Hiller schloß die Augen und lehnte sich gegen die Wand. »Gefängnis...« murmelte er.
    »Mein Gott, nun stellen Sie sich nicht so an. Ich sprach von Besuch, nicht vom Einsitzen.«
    »Und mir fielen bei diesem Wort sofort die beiden roten Ampeln von gestern ein.«
    Mollenbek atmete laut aus. »Vielleicht können Sie zur Abwechslung mal ernsthaft sein. Zur Sache: Es ist mir nach einigem Hin und Her gelungen, eine Besuchserlaubnis zu bekommen. Ich möchte gern unsere Reihe >Nach dem Urteilsspruch< wieder aufnehmen. Und zwar mit dem spektakulärsten Kriminalfall der letzten Jahre. Na???«
    »Was na?«
    »Klingelt’s da nicht bei Ihnen?«
    »Kein bißchen... sollte es denn?«
    »Sie wissen also wieder mal nicht, worauf ich anspiele.«
    »Sieht so aus...«
    »Nun setzen Sie sich endlich. Ihr Herumgeschabe an der Wand macht mich ganz nervös.«
    Hiller lächelte und kam der Aufforderung nach. »Sie sollten Milch trinken. Milch vertreibt jegliche Nervosität...« Mollenbek schüttelte sich. »Mir wird schlecht, wenn ich Milch nur ansehe. Sie haben über den Fall damals sogar eine Glosse geschrieben...«
    »Ach«, erinnerte sich Hiller jetzt, und in seine Augen trat erstes Interesse, »Sie meinen den stellvertretenden Staatssekretär, der seine Freunde aus der High-Society so herrlich schamlos ausgeplündert hat.«
    »Das >herrlich< hätten Sie ruhig weglassen können. Genau der ist gemeint. Sie werden ihn morgen interviewen, natürlich nur, wenn Sie wollen.«
    Hiller nickte. Und es klang direkt beschwingt, als er erwiderte:
    »Das wird mir nicht nur eine große Ehre sein, sondern ein noch größeres Vergnügen. Wie viele Fortsetzungen darf ich liefern?«
    »Das kommt darauf an, wieviel Stoff Sie aus ihm herauskitzeln.«
    »Ab wann darf ich kitzeln?«
    »Die Besuchszeit ist auf 15 Uhr bis 15.30 Uhr festgelegt. Ich hoffe jedoch fest, daß wir darüber hinaus noch ein paar Termine mehr bekommen.« Mollenbek räusperte sich. »Vielleicht läßt es sich einrichten, daß Sie ausnahmsweise einmal pünktlich sind. Denken Sie daran, daß man zwar zu einer Kinovorstellung zu spät kommen kann, aber nicht zu einem Besuch im Gefängnis.«
    Fred Hiller strahlte Mollenbek an. »Das war eine starke Rede, Chef. Ich werde pünktlich sein!«

Der Besuch

    Fred Hiller versuchte, mit seinem Begleiter Schritt zu halten, während er andererseits bemüht war, die Beklemmung, die die Umgebung auf ihn ausübte, zu verdrängen. Der Vollzugsbeamte neben ihm steuerte auf eine braungestrichene Tür zu, die nur aus der Entfernung den Eindruck machte, als sei sie aus Holz.
    Es schallte, als der Schlüssel ins Schloß gestoßen wurde.
    Ein Raum, dessen Kühle Hiller frösteln ließ, tat sich vor ihm auf. Ein Tisch und drei Stühle stellten die gesamte Einrichtung dar.
    »Bitte, wenn Sie schon Platz nehmen wollen, ich hole inzwischen den Häftling«, sagte der Beamte. Er sagte es distanziert, und es klang sehr unpersönlich.
    »Halt, einen Augenblick noch...« rief Hiller, und als ihn der Mann mit dem Schlüssel fragend ansah, hob er ein wenig ratlos die Schultern.
    »Sagen Sie, Herr Wachtmeister, gibt es irgendwas, was ich beachten muß? Ich meine, dem Häftling gegenüber. Hat er irgendwelche Macken? Besteht eventuell die Gefahr, daß er mir an die Krawatte schwebt oder ähnliches? Gibt es ein spezielles Thema, das ich besser nicht anschneide?«
    Der Beamte deutete ein Lächeln an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß Sie sich in dieser Richtung Sorgen machen müssen. Ich habe diesen Mann noch nie anders erlebt als höflich, zuvorkommend und immer freundlich. Er unterscheidet sich sehr wohltuend von der Masse der anderen.«
    »Aha... Glauben Sie, daß eine bestimmte Absicht dahintersteckt?«
    »Wer kann schon in die Menschen hineinsehen, Herr Hiller. Aber wenn Sie wollen, bleibe ich gern während der Besuchszeit bei Ihnen.«
    »Um Gottes willen«, wehrte Hiller äußerst bestürzt tuend ab. »Mein Chef bringt es

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