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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Seite.
    »Vielleicht hätten Sie auch dafür gesorgt, daß ich mich ebenfalls aufhänge, wäre Ihnen bekannt gewesen, daß auch ich Kaisers Geheimnis kannte. Ja, Herr Marussen, erinnern Sie sich noch an die Formulierung Kaisers vom >jetzt sei es soweit    Marussens Augen hingen unbewegt an Boranskys Lippen. Nicht die kleinste Regung verriet, was in ihm vorging. Boransky fuhr fort:
    »Spätestens nach dem Tod Kaisers stand es für mich fest: Ich würde mein Wissen nicht der Staatsanwaltschaft mittei-len, sondern für mich verwenden. Ich beschloß, Sie zu töten. So wie Sie fast täglich mit Ihrem Heroin Menschen töten, wie Sie Kaiser töteten. Doch später änderte ich meinen Entschluß. >Warum töten?< fragte ich mich. Eine solche Rache ist viel zu kurz, Sie spüren ja hinterher nichts mehr. Ich werde Sie dort treffen, wo Sie am empfindlichsten sind, wo es Sie schmerzt, wo man Leute Ihres Kalibers am härtesten trifft: an der Brieftasche. Ich werde Ihnen ein Eckchen Ihres Reichtums abzwacken. Ich verlange eine halbe Million! Bar und innerhalb von achtundvierzig Stunden. Ich verlange das Geld nicht für mich, sondern für ein Mädchen namens Aida, das während einer Opernaufführung zur Welt kam und das seit geraumer Zeit keinen Vater mehr hat, weil es jemanden wie Sie gibt. Jetzt dürfen Sie sagen, was Sie für notwendig halten.«
    Marussens zur Schau gestellte Gleichgültigkeit wurde von einem bösen Lächeln abgelöst. Das aristokratische Gesicht hatte sich in eine verzerrte Grimasse verwandelt. Und der Klang seiner Stimme war von warm und freundlich auf rauh und heiser übergegangen.
    »Wie in einem zweitklassigen Krimi. Sie sollten sich schämen, junger Mann!«
    »Ich wollte hören, wie, wo und wann ich das Geld in Empfang nehmen kann!« erwiderte Boransky, und er haßte sich dafür, daß sich auf seiner Stirn, seinem Rücken und seinen Handflächen Schweiß bildete.
    »Und noch etwas möchte ich Ihnen sagen, Herr Marussen: Für den Fall, daß Sie auf den Gedanken kommen sollten, das Problem auf dieselbe Art und Weise aus der Welt schaffen zu wollen wie das Problem Kaiser, habe ich vorgesorgt. Ein Bericht mit allen Einzelheiten liegt bei einem Anwalt. Wenn mir irgend etwas zustößt, ist der Anwalt angewiesen, das Material der Staatsanwaltschaft zur Verfügung zu stellen.«
    Ein faunisches Grinsen entstellte Marussens Gesicht.
    »Ich sag’s ja, wie im Film. Nur, es ist kein zweitklassiger, es ist ein dritt-, ein viertklassiger. Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, Sie Märchenerzähler. Entweder sind Sie wirklich geisteskrank, oder Ihr Freund Kaiser wollte Sie mit einem Grusical besonderer Art unterhalten. Ich bin Antiquitäten- und kein Rauschgifthändler!«
    »Und die Leibwache da draußen bewacht den Holunder!« höhnte Boransky.
    Marussen erhob sich, knöpfte den maßgeschneiderten Einreiher zu und fragte kalt:
    »Noch etwas?«
    »Mein Schweigen ist Ihnen also keine halbe Million wert?«
    »Schweigen?«
    »Ja, mein Schweigen!«
    »Reden Sie, soviel Sie wollen, Herr Boransky, wenn es Ihnen Spaß macht. Wenn es mir keinen Spaß mehr macht, erfahren Sie es rechtzeitig von meinem Anwalt.«
    »Sie machen auf Unschuld, was? Warum rufen Sie nicht einfach die Polizei und zeigen mich an wegen versuchter Erpressung?« höhnte

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