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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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    1 Uhr 35
    Pauquets Hand glitt blitzschnell in die Tasche. Von irgendwoher näherten sich Schritte. Ein Schatten war neben seinem Fenster...
    »Monsieur, wir hatten über die Jagd gesprochen...«
    »Kommen Sie herein!«
    Was Pauquet erkannte, als sich der Fremde auf den Sitz neben ihm schob, war ein dunkler Trenchcoat mit aufgestelltem Kragen und ein weit ins Gesicht gezogener weicher Hut. Er schaltete die Zündung an und ließ die Fenster wieder hochgleiten.
    »Sie wollen mir also ein Geschäft vorschlagen. Darf ich fragen, wer Sie an mich verwiesen hat, Monsieur?«
    Der Fremde zu Pauquets Rechten schwieg eine Weile. Es war, als müsse er ernsthaft über diese Frage nachdenken. Dann sagte er leise:
    »Ein Gentleman, dem Sie vor zwei Jahren geholfen haben, seinen…« Er verstummte.
    »Und wer sind Sie?« wollte Pauquet wissen.
    Bewegung kam in die Stimme des anderen.
    »Sie erhalten einen Auftrag und ein Honorar in zufriedenstellender Höhe. Meine Person ist für Sie völlig uninteressant.« Und mit einem rauhen Unterton fügte er hinzu: »Ich frage Sie schließlich auch nicht, was Sie dazu drängt, sich auf derartige Geschäfte einzulassen.«
    Pauquets Stimme war plötzlich ohne jegliche Verbindlichkeit. Hart und kalt kam seine Antwort: »Ich habe zwei Leidenschaften, Monsieur. Eine, die nur wenig kostet, das ist das Malen, und eine, die fast unbezahlbar ist: das Sammeln von Antiquitäten. Denn nur in der Vergangenheit liegen die Werte der wahren Kunst... Sie brauchen mir nicht zu widersprechen, ich weiß, daß es sich dabei um meine ureigenste Ansicht handelt... Und nun zu Ihnen, Monsieur: Wissen gibt Sicherheit! Und Sicherheit ist die Voraussetzung bei meiner... nun, sagen wir, unmoralischen Nebenbeschäftigung. Wenn Sie sich meiner bedienen wollen, muß ich Ihre Identität kennen. Andernfalls werden sich unsere Wege in diesem Augenblick wieder trennen!«

    Zwei geschlagene Minuten lang war nur das automatische Aufziehen der Autouhr zu hören. Dann holte der Mann neben Pauquet tief Luft.
    »Ich bin Honoré de Boullier!«
    »Der Alleininhaber von zwölf Großbrauereien!« Es hörte sich an, als bereite diese prosaische Feststellung Georges Pauquet körperliches Mißbehagen.
    »So ist es!« sagte de Boullier. Und sarkastisch: »Ich sehe, Sie sind nicht nur über Antiquitäten informiert.«
    »Ihr Angebot!« forderte Pauquet eisig. »Einhunderttausend!«
    »Francs??«
    »Schweizer Franken!«
    »Wer ist es?«
    »Clint Sherwood!« De Boullier schluckte schwer, nachdem er den Namen ausgesprochen hatte.
    Georges Pauquet wandte ihm den Kopf zu. Verwundert betrachtete er den dunklen Schatten an seiner Seite.
    »Clint Sherwood, der englische Motorradrennfahrer? Ist er nicht mit Ihrer Tochter verlobt? Und lebt er nicht in Ihrem Haus?«
    »Ja... Fragen Sie mich nicht nach Gründen. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Ich habe wochenlang, ja monatelang nach einer anderen Lösung gesucht. Es gibt keine...« Seine Stimme war jetzt heiser. »Monsieur Pauquet, es muß nach Selbstmord aussehen!«
    Georges Pauquet verzog angewidert das Gesicht. »Ich verstehe absolut nichts von Technik. Schon gar nichts von Rennmotorrädern... Ich habe schon Schwierigkeiten bei meinem Rasenmäher!«
    De Boullier holte einen Plastikbeutel aus der Tasche und hielt ihn Pauquet hin. »Seine Pistole...«
    »Und wo soll es geschehen? Haben Sie vielleicht auch schon einen Plan?«
    Der Millionär nickte. Pauquet ahnte das Nicken mehr, als daß er es erkannte.
    »In vierzehn Tagen findet in Österreich ein Rennen statt... Sherwood hat die abergläubische Angewohnheit, zu jedem Rennen allein im eigenen Wohnwagen zu reisen. Meistens ist er schon drei Tage vor Beginn der Veranstaltung an Ort und Stelle und sucht sich in der Nähe der Rennstrecke einen abgelegenen Flecken, wo er seinen Wagen aufstellt. Er nennt es >Rennklausur<. Das wäre die richtige Umgebung!«
    »Und Sie sind sicher, daß er allein reist?«
    »Absolut sicher!«
    »Hätte er einen Grund zum Selbstmord?«
    De Boullier schien wieder zu überlegen. »Mein Gott, Grund zum Selbstmord... Wer kann schon in einen anderen Menschen hineinsehen, Monsieur Pauquet?«
    »Haben Sie keine Angst, in etwas verwickelt zu werden?« fragte dieser dagegen.
    »Bei einem Selbstmord? Nein... Man hat mir gesagt, daß Sie Ihr Geschäft verstehen. Warum sollte ich dann Angst haben... Nehmen Sie meinen Auftrag an?«
    Als Georges Pauquet antwortete, klang es, als verteidige er sich vor einem unsichtbaren

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