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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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kein Wort, Ascot!« sagte Akeridge bebend. »Wir werden ein Duell austragen!«
    »Wir — werden — ein — Duell — austragen?« In diesem Augenblick glaubte der Münzhändler endgültig sicher zu sein, daß sein ehemaliger Partner den Verstand verloren hatte. »Du hast dich nicht verhört: Wir werden ein Duell austragen!«
    »Ich besitze keine Waffe!«
    Murphys freie Hand fuhr wieder unter das Cape. »Hier... Es ist das gleiche Modell wie diese. Ich vermutete, daß du dein Gewächshaus nicht bewaffnet aufsuchen würdest.« Hastig rief Akeridge: »Den Schlüssel zum Blockhaus hat der Gärtner.« Gleichzeitig fielen ihm jedoch die zugeschlagenen Fensterläden ein. Resignierend ließ er die Schultern hängen. Hatte er noch eine Wahl?
    »Der Schlüssel des Blockhauses steckt im Schloß!«
    »Woher soll ich wissen, ob die Waffe, die du mir geben willst, auch geladen ist?«
    »Die Furcht scheint die Funktionen deines Verstandes außer Kraft gesetzt zu haben. Wäre ich gekommen, um zu töten, lebtest du schon seit einiger Zeit nicht mehr. Laß uns gehen, John! Ich werde dir den Lauf meiner Waffe in den Rücken drücken. Solltest du auch nur einen Laut von dir geben oder versuchen wegzulaufen, werde ich dir ohne Skrupel in den Rücken schießen!«
    Es war ein später Abend, fast ohne Geräusche. Nicht der leiseste Luftzug ließ die Blätter der Bäume und Büsche flüstern und wispern, wie das sonst der Fall war.
    Ascot Murphy hatte Akeridge angewiesen, den Weg über den Rasen zu nehmen, da das Gehen auf dem grobkörnigen Kies zu viel Geräusch verursachte.
    In Akeridges Kopf wirbelte es durcheinander.
    Was konnte er tun?
    Weglaufen?
    Er spürte schmerzhaft den Druck des Pistolenlaufes zwischen den Schulterblättern. Nein, das war keine Lösung. Er wäre ohne die geringste Chance ein toter Mann. Schreien? Wer sollte ihn hören?
    Noch zwanzig Meter bis zur Blockhütte...
    Noch zehn...
    Fünf...
    Einer der Fensterläden hatte sich gelöst und stand einige Handbreit offen. Auch Ascot sah es, doch es störte ihn nicht. Sie hatten die Tür erreicht.
    »Tritt ein und schalt das Licht an!« befahl Murphy.
    »Die Hütte hat kein Licht!« erwiderte Akeridge und erkannte im gleichen Augenblick das Überflüssige und Sinnlose seiner Behauptung. Die Ausweglosigkeit ließ ihm die Knie weich werden, und unwillkürlich krallten sich seine Finger um die Klinke der Tür. Das Hämmern des Herzschlags dröhnte in seinen Ohren. Er würde die Tür nicht öffnen.
    Der Druck in seinem Rücken verstärkte sich.
    »Der Schalter befindet sich links neben der Tür!«
    Licht flammte auf. Ascot Murphy stieß John Akeridge vorwärts. »Stell dich neben das Fenster!«
    Akeridge gehorchte. Doch während er zur angegebenen Stelle schritt, fühlte er plötzlich unbändigen Lebenswillen. Das Zittern seiner schweißnassen Hände ließ nach... Murphy hatte sich neben der geschlossenen Tür aufgebaut. Knappe fünf Meter trennten die beiden Männer voneinander. Die Waffe in Murphys Rechten war starr auf Akeridge gerichtet. Jetzt fuhr seine linke Hand unter das Cape und holte eine zweite Pistole hervor. »Welche willst du?« Akeridge versuchte den dicken Kloß in seinem Hals runterzuschlucken, und trotz des Willens, sich zu verteidigen, flüsterte er: »Ich bin nicht in Übung, Ascot!«
    Murphys Lippen verzogen sich ebenso höhnisch wie angeekelt. »Ich hatte ebenfalls neun Jahre keine Zeit zum Üben. Noch einmal: Welche Pistole willst du?«
    »Die... die rechte!«
    Murphy nickte. »Ich werde sie dir hinwerfen! Sie ist gesichert. Während du dich nach ihr bückst, wird meine Waffe auf dich gerichtet sein. Du hebst sie auf und läßt den Arm mit ihr herunterhängen...«
    »Und das nennst du Chance...«, hauchte Akeridge kaum hörbar.
    »Achtung...« Ascot warf die Pistole, sie schlug auf, rutschte noch ein paar Zentimeter und blieb dann direkt vor Akeridges Füßen liegen.
    »Bück dich... Und tu nichts überhastet...«
    Akeridge bückte sich...
    »Richte dich langsam auf... Ich beobachte deine Finger, versuche keinen Trick. Laß den Arm durchhängen...«
    »Ich will nicht sterben, Ascot! Ich...«
    Ascot Murphys Augen schienen zu glühen.
    »Ich bringe meinen Arm nun in die gleiche Ausgangsposition... Sooo... Bei eins werde ich meine Waffe ebenfalls sichern, dann zwei, und bei drei schießen wir! Hast du alles verstanden, John Akeridge?«
    Der Münzhändler nickte stumm.
    Alle Empfindungen, Überlegungen, alles Suchen nach Möglichkeiten des Entkommens waren

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