Lange Finger - flinke Beine
Hill, sondern zu Brakley gehörte.
Sie hatten sich erfrischt, eine Kleinigkeit gegessen und den Kellner über die diesjährigen möglichen Anglererfolge ausgefragt. So, wie es sich für Auto-Angeltouristen gehörte. Anschließend verschwand Ascot Murphy auf seinem Zimmer, während Ben zum Tanken fuhr.
Es war bereits 18 Uhr durch, als Ben Murphy Ascots Zimmer betrat.
»Schläfst du?« fragte er leise, als er seinen Bruder noch immer auf dem Bett liegen sah.
»Nein!« erwiderte Ascot und öffnete die Augen. »Ich habe nur ein bißchen nachgegrübelt.«
»Du willst also wirklich nicht mitkommen?«
Ascot winkte ab. »Fahr nur allein und prüf, ob alle Angaben noch zutreffen.«
»Aber es wäre doch besser, du könntest dir selbst ein Bild machen von allem, bevor du...« Ben verschluckte den Rest.
Sein Bruder schwang die Beine vom Bett und richtete sich auf. Er streckte sich, unterdrückte ein Gähnen und sagte dann: »Ich habe ein fast fotografisches Gedächtnis, Kleiner. Was du mir erzählst, werde ich in Bilder umsetzen und diese Bilder nie wieder vergessen. Wann wirst du zurück sein?«
»Wenn alles gutgeht, gegen 10 Uhr. Und was tust du inzwischen?«
»Ich werde mich beschäftigen, Kleiner!« Ascot erhob sich, packte seinen Bruder an den Schultern und schüttelte ihn fast zärtlich. Ein warmes Leuchten war in seinen Augen. »Ich schulde dir eine Menge. Hoffentlich kann ich das mal wieder gutmachen... Jetzt verschwinde und laß dich dort nicht sehen. Vor allen Dingen nicht von dieser Mabel...« Ben Murphy nickte stumm. Einen Augenblick lang sah es aus, als wolle er noch etwas sagen, doch dann wendete er sich abrupt um und verließ das Zimmer.
Fast das gleiche Bild.
Wieder lag Ascot auf dem Bett, als Ben eintrat. Der einzige Unterschied bestand darin, daß jetzt die kleine, primitive Nachttischlampe brannte.
»Schon wieder da?« Ascot schien ehrlich erstaunt.
»Ich habe Verspätung, es ist gleich elf!« gab Ben zurück. »So spät ist es...? Mein Gott, ich muß mich erst wieder an das Zeitvergehen gewöhnen... wie an die besseren Manieren. Erzähl!«
Ben Murphy setzte sich zu Ascot aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an.
»Er traf wie immer gegen 19 Uhr ein. Die Zwillinge liefen ihm entgegen. Das taten sie sonst nicht. Ertrug einige Päckchen in der Hand.« Ben Murphy versuchte seinem Bruder in die Augen zu blicken, doch dieser sah starr an ihm vorbei.
Leichthin seine Stimme: »Vielleicht haben sie Geburtstag. Weiter!«
»Als es dunkel war, schlich ich in den Park und versteckte mich im Gerätehaus.«
»Das ist die Blockhütte, stimmt’s?« erinnerte sich Ascot. »Ja. Der Schlüssel steckte wie immer von außen... Er kam heute ziemlich spät. Aber er hielt sich nicht lange im Gewächshaus auf. Höchstens zehn Minuten...«
»Sonst irgendwas Auffälliges?«
Ben schluckte. »Er schien gute Laune zu haben... Ein Mensch ohne Vorahnungen. Er sang auf dem Weg zum Gewächshaus und er pfiff, als er zurückkam... Wann willst du es tun?«
Ascot blickte zur Decke. Lange. Endlich sah er zu seinem Bruder hin, ohne ihn jedoch wirklich zu sehen. »Ich denke, daß morgen ein guter Tag sein wird...«
Und forsch fügte er hinzu: »Aber vorher wollen wir sehen, ob wir etwas fangen. Schließlich sind wir ja der Fische wegen hier.«
Ben erhob sich und trat zum Fenster. Minutenlang sah er hinaus in die Nacht, auf das jetzt schwarz daliegende Meer, das drohend und geheimnisvoll kleine Wellen mit phosphoreszierenden Schaumkronen gegen das Ufer schickte. Leise fragte er dann: »Was soll ich tun, wenn du nicht zurückkommst?«
Ascot antwortete fast fröhlich: »Diese Frage hat dich wohl schon lange bedrückt?«
»Ja...«
»Hör zu, Kleiner, in meiner Nachttischschublade liegt ein Brief. Ein langer Brief mit vielen Einzelheiten und Fakten. Ich habe ihn heute abend geschrieben. Er enthält alle Einzelheiten. Sollte ich bis Mitternacht nicht zurückgekehrt sein, so übergib diesen Brief der Polizei...«
George Garner überlegte und war plötzlich gar nicht mehr so sicher. Unwillkürlich nahm er dabei den Fuß vom Gaspedal. Der Bentley, Baujahr 73, Farbe Creme, reagierte sofort.
Hatte er die hintere Tür der Garage nun verschlossen oder nicht?
Natürlich hatte er... 70 Meilen... 80 Meilen... Vor der Kurve bremste er leicht ab. Im vergangenen Jahr hatte es hier Sir Robert Fornlight erwischt... Da kehrten seine Gedanken schon wieder zu der leidigen Frage zurück. Ich werde von zu Haus Earl Gibson anrufen und ihn
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