Lange Finger - flinke Beine
ausgelöscht. An ihre Stelle getreten war die Bereitschaft zu töten.
»Eins!« rief Ascot und er dachte dabei an Ben Murphy, an die zehn Quadratmeter mit der steinernen Ausdünstung und an das blutüberströmte Gesicht des Diamantenhändlers... »Zwei!« rief Ascot, und es klang drohend.
»Drei!«
Es war nur ein Schuß gefallen. Glas fiel splitternd zu Boden.
John Akeridge wartete, daß das Leben aus ihm entwich. Er sah auf Ascot Murphy, der mit offenen Augen langsam neben der Tür zusammensank, und er sah, wie ihm dabei die Waffe aus den Händen glitt.
Akeridge, taumelnd und von Entsetzen geschüttelt, blickte auf die Pistole in seiner Hand. Er hatte doch nicht geschossen! Er hatte doch nicht... Das Glassplittern. Er fuhr herum und stierte verständnislos auf den Gewehrlauf, der zum Fenster hereinragte.
Die Tür...
Bleich, mit wirren Haaren stand sie mit weitaufgerissenen Augen in der Tür. Ihre Blicke flogen zwischen Akeridge und Murphy hin und her.
»Eileen... Eileen...«, stammelte Akeridge. Er preßte ein paar Atemzüge lang die Augen zusammen, schüttelte den Kopf. War er schon in einer anderen Welt?
Aus dem Mund der jungen, dunkelhaarigen Frau sprudelte es hervor: »Ich... ich wollte dich vom Gewächshaus abholen, da sah ich ihn. Ich wollte schreien. Ich hab zugehört... Ist er tot?«
»Ja, er ist tot. Eileen. Er wird sich mit niemandem mehr duellieren. Er hat mich ausfindig gemacht, hihihihi...« Akeridge stieß ein schrilles, hysterisches Lachen hervor.
Eileen packte ihn am Arm.
»Ich bin ins Haus gelaufen und habe das Gewehr geholt. Als ich wiederkam, sah ich euch aus dem Gewächshaus kommen. Ich versteckte mich hinter der Hütte.« Beschwörend rief sie: »Es war Notwehr, George, wir rufen die Polizei!«
In George Garner, alias Akeridge, kehrte das Leben zurück. Ja, Leben. Er hatte überlebt. Das Schicksal hatte sich erneut gegen Ascot Murphy gewendet.
»Nein, Eileen, nicht die Polizei. Ich erkläre dir später alles... Aber von Murphy zu mir darf es keine Verbindung geben. Wir müssen ihn irgendwo vergraben. Niemand kann nachweisen, daß er hiergewesen ist!«
»Und wenn jemand den Schuß gehört hat?«
»Hat dich jemand gesehen, als du das Gewehr holtest?«
Sie schüttelte den Kopf. John Akeridge war schon wieder der kühl rechnende Realist.
»Wir gehen jetzt ins Haus«, er zwang sich zu einer ruhigen Sprechweise. »Wenn uns jemand nach dem Schuß fragt, ja, wir haben ihn auch gehört. Woher, wissen wir nicht. Gegen 3 Uhr werde ich mich aus dem Haus schleichen und Murphy hinter dem Gewächshaus begraben. Niemand wird behaupten können, daß er je hiergewesen ist ...«
Nach einer schlaflosen Nacht erhob sich Ben Murphy gegen 7 Uhr. Er packte seine und Ascots Sachen zusammen, trank zwei Tassen Tee, bezahlte die Rechnung und machte sich auf den Weg.
Als er über die Schwelle der Polizeistation von Mountain Hill trat, schlug es 8 Uhr. Gegen 11 Uhr trafen zwei höhere Kriminalbeamte aus Aberdeen ein.
Um 13 Uhr fuhren sie alle gemeinsam in den Hof des vornehmen Landhauses von George und Eileen Garner ein...
Ein unheimlicher Besucher
Ein makabres Kriminalstück für drei Gauner, einen Leidtragenden, fünf Unschuldige — mit einer kriminalistischen Schlußfrage.
Beteiligt sind:
ein Münzhändler namens Liner,
dessen hilfsbereite Putzfrau,
eine Verkäuferin,
Mrs. Glovenich, eine Sammlerin,
Gloria, eine nicht mehr ganz junge Fachkraft,
Benson, ihr Kollege,
der Boß,
ein Gaunerfilou namens Pepe und
ein riesenhafter Gauner namens Randy.
Schauplätze:
in und um Oxford herum
Diese hinterhältige Geschichte begann im Liner-Antiquariat in der Packenham-Street. Der Name »Liner-Antiquariat« allerdings war ein wenig irreführend, da der Laden seit gut drei Jahren auch neue Bücher führte. Trotzdem ging, wer ein altes oder schon gelesenes Buch suchte oder verkaufen wollte, zu Liner.
So auch jener junge Mann, Ende Zwanzig, an diesem Tag im Monat Mai des vergangenen Jahres.
Verkäuferin: Bitte, Sir, kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen Sie nach einem bestimmten Buch?
Pepe: Man hat mir gesagt, Sie hätten auch eine Abteilung für fremdsprachige Bücher. Bis jetzt habe ich vergeblich danach gesucht.
Verkäuferin: (lächelnd) Das fremdsprachige Antiquariat befindet sich im Obergeschoß. Ich werde Sie hinführen, wenn Sie mir bitte folgen wollen, Sir!
(Treppensteigen)
Verkäuferin: So, es beginnt hier mit Französisch, dort Spanisch bis Italienisch.
Pepe: Großartig. Ich
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