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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Dr. Severin gesprochen. Seinen Berechnungen nach ist Nadja Cerbak, vom Zeitpunkt ihres Auffindens an gerechnet, seit zwanzig bis vierundzwanzig Stunden tot. Dabei hat er mir wortreich versichert, daß das im Augenblick noch nicht ganz verbindlich sei. Aber nun zu Ihnen, was gibt’s Erfreuliches?«
    »Ich habe die drei Namensfragmente vom Kalenderblatt unter die Lupe genommen. Zuerst Dr. Haralt L. Laut neuestem Telefonbuch könnte es sich dabei um Dr. Haralt Löscher, Patentanwalt, wohnhaft Amselweg 3, handeln. Sein Büro befindet sich in der Marktstraße 12. Ich habe für 17 Uhr einen Termin erhalten!«
    Kommissar Hellwig sah seinen Mitarbeiter einen Augenblick nachdenklich an.
    »Ich weiß schon, was Sie denken«, grinste Roller, »aber Doktor Löscher erwartet keinen Polizisten! Ich habe mich als Erfinder vormerken lassen!«
    »Bravo! Der nächste!«
    »Bernhard C. M. ließe sich eventuell als Bernhard C. Meinert identifizieren, Regierungsdirektor im Finanzministerium. Dagegen gibt’s von der Sorte Martin O. gleich drei: Martin Ocker, Martin Ohl und Martin Obleimer. Der erste, Ocker, scheidet aus, da er seit drei Wochen mit einem Bek-kenbruch im Krankenhaus liegt. In Gips! wie mir versichert wurde. Martin Obleimer betreibt einen Schreibwarenladen in der Beimersheimer Straße, und Martin Ohl ist Bibliothekar in der Landesbibliothek!«
    »Gratuliere!« nickte Kommissar Hellwig. »Jetzt sollte nur noch stimmen, daß die Freunde vom Kalenderblatt dieselben sind, die Sie herausgepuzzelt haben.«
    »Mein linkes Ohr hat mich noch nie im Stich gelassen. Sie sind’s!«
    »So, dann haben Sie wohl auch schon die Reiseroute zusammengestellt?« mutmaßte der Kommissar.
    »Habe ich«, beantwortete Inspektor Roller die Frage. »Wir können gleich aufbrechen, es ist alles vorbereitet. Zuerst knöpfen wir uns den Regierungsdirektor vor. Auf dem Weg zu Doktor Löscher kommen wir an der Landesbibliothek vorbei, wo wir uns mit Herrn Ohl unterhalten können. Über die Beimersheimer Straße und den Papierhändler kehren wir dann wieder zurück.«
    »Der reinste Betriebsausflug«, bemerkte der Kommissar und griff nach seinem Mantel...

    Der Regierungsdirektor Meinert entpuppte sich als kleiner, wohlbeleibter Herr mit Glatze, dicken Brillengläsern und einer etwas krächzenden Stimme. Es schien, als versuche er durch ein eigenartiges Wippen auf den Zehenspitzen von seiner Kleinheit abzulenken. Er war umgeben von einem Dutzend Blattpflanzen und verschiedenen Kakteen und erwartete die beiden Kriminalisten mit über dem stattlichen Bauch gefalteten Händen, die er jetzt allerdings entknotete. Eine davon streckte er Hellwig entgegen. Der Kommissar schüttelte sie mit leichtem Widerwillen. Er haßte dickfleischige, schwitzende Hände, die ihm in völliger Passivität entgegengehalten wurden. Auch Inspektor Roller mochte wohl so empfinden und reagierte auf seine Weise. Herr Meinert verzog bei seinem Händedruck für einen Augenblick schmerzerfüllt sein rundes Gesicht.
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, er wies auf zwei Sessel, »meine Sekretärin sagte mir, Sie kämen vom Innenministerium?« Er versenkte seine Masse in den dritten Sessel.
    »Wir hielten diese Formulierung für besser, da es sich um eine Privatangelegenheit handelt!« meinte Roller.
    »Soll das heißen, daß Sie...« Mißtrauen erfüllte die heisere Stimme, »gar nicht vom Innenministerium kommen?«
    »So ist es, um der Wahrheit die Ehre zu geben!« sagte der Kommissar wieder.
    »A... a... aber das ist ja unerhört«, schnaufte der kleine, fettleibige Regierungsdirektor. »Ich werde sofort...«
    Der Kommissar hob freundlich die Hand. »Trotzdem ist das Innenministerium natürlich unser oberster Dienstherr.«
    Jetzt hat er Ähnlichkeit mit einem geschockten Karpfen, durchfuhr es Roller, und er konnte nicht sagen, warum er sich darüber freute.
    »Ich bin Kriminalkommissar Hellwig, und das ist mein Mitarbeiter Inspektor Roller!« stellte Hellwig vor. »Kriminalkommissar??« dehnte Meinert das Wort zu unnatürlicher Länge, und es schien, als sei er über die Lautstärke der eigenen Worte erschrocken. Bleich und bebend flüsterte er: »Sagten Sie nicht eben, es handle sich um eine Privatangelegenheit ?«
    »Noch!« brummte Roller, und es klang bedrohlich.
    »Wir gehören zur Mordkommission!« wurde Hellwig präziser.
    Meinert schluckte und hielt mit einem Male ein Taschentuch in der Hand. »Was... was habe ich mit der Mordkommission zu tun, meine Herren?« fragte er, und man sah ihm

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