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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Roller!«
    »Polizei?«
    »Warum so nervös, Herr Ohl?«
    »Das... das kommt Ihnen nur so v-vor!« stammelte Ohl. Alle Farbe war aus seinem ohnehin schon blassen Gesicht gewichen.
    »Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
    Martin Ohl deutete nach rechts. »Dort ist ein kleiner Raum.« Er ging voraus.
    Roller schloß die Tür. Anscheinend diente das Zimmer als eine Art Ruhe- und Aufenthaltsraum für das Personal: Stühle, ein altes Sofa, ein Tisch, ein Kühlschrank, ein Propangasherd und ein Waschbecken.
    »Ahnen Sie, warum wir mit Ihnen sprechen wollen?«
    Ohl senkte den Kopf. Leise kam es von seinen Lippen: »Ich weiß, daß ich hätte halten müssen, aber ich war verabredet und wollte nicht zu spät kommen.«
    Hellwig und Roller tauschten einen raschen Blick. »Herr Ohl«, begann dann ersterer, »ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, aber vielleicht entkomplizieren wir die Angelegenheit, wenn ich Ihnen sage, daß wir von der Mordkommission sind.«
    Es riß den schmalen, bleichen Ohl förmlich herum. »Mordkommission???« stöhnte er. »Aber ich habe doch nicht deshalb nicht gehalten, weil ich jemanden überfahren habe...«
    »Es geht hier um kein Verkehrsdelikt, es geht um den plötzlichen Tod einer feinen Dame.«
    »Ich verstehe kein Wort!« Man sah es ihm an. »Was für einer feinen Dame?«
    »Herr Ohl, lassen Sie mich zunächst eine Gegenfrage stellen: Wie gut ist Ihr Gedächtnis?«
    Ohl sah Hellwig nur verständnislos an.
    »Na gut, dann anders: Wären Sie, falls notwendig, in der Lage, die letzten drei bis vier Tage zu rekonstruieren?«
    »Sie meinen... Sie meinen, ich müßte ein Alibi erbringen?«
    »Sie haben es erfaßt!« lächelte Hellwig freundlich.
    »Also gut, mein Gedächtnis arbeitet normal. Wollen Sie mir nicht endlich sagen, worum es sich handelt?«
    »Wie gut kannten Sie Fräulein Cerbak?«
    »Sie meinen Fräulein Nadja Cerbak? Warum sagen Sie kannten?«
    »Sie ist tot!«
    »Sie wurde erdrosselt!« ergänzte Roller.
    Ohl taumelte rückwärts, fiel auf einen Stuhl. Sein blasses Gesicht verzog sich zu einer angewiderten Grimasse.
    »Wir fanden Ihren Namen auf einem Kalenderblatt. Seit wann kannten Sie Fräulein Cerbak?« fragte der Kommissar.
    »Seit ungefähr einem Jahr!« flüsterte Ohl und fuhr sich verstohlen über die Augen. »Sie kam oft in die Bibliothek und lieh sich Bücher aus.«
    »Bücher welchen Inhalts?«
    »Über Okkultismus, Astrologie, Zen-Buddhismus und... über Hellsehen.«
    »Sie besuchten sie gelegentlich?«
    »Manchmal. Ich brachte ihr dann Bücher. Man konnte sich sehr kultiviert mit ihr unterhalten.«
    »Sie waren auch gestern bei ihr!«
    »Ja, ich brachte ihr zwei Bücher.«
    »Hat sie Ihnen Horoskope gestellt?«
    Ohl nickte. »Manchmal... einiges traf ein...«
    »Wie spät war es, als Sie ihr gestern die Bücher brachten?«
    »So gegen elf...«
    »Haben Sie sie getötet, Herr Ohl?« fragte Inspektor Roller, und es klang beiläufig.
    Ohl musterte ihn mit mehr traurigen als betroffenen oder vorwurfsvollen Blicken. »Taktlose Fragen gehören wohl zu Ihrem Beruf...«
    Es war mehr Feststellung als Frage.
    »Und wie steht’s mit Ihrem gestrigen Tagesablauf?« Die Stimme des Kommissars klang gleichbleibend freundlich. »Ich hatte einen Tag Urlaub. Zuerst war ich auf dem Finanzamt, von dort aus bin ich direkt zum Heide-Hochhaus gefahren und habe die Bücher abgegeben.«
    »Titel bitte!« warf Roller ein und zückte Papier und Kugelschreiber.
    »Das eine heißt >Zu den Quellen des Zen< und das andere >Vorauswissen mit PSI<. Diese Bücher müßten Sie in ihrer Wohnung finden. Hier im Haus können Sie den Ausbuchungsvorgang von vorgestern kontrollieren. Anschließend war ich im >Deutschen Haus< essen.« Ohl sah Roller voll ins Gesicht. »Kartoffelpüree mit gebackener Leber.« Wieder zu Hellwig gewandt: »Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich dort gesessen habe. Jedenfalls bin ich anschließend nach Hause und dann...« Ohl stutzte plötzlich, sah Hellwig groß und irgendwie erleichtert an. »Ich kann beweisen, daß ich nicht der Mann bin, den Sie suchen!« Er begann fieberhaft in seinen Taschen zu wühlen. Er sprang auf und ging zu einem Wandschrank. Aufgeregt fingerte er in den Taschen eines Sommermantels herum... Dann ein abgrundtiefer Seufzer. Ohne Triumph hielt er dem Kommissar schließlich ein kleines Stück Papier entgegen. »Hier ist sie. Ich kann es also gar nicht gewesen sein.«
    »Eine Kinokarte...«, murmelte Roller, und der Kommissar: »Eine Kinokarte für die

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