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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Auto hat der Fluß bekommen. Wenn das meine Mutter noch erlebt hätte.
    Jack: (stöhnend/frierend) Es ist aus... wir haben den elegantesten Achsenbruch, den man sich wünschen kann!
    Richard: Wie konnte das geschehen, Jack?
    Jack: Wir sind etwa zwei Meter von der Straße abgekommen. Der Schlag war ein riesiges Loch. Ein entwurzelter Baum hat uns vor dem Umkippen bewahrt.
    Richard: Verdammtes Pech.
    Jack: Es tut mir leid, ich habe noch mehr unangenehme Neuigkeiten. Wir werden frieren müssen, der Benzintank ist so endgültig zum Teufel, daß hier nicht mal mehr ein Kunstschmied helfen könnte.
    Daddy: Stimmt, jetzt merke ich es auch. Der Motor läuft ja nicht mehr.
    Jack: In spätestens einer halben Stunde haben wir hier Gefrierpunkt.
    Miß: Heißt das... ich meine, heißt das, daß wir hier richtig festsitzen?
    Richard: Wie ein verrosteter Nagel im Brett. Tut mir leid, Miß Patter, mit der Adventsfeier wird’s wohl jetzt nichts mehr werden.
    Miß: (tonlos) Aber was wird denn nun aus uns?
    Richard: Im Augenblick bleibt uns nur die Hoffnung, daß irgendwann ein anderer Wagen vorbeikommt. Wenn das Wetter allerdings so bleibt, werden wir darauf noch einige Zeit warten müssen.

    Wir verbrachten die Nacht im Wagen.
    Jedes Stück Stoff, das einen Wärmeeffekt versprach, wurde herausgekramt. Dann versuchten wir, noch enger zusammenzurücken. Jims Humor und Daddys Quasselstrippigkeit halfen, die Stunden zu verkürzen. An Schlaf war ohnehin kaum zu denken.
    Bis zum Morgen hielt der Sturm in unverminderter Stärke an, dagegen hörte der Schneefall auf.
    Die Kälte kroch mit näher rückendem Morgengrauen immer intensiver durch Ritzen und Fugen und ließ uns bibbern und machte jedes Ausatmen zu einer Rauchfahne. Miß Patter, die nach wie vor versuchte, ihre Körperwärme mit der Daddys zu vereinen, sah diesen immer wieder an.

    Miß: Frieren Sie denn gar nicht, Mister Daddy?
    Daddy: Warum?
    Miß: Weil Sie gar nicht mit den Zähnen klappern.
    Daddy: Die habe ich ins Taschentuch gewickelt und weggesteckt. Durch das ewige Klappern werden sie nur abgenützt.
    Miß: Sie sind ein gottloser Mensch, Daddy! Nicht mal jetzt hören Sie auf, mich zu foppen.

    Jaja, das war Daddy, wie er leibte und lebte. Endlich, gegen morgens zehn, ließ der Sturm etwas nach.
    Mit steifgefrorenen Gliedern krochen wir aus dem Auto. Richard hängte das Außenthermometer an die Autoantenne, und schon nach einer Viertelstunde pendelte sich das Quecksilber auf 34 Grad unter Null ein. Ganz in der Nähe entdeckten wir einen riesigen Felsbrocken, dessen oberer Teil überhing und so eine Art Dach bildete. Während Jim begann, den aufgewehten Schnee zur Seite zu schaufeln, suchten wir anderen nach abgeschlagenen Ästen.
    Eine halbe Stunde später loderte ein mächtiges Feuer, dem sich zwölf ausgestreckte Hände entgegenreckten.

    Richard: Tut gut, was?
    Miß : Ich glaube, erfrieren ist mindestens so schlimm wie ertrinken.
    Daddy: (verschmitzt) Ich habe da keinen Unterschied feststellen können.
    Miß: Sie alter Unker! Warten Sie nur ab. Vielleicht stehen Sie schneller, als Sie denken, starr und steif in der Landschaft.
    Daddy: Und so was will eine Lehrerin sein. Statt mir Mut zu machen, wünscht sie mich zum Eiszapfen.
    Jim: Wo Humor ist, ist auch Leben. Trotzdem sollten wir uns um unser Fortkommen Gedanken machen.
    Richard: Jim hat recht. Wir werden einen Postendienst an der Straße einrichten. Wer übernimmt freiwillig die erste Wache?
    Mike: Ich!
    Richard: Okay, Mike. Zieh los und laß dir keinen durch die Lappen gehen. Und du, Jim, gehst mit und bringst ein paar Decken her.
    Daddy: Und den zweiten Kochtopf, Jim!
    Jim: Mach’ ich!
    Richard: Und wir werden uns inzwischen einen größeren Holzvorrat zusammensuchen. Wenn es erst wieder zu schneien beginnt, wird es schwierig mit der Holzsucherei.

    Jim und ich stapften zum Weg zurück. Während Jim die gewünschten Dinge herauskramte, kurbelte ich am Radio herum. Noch gab die Batterie genügend Energie.
    Jim ulkte gerade, daß er sich im Augenblick auch lieber bei der Musik als beim Holzsuchen wärmen würde, als der Sender plötzlich sein Musikprogramm unterbrach. Und wir zwei sahen ganz schön betreten aus bei dem, was wir jetzt zu hören bekamen...
    »Wir unterbrechen für einen Augenblick unser Programm der frohen Stunde und geben einen wichtigen Hinweis für alle Benutzer des Alaska-Highway durch: Bis auf weiteres bleibt die Strecke zwischen Fairbanks und White Horse gesperrt. Durch einen orkanartigen Sturm

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