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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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den blauen Karton zu starren. Und wir waren sprachlos, als sich der geheimnisvolle Inhalt als Transistorradio entpuppte. Und Miß Patters Erklärung, warum sie auch das Weihnachtsgeschenk für den Neffen schon jetzt in Aktion zu setzen beabsichtigte, überrumpelte uns vollends.

    Miß : Ich bin dafür, daß wir jeweils die Nachrichtensendungen einschalten. So erfahren wir mit Sicherheit, wann die Straße wieder befahrbar sein wird. Oder soll vielleicht jedesmal extra einer zum Auto laufen?
    Richard: Ich bewundere Sie, Miß Patter. Sie scheinen schneller mit unserem Pech fertig zu werden als wir.
    Miß : Soll ich Ihnen was verraten, Mister Bradley? Ich muß fortwährend an Ihre Geschichte von der Eisscholle denken. Da sind wir heute doch viel besser dran.
    Daddy: Na, da kann sich der alte Daddy doch nicht lumpen lassen...
    Richard: He, Daddy, wohin?
    Daddy: Zum Wagen! Ich hole das Gewehr und werde für unsere Adventsfeier einen kleinen Braten schießen.
    Richard: Willst du das nicht einem Jüngeren überlassen?
    Daddy: (tut beleidigt) Richard — willst du mich kränken? Du weißt genau, daß ich mich wie dreißig fühle. Zweitens bin ich von uns allen der beste Schütze, und drittens bin ich es Miß Patter schuldig... Topf und Radio — das zusammen ist einfach einen Braten wert!

    Und so geschah es, daß unser Freund Daddy mit dem einzigen Gewehr, das uns zur Verfügung stand, im Wald verschwand.
    So verging über eine Stunde.
    Wir ertappten uns immer wieder dabei, wie wir angestrengt auf einen Schuß warteten. Aber außer dem Wind, der über die Wipfel strich und hier und da dabei Schnee abwehte, und dem Knistern des Feuers war nichts zu hören. Zwei Mann waren ständig dabei, für Holznachschub zu sorgen. Und da in der Nähe bald alles abgegrast war, wurden die Entfernungen, die wir dabei zurücklegen mußten, immer größer. Von Daddy nach wie vor keine Spur.
    Zwei-, dreimal hörten wir aus großer Entfernung das Heulen von Wölfen.
    Es wurde Nachmittag... und fast übergangslos brach die Dunkelheit herein.

    Richard: (unruhig) Ich gäbe sonstwas darum, wenn ich jetzt wüßte, wo sich Daddy herumtreibt.
    Jack: Er wird doch wohl nicht zu Fuß nach White Horse gehen...
    Miß: Hoffentlich ist ihm nichts passiert.
    Jim: Ach was. Unser Daddy hat das Leben eines alten Elefanten; dem passiert so schnell nichts.
    Ri C hard: Trotzdem ist es unverantwortlich von ihm, sich so we it vom Lager zu entfernen.

    Bald schon schlummerte unsere Unterhaltung wieder ein. jeder hing seinen Gedanken nach. Selbst der wieder aufkommende Wind gab kein Gesprächsthema ab... Ohne es auszusprechen, wußte jeder, daß mit Daddy etwas passiert sein mußte.
    Es war gegen 22 Uhr, und wir hatten bereits begonnen, sparsam mit unserem Holz umzugehen, als es geschah. Miß Patter stieß einen lauten Schrei aus...

    Richard: (erschrocken): Was haben Sie denn, Miß Patter?
    Miß :(flüstert entsetzt) Da... sehen Sie...!!??
    Richard: Wo? Ich sehe nichts.
    Mike: Ich sehe auch nichts.
    Richard: Nun reden Sie doch schon!
    Miß :(noch leiser) Sehen Sie es wirklich nicht? Dort, neben dem dicken Baumstamm! Wie sie funkeln... das sind doch Augen!
    Richard: Ein Wolf.
    Mike: Zwei Meter daneben noch einer.
    Jim: Verdammte Schweinerei. Daddy trägt das einzige Gewehr spazieren.
    Jack: Ans Feuer trauen sich die Wölfe nicht. Sie haben Angst vor den Flammen.
    Richard: Stimmt. Aber wenn du dir unseren Holzvorrat ansiehst, kannst du dir ausrechnen, wann sie sich trauen.
    Miß: (ängstlich) Wir hätten eben doch im Wagen bleiben sollen.
    Richard: (ruhig) Keine Sorge, Miß Patter. Uns kann nichts passieren. Wir werden uns jetzt in aller Gemütlichkeit zum Auto zurückziehen. Jim und Jack, ihr nehmt alle Decken und den Thermostopf. Mike, stoß drei große Knüppel ins Feuer. Sobald sie ordentlich brennen, gehen wir los.
    Miß: Wenn nur Mister Daddy bald käme! Was soll er denn machen, wenn wir im Auto sind und er hier draußen? Die Wölfe zerreißen ihn doch.
    Mike: Er hat das Gewehr, Miß Patter. Und Daddy ist wirklich ein guter Schütze.
    Richard: Sobald es losgeht, halten Sie sich dicht an meiner Seite. Sie können völlig unbesorgt sein.

    Nach wenigen Minuten brannten die drei starken Äste lichterloh. Mit raschen Schritten hasteten wir durch den Schnee zum Fahrzeug zurück.
    Zweimal sahen wir dabei im Lichtschein der Fackeln die huschenden Schatten von zwei ausgewachsenen Wölfen. Doch sie trauten sich nicht näher heran.
    Miß Patter hing schwer an Richards linkem

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