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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Ich werd’ verrückt. Sollen wir sie vielleicht aufs Verdeck schnallen?
    Richard: Ja, da ergeben sich eine Menge Probleme.
    Daddy: Wir haben doch, verdammt, keinen Platz mehr!
    Richard: (bedauernd) Ich muß ihm recht geben, Miß Patter. Ich werde wohl ablehnen müssen.
    Daddy: Wer ist denn diese Lady, Richard?
    Miß: (spitz) Ich — wenn Sie es genau wissen wollen!
    Daddy: Ah... dann...
    Richard: Sei still, Daddy!! Also, Miß Patter, es geht beim besten Willen nicht. Der Platz ist so eng, daß selbst wir uns schon einschränken müssen.
    Miß: Haben Sie denn gar kein Mitleid mit mir? Ich bitte Sie tausendmal... ich bitte Sie alle, Gentlemen! Nehmen Sie mich doch bis White Horse mit. Schauen Sie, Mister Bradley, meine Nichte und mein Neffe erwarten mich ganz bestimmt zum Advent. Ich habe es ihnen doch versprochen. Wir feiern jedes Jahr Advent zusammen. Sonst hat mich immer der alte Jonas mitgenommen, aber der hat eine Lungenentzündung... bitte, Mister Bradley, seien Sie nicht hartherzig! Es ist doch nur einmal Adventszeit im Jahr, und das ganze Jahr freue ich mich darauf. Wenn ich... na ja, mehr fällt mir nicht ein...
    Daddy: (murmelt) War ’ne verdammt starke Rede, was?
    Richard: Hm... wir sind ein demokratisches Häufchen... Was meint ihr, Boys?
    Daddy: (böse) Von mir aus kann sie ruhig einsteigen und mich in die Enge quetschen!
    Jim: Ich schließe mich Daddy an!
    Mike: Bin auch fürs Mitnehmen! Vielleicht sieht’s der liebe Gott und hilft uns dafür bei anderer Gelegenheit.
    Richard: Also, Miß Patter, dann soll es sein. Steigen Sie ein!
    Miß: Oh, vielen Dank! Ich werde es Ihnen nie vergessen. Ich muß nur schnell mein Gepäck holen. Ich bin gleich wieder da... Bin gleich zurück...

    Und auf ihren dünnen Beinen stakste die ältliche Miß ebenso schnell davon, wie sie gekommen war. Und wirklich dauerte es nicht lange, bis sie wieder auftauchte. Begleitet von zwei etwa zwölfjährigen Jungen, die ebenso wie Miß Patter selbst an diversen Gepäckstücken schleppten. Daddy schnappte laut schnaufend nach Luft.

    Daddy: Nun seht euch das an! Die bringt ja ein halbes Warenhaus mit. Donner und Doria, wir sind doch kein Stückgutfrachter.
    Jim: Wenn wir das alles mitnehmen sollen, können wir hinterherlaufen.
    Miß: (schnaufend) So, da bin ich wieder.
    Richard: Liebe Miß Patter — was soll dieser Unsinn? Wir sind doch kein Transportunternehmen. Hat Ihnen Mister Hilger nicht gesagt, wie groß unser Transporter ist? Mike: Was schleppen Sie denn in diesen dreihundert Paketen mit?
    Miß: Oh, das sind nur ein paar Weihnachtsgeschenke. Nun seien Sie doch nicht so! (weinerlich) Wo sich meine Nichte und mein Neffe und deren Kinder doch schon so...
    Richard: (stöhnt) Schon gut, schon gut... los, Freunde, füllt die Lücken und Ecken aus.

    Fast zehn Minuten brauchten wir, um den Wust von Paketen, Päckchen und Schächtelchen zu verstauen. Zuletzt reichte uns Miß Patter etwas Quadratisches herein.
    Als Jim ein bißchen zu heftig zupackte, klatschte sie entsetzt die Hände zusammen.

    Miß: Halt, halt — nicht so gewaltsam. Da ist ein Vogelkäfig drin. Ihr verbiegt mir ja die ganzen Stäbe.
    Jim: Haben Sie den Vogel auch mitgebracht?
    Miß: Nein, den kaufe ich erst in White Horse. Da bekomme ich ihn fünf Cent billiger.
    Jim: Und warum kaufen Sie den Vogelbauer nicht auch dort?
    Miß: (hantierend) Der ist hier fünf Cent billiger.
    Richard: So, alles fertig?
    Mike: Ja, unseretwegen kann es losgehen.
    Miß: Von mir aus kann es auch losgehen.
    Richard: Dann heb mal langsam ab, Jack, und nimm Kurs auf Edmonton.

    Die ersten fünfzig Meilen ging alles gut. Doch dann kam Jim auf den Einfall, Musik hören zu wollen.
    Jack stellte das Autoradio an und suchte auf der Skala nach zünftigem New-Orleans-Jazz. Selbst Daddy ließ im Rhythmus des Taktes den Kopf wippen. Das so lange, bis er plötzlich das gequälte Grimassenschneiden seiner Nachbarin bemerkte.

    Daddy: Ist irgendwas nicht in Ordnung? Haben Sie vielleicht Bauchschmerzen?
    Miß: Eine gräßliche Musik!
    Daddy: Ach, die Musik gefällt Ihnen nicht?
    Miß: Machen Sie doch den Apparat aus. Wer soll denn solchen Krach aushalten.
    Jim: Wir!
    Miß: (beleidigt) Ein bißchen Rücksichtnahme ist ja nicht zuviel verlangt — oder?
    Richard: Mach aus, Jack! Wir sind doch Gentlemen!
    Daddy: (mault) Das sehe ich aber, verdammt, nicht ein.
    Miß: Ausgerechnet Sie!
    Daddy: Was wollen Sie denn damit sagen: ausgerechnet ich, he?
    Miß: Daß Sie sich unnötig breitmachen. Man kann gar

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