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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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dann
besser fühlst.«
    »Hast du mich deshalb gestern
nacht auf dem Parkplatz gefragt, ob ich tagsüber frei sei?
    »Ja.«
    »Es hätte also jeder sein können,
solange er nur die richtige Arbeitszeit hat?«
    »Dein Kumpel hat die richtige
Arbeitszeit, und ihn habe ich nicht gefragt. Nein, ich fand dich süß.«
    »Damit kann ich nicht umgehen.«
    Er ging schweigend weiter, den
Blick starr geradeaus gerichtet. Sie waren in ein Viertel mit Apartmentgebäuden
gekommen, die Sicherheitsgitter vor den Fenstern und elektronische Schlösser an
den Türen hatten. Ein Stück weiter vorn sah Jody die roten Wellen einer
Wärme-Aura aus einem dunklen Hauseingang wallen. Sie waren zu intensiv für eine
Person und zu kühl für eine Glühbirne. Jody konzentrierte sich und konnte
Männer wispern hören. Mit einem Schlag fiel ihr der Telefonanruf wieder ein:
»Du bist nicht unsterblich. Du kannst immer noch getötet werden.«
    »Laß uns auf die andere
Straßenseite gehen, Tommy.« »Warum?“
    »Komm einfach mit.» Sie packte ihn
an seiner Jacke und zerrte ihn über die Straße. Als sie den gegenüberliegenden
Bürgersteig erreicht hatten, blieb Tommy stehen und sah Jody an, als hätte sie
ihm gerade mit einem Löffel eins über den Schädel gezogen.
    »Was sollte das?«
    Sie gab ihm ein Zeichen, still zu
sein. »Hör doch.«
    Hinter ihnen lachte jemand. Lachte
laut genug, daß man ihn auch ohne Jodys geschärftes Gehör wahrnehmen konnte.
Jody und Tommy drehten sich um und blickten zurück. Einen Block entfernt stand
ein hagerer Mann in Schwarz unter einer Straßenlaterne.
    »Was ist denn so komisch?« fragte
Tommy.
    Jody antwortete nicht. Sie starrte
auf etwas, das nicht da war. Der Mann in Schwarz gab keine Wärme-Aura ab.
    »Laß uns gehen«, sagte Jody und
scheuchte Tommy die Straße entlang. Als sie auf der Höhe des Türeingangs waren,
wo Jody die Männerstimmen gehört hatte, schaute sie auf die andere Straßenseite
hinüber und zeigte den drei Schlägern, die ihnen dort aufgelauert hatten, den
Finger. Ihr Kerle seid doch nur Dreck, dachte sie bei sich. In ihren Ohren
hallte noch immer das Gelächter von dem Mann in Schwarz.
    Es war lange her, seit der Vampir
sein eigenes Lachen gehört hatte, und als er es hörte, lachte er nur um so
lauter. Das Küken hatte also einen Diener gefunden. Es war eine gute Idee
gewesen, ihre Hand so hinzulegen, daß das Tageslicht sie erreichten konnte. Das
Küken hatte seine Lektion schnell gelernt. So viele von ihnen waren einfach bis
Tagesanbruch umhergewandert und verbrannt. Und er konnte das Schauspiel nicht
einmal genießen, wenn er ihnen nicht in den Untergang folgen wollte. Diese hier
war interessant: so widerstrebend, sich dem Blut hinzugeben.
    Sie schienen nur zwei Instinkte zu
besitzen, den Hunger und den Drang, sich zu verstecken Und diese hier hatte den
Hunger anscheinend schon beim ersten Trinken unter Kontrolle gebracht. Sie war
beinahe zu gut. So viele von ihnen - wenn sie überhaupt die erste Nacht
überstanden - wurden verrückt von all den neuen Sinneseindrücken. Eine Nacht,
und er mußte sie mit einem gebrochenen Genick und einem Gehab-dich-wohl zur
Hölle schicken. Aber nicht diese hier. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht ; sie hatte sich vor ein paar Sterblichen gefürchtet, die sie wie Insekten
zertreten hätte können.
    Vielleicht beschützte sie ihren neuen
Diener. Vielleicht sollte er den Jungen töten, nur um zu sehen, wie sie darauf
reagierte. Vielleicht, aber noch nicht jetzt. Also mußte er ihr ein anderes
Steinchen in den Weg legen. Nur um das Spiel am Laufen zu halten.
    Es war so schön, nach so langer
Zeit wieder zu lachen.

 
10. KAPITEL
    Träume
und andere kosmetische Korrekturen
     
    Coit Tower thronte auf Telegraph
Hill wie ein riesiger Phallus. So beeindruckend er auch war, wie er hell
erleuchtet über der Stadt aufragte, erfüllte er Tommy doch mit einem Gefühl der
Nervosität, der Minderwertigkeit, und stellte ihn unter einen enormen
Leistungsdruck. Sie hatte so gut wie zugegeben, daß sie mit ihm ins Bett gehen
würde - hatte sogar angeboten, das Problem mit den Wongs zu lösen. Sie war ein
wahr gewordener Traum. Es versetzte ihn in Angst und Schrecken.
    Sie nahm seine Hand und ließ ihren
Blick über die Stadt schweifen. »Es ist wunderschön, nicht wahr? Wir haben
Glück, daß es eine klare Nacht ist.«
    »Deine Hand ist eiskalt«, sagte
er. Er legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. Gott, was bin ich cool,
dachte er bei sich, der geborene

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