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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Gefahr
befinden ...«  Jody knallte den Hörer auf die Gabel. Er zerbrach in ihrer
Hand und hätte beinahe noch das Telefon aus der Halterung gerissen. Jody machte
erschreckt einen Satz zurück und betrachtete den Schaden. Adrenalin, dachte sie
bei sich.
    Ich werde Kurt anrufen. Er kann
mich abholen und ins Krankenhaus fahren. Sie sah sich nach einer anderen
Telefonzelle um. Da war eine neben ihrer Bushaltestelle. Als sie dort ankam,
wurde ihr bewußt, daß sie kein Kleingeld hatte. Ihre Handtasche war in ihrem
Aktenkoffer gewesen, und der Aktenkoffer war weg. Sie versuchte, sich an ihre
Telefonkarten-Nummer zu erinnern, aber sie und Kurt waren erst vor einem Monat
zusammengezogen, deshalb kannte sie die Nummer noch nicht auswendig. Sie nahm den
Hörer ab und wählte die Vermittlung an. »Ich würde gern ein R-Gespräch von Jody
anmelden.« Sie gab der Vermittlung die Nummer und wartete, während es in der
Leitung klingelte. Der Anrufbeantworter ging ran.
    »Sieht so aus, als wäre niemand zu
Hause«, sagte die Vermittlung.
    »Er hört die Anrufe mit«, beharrte
Jody. »Sagen Sie ihm nur ...«
    »Tut mir leid, es ist uns nicht
gestattet, Nachrichten zu hinterlassen.«
    Beim Auflegen zerstörte Jody auch
dieses Telefon - diesmal absichtlich.
    Ganze Bündel von Hundertdollarnoten,
und ich kann nicht einmal einen verdammten Telefonanruf machen, ging es ihr
durch den Sinn. Kurt hört seine Anrufe mit - es muß schon sehr spät sein ; man sollte denken, daß er sich um mich sorgen und ans Telefon gehen würde. Wenn
ich nicht so sauer wäre, würde ich heulen.
    Ihre Hand tat mittlerweile
überhaupt nicht mehr weh. Als Jody sie sich abermals anschaute, schien sie auch
etwas angeheilt zu sein. Ich schnappe langsam über, dachte sie bei sich. Posttraumatisches
Überschnappen. Außerdem habe ich Hunger. Ich brauche ärztliche Hilfe, ich
brauche ein gutes Essen, ich brauche einen mitfühlenden Cop, ein Glas Wein, ein
heißes Bad, eine Umarmung, meine Automatenkarte, damit ich das ganze Bargeld
auf mein Konto einzahlen kann. Ich brauche ...
    Der 42er Bus bog um die Ecke.
Instinktiv tastete Jody in ihrer Blazertasche nach ihrer Monatskarte. Sie war
noch da. Der Bus hielt an, und die Tür ging auf. Jody stieg ein und hielt dem
Fahrer kurz ihre Monatskarte hin. Er grunzte. Jody setzte sich auf die erste
Bank, gegenüber von drei anderen Fahrgästen.
    Jody fuhr nun schon seit fünf
Jahren mit dem Bus, und gelegentlich - weil sie Überstunden gemacht hatte oder
im Kino gewesen war - hatte sie ihn auch spätabends nehmen müssen. Aber heute
abend, mit ihrem zerzausten, schmutzigen Haar, ihrer zerrissenen Strumpfhose
und ihrem zerknitterten, fleckigen Kostüm - verdreckt, verwirrt und verzweifelt
-, hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, hierherzupassen. Die Irren strahlten bei
ihrem Anblick.
    »Parkplatz!« rief eine Frau hinten
im Bus aus. Jody sah auf.
    »Parkplatz!« Die Frau trug einen
geblümten Hausmantel und Mickey-Maus-Ohren. Sie zeigte aus dem Fenster und
brüllte: »Parkplatz!«
    Jody wandte peinlich berührt den
Blick ab. Aber sie verstand nur zu gut. Sie besaß einen Wagen, einen schnellen
kleinen Honda, und seit sie vor einem Monat einen Parkplatz vor ihrer Wohnung
gefunden hatte, bewegte sie den Wagen nur Dienstag abends, wenn die
Straßenreinigung kam - und stellte ihn sofort zurück, sobald der
Straßenkehrerwagen durch war. Parzellen-Hüten war eine alte Tradition in der
Stadt ; man mußte einen Platz mit seinem Leben verteidigen. Jody
hatte gehört, daß es in Chinatown Parkplätze gab, die schon seit Generationen
in den Händen einzelner Familien waren, behütet wie die Gräber ehrenwerter
Ahnen und gesichert durch das eine oder andere Schmiergeld an die chinesischen
Straßenbanden. »Parkplatz!“ rief die Frau.
    Jody schaute über den Mittelgang
hinweg zur Bank gegenüber und begegnete dem Blick eines abgerissenen, bärtigen
Mannes in einem Mantel. Er grinste schüchtern, dann zog er langsam seinen
Mantel beiseite, um eine beeindruckende Erektion zu enthüllen, die aus dem
Hosenstall seiner khakifarbenen Hosen ragte.
    Jody erwiderte das Grinsen, zog
ihre verbrannte, schwarze Hand unter ihrem Blazer hervor und hielt sie für ihn
hoch. Übertrumpft schloß er seinen Mantel, lümmelte sich auf seinen Sitz und
schmollte. Jody konnte gar nicht glauben, daß sie das getan hatte.
    Neben dem bärtigen Mann saß eine
junge Frau, die wütend einen Pullover in einen Handarbeitsbeutel hinein
aufribbelte, so als würde sie ihn

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