Langenscheidt Hund-Deutsch, Deutsch-Hund
halber sei erwähnt, dass er so natürlich lernt, erst einmal ordentlich mit dem Bellen ANZUFANGEN, damit er eine Belohnung bekommt.
Allerdings hat es natürlich auch mit dem jeweiligen Besucher an der Haustür zu tun. Sie werden bestimmt das Gleiche erlebt haben wie ich: Von dem Tag an, an dem sich ein Hund im Haus befindet, empfängt man keinen eigenen Besuch mehr. Alle wenden sich unmittelbar und intensiv dem Vierbeiner zu und nicht uns. Einem kurzen „Hallo Martin“ folgt: „Och, ist der süß!“, „Ja, komm doch mal her, du Feiner!“, „Schau, ich hab dir ein Leckerchen mitgebracht!“ Früher brachten mir die Gäste eine Flasche Rotwein mit – heute sind es Ochsenziemer für Mina …
Und so lernen die Hunde, dass beim Ertönen der Türglocke der Mensch alles stehen und liegen lässt, um zur Tür zu rasen, den Pförtner zu spielen und den Besuch für den Hund hereinzubitten. Das führt natürlich dazu, dass Hunde beim Klingeln in eine hohe Erwartungshaltung versetzt werden und sich deshalb sehr aufgeregt verhalten.
Hier gibt es drei Phasen:
1. Anfangs interessiert sich der Hund kaum für das Geräusch.
2. Dann „latscht“ er uns zur Tür nach, wohlwissend, dass es in erster Linie um ihn geht.
3. Zu guter Letzt ist der Hund, wenn es an der Tür klingelt, schon so aufgeregt, dass er vor uns zur Tür flitzt und uns unterwegs anschnauzt, weil wir nicht schnell genug sind.
Wenn Sie jetzt einmal nachdenken, werden Sie feststellen, dass das erste Bellen Ihres Hundes beim Ertönen der Klingel keinesfalls ein territorial aggressives – gegen den „Eindringling“ an der Tür gerichtetes – Bellen war. Es war vielmehr ein Bellen in Ihre Richtung. Getreu dem Motto: „Nu los, gib Gas. Wie lange soll ich noch warten, bis du aufmachst?“
Nun kommt ein weiteres Schlüsselerlebnis für den Hund hinzu. In dem Moment, in welchem er bellt, bekommt er ein „Bello, NEIN!“ zu hören. Die wenigsten Hunde empfinden dies aber als ernsthafte Aufforderung, das Bellen zu unterlassen. Die meisten Menschen sind ja schon dankbar, wenn der Hund das Wort „NEIN“ als „Okay, ich höre jetzt auf, aber in zwei Sekunden fange ich wieder an“ interpretiert.
Eine Untersuchung hat ergeben, dass Ersthundehalter, die sich einen Welpen anschaffen, circa 400-mal täglich den Namen ihres Hundes aussprechen. In gut 300 Fällen folgt nach „Bello“ das Wort „Nein!“, „Pfui!“ oder „Aus!“. Mit anderen Worten: Dem Hund wird beigebracht, dass er Vor- und Nachnamen hat. Er heißt quasi „Bello Nein“. Demnach gibt es in Deutschland nur drei Hundefamilien: Entweder heißen sie „Nein“, „Pfui“ oder „Aus“ mit Nachnamen ...
Wenn der Hund das erste Mal beim Läuten „Bello Nein“ hört, denkt er nur: „Ja, stimmt, das bin ich! Schön, dass wir darüber geredet haben – aber wie lange soll ich jetzt noch warten, bis du die Tür öffnest?“ Und eben WEIL das gesamte Prozedere immer gleich abläuft, wird der Hund mit jedem Mal aufgeregter und das Bellen an der Tür zu einem Ritual.
„Was soll daran auch falsch sein? Man darf doch seinen Futterlieferanten gebührend empfangen! Okay, der eine oder andere übertreibt es und kläfft 20 Minuten lang durch, obwohl der Besucher schon drin ist. Aber das passiert ja wirklich nur in Ausnahmefällen ...“
Besonders eindrucksvoll bekomme ich das Phänomen „Hund bellt, wenn es klingelt“ immer wieder demonstriert, wenn ich zu Hausbesuchen fahre. Meistens habe ich auch das große „Glück“, dass es dann regnet.
An dem Tag, von dem ich jetzt berichte, regnete es also in Strömen und ich wollte so schnell wie möglich vom Auto ins Haus. Ich flitzte zur Haustür und klingelte und ... da geschah es schon wieder …
Unmittelbar nach dem Klingelton höre ich einen Hund bellen. „Normal“, behaupten Sie jetzt. „Stimmt“, antworte ich. Aber was im Anschluss daran passiert, ist schon sehr speziell. Wie gesagt, ich will aus dem Platzregen ins Trockene und höre einen Hund bellen. Da vernehme ich die flüsternde Stimme einer Frau: „Pssst!“, „Auuusss!“, „Bist du wohl still!“ Diese Befehle halten die meisten Leser wahrscheinlich für angemessen. Ich teile diese Einschätzung, aber dass jemand sie flüstert, ist schon was ganz Besonderes.
Grundsätzlich begrüße ich es, wenn Hundehalter in einem sehr dezenten Ton mit ihrem Hund kommunizieren. Die Tatsache aber, dass man sich einen D.O.G.S.-Coach ins Haus holt und dann das erste „Problem“ – das klar
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