Langenscheidt Hund-Deutsch, Deutsch-Hund

„Beutefangverhalten“ ausgelöst worden – der Hund hätte das Futter jagen und verspeisen können.
    Der Vater kommentiert alle verzweifelten Fütterungsversuche übrigens konstant mit den Worten: „Ich wollte ja von Anfang an den mit dem dicken Kopf. Das konnte man doch gleich sehen, dass der viel gesünder ist.“ Während ER den Kaufvertrag studiert und nach dem Rücktrittsrecht bei Krankheit sucht, ruft SIE völlig aufgelöst die Züchterin an: „Frau Krupp, der Welpe frisst nicht, wir machen uns solche Sorgen, wir haben auch die Zeiten eingehalten und das richtige Futter genommen. Können Sie uns einen guten Tierarzt empfehlen?“ Frau Krupp hat natürlich einen „todsicheren“ Trick parat: „Vermischen Sie das Futter mit etwas Magerquark!“
    Und da in jedem gut organisierten Rudel die Hündin für die Aufzucht und der Rüde für die Jagd zuständig ist, wird der Vater einige Sekunden später losgeschickt, um Magerquark zu organisieren. In den 15 Minuten, die es dauert, bis der Vater zurückkehrt, bleiben die Überredungsversuche der restlichen Familienmitglieder erfolglos. Der Welpe droht sogar einzuschlafen. Der Vater hingegen war tatsächlich erfolgreich bei der Jagd nach Magerquark – und das am Samstagabend um acht Uhr! Wie er das geschafft hat? Das wird für immer sein Geheimnis bleiben. Es soll Herrchen gegeben haben, die unter Androhung körperlicher Gewalt durch die gesamte Nachbarschaft auf Beutezug nach Magerquark gingen …
    Auf dem Weg ins Haus reißt der immer noch joggende Vater – das arme Tier könnte ja verhungern! – den Deckel der Quarkpackung auf. Und wie ein Basketballprofi der NBA wirft er quasi im Vorbeirennen die gesamten 500 Gramm in den Napf. Und siehe da, der Welpe erhebt sich, um den wohlriechenden und vertrauten Duft besser einatmen zu können. Denn bereits in seiner alten Heimat ist er mit Quark versorgt worden.
    Doch noch bevor er sich überlegen kann, ob er das Ganze probieren will, rührt Frauchen schon wieder intensiv im Futternapf. Sie spielt sooo täuschend echt vor, dass sie dieses Futter für ihr Leben gerne verspeisen würde, dass der Welpe es ihr nicht schon am ersten Tag streitig machen will. Denn sie ist offensichtlich die Wichtigste hier im Haus! Also dreht er sich wieder um und wartet, bis das neue Frauchen fertiggespeist hat.
    Dies bringt nun das „Sorgenfass“ der Familie endgültig zum Überlaufen. Doch bevor alle zusammen am Samstagabend – inzwischen ist es 20:45 Uhr – eine Tierklinik aufsuchen, wird nochmals der Krisenstab einberufen. Gemeinsam geht es nun an den PC. Wozu kann man denn heutzutage alles googeln? Irgendetwas muss doch über kranke Welpen zu finden sein. Frauchen und Herrchen suchen hier mal wieder nach verschiedenen Informationen: Sie nach homöopathischen Mitteln gegen Reisekrankheit, Trennungsschmerz und Appetitlosigkeit. Er nach Anwälten, die sich auf Kaufverträge bzw. auf das Rücktrittsrecht beim Kauf von Hunden spezialisiert haben.
    Allerdings geschieht, noch bevor der Rechner überhaupt auf Betriebstemperatur ist, eine „Wunderheilung“. Denn der Welpe hat bemerkt: „Ui, Frauchen hat eine Menge von ihrem Essen für mich übrig gelassen – jetzt kann ich stressfrei die Reste verputzen.“ Bevor der Welpe allerdings den zweiten Bissen verschlingen kann, rast die ganze Truppe zurück zum Hund und es schallt: „Ja, so isses feiiin … ja priiima …“
    „In diesem Moment dürft ihr euren Gedanken ‚Hä? Prima und fein? Leute, wenn ich nicht essen könnte, wäre ich doch heute nicht mehr hier …‘ auf keinen Fall kundtun! Oder etwa langsamer fressen – oder gar damit aufhören! Das wäre für die Menschen jetzt nicht nachvollziehbar. Und falls ihr Pech habt, fahrt ihr direkt in die Klinik und alle Innereien werden per Ultraschall untersucht.“
Bei der ersten Fütterung lernt der Hund also Folgendes:
    1. Wenn du dich nicht gleich auf das erstbeste Fressen stürzt, dann bekommst du auf jeden Fall eine andere Speise, die noch wesentlich schmackhafter ist.
    2. Die Menschen finden es völlig in Ordnung, dass ALLES, was sie gegessen haben, danach von dir verspeist wird. Wer hätte denn ahnen können, dass die Schwarzwälder Kirschtorte am Sonntag und der Braten an Heiligabend damit nicht gemeint sind …
    „Liebe Labis, Goldis, Beagles, Cocker usw., keine Angst, ihr habt nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht! Ihr habt genau richtig gehandelt, indem ihr das Futter bereits komplett aufgefressen hattet, bevor der