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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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so, aber die Windschutzscheibe hatte das Putzen dringend nötig gehabt. Der Sommer war fast vorbei, aber es knallte einem immer noch genügend auf die Windschutzscheibe, wenn man weit und schnell genug auf Nebenstraßen fuhr. Und er musste Nebenstraßen benützt haben. Er musste in Rekordzeit nach Derry und wieder zurück gerast sein und nur lange genug dort verweilt haben, um das Haus anzuzünden. Er hatte auf dem Rückweg nicht einmal zum Tanken angehalten. Immerhin hatte er noch eine Menge vorgehabt, zum Beispiel Katzen umzubringen, oder nicht? Emsig, emsig, emsig.
    Er blieb plötzlich mitten im Zimmer stehen, wirbelte herum und sah zur Fensterwand. »Wenn ich das alles getan habe, warum kann ich mich dann nicht daran erinnern?« fragte er den silbernen Sprung im Glas. »Warum kann ich mich nicht einmal jetzt erinnern?«
    Er wusste es nicht … aber er wusste, woher der Name kam, oder etwa nicht? Eine Hälfte von dem Mann aus dem Süden, dessen Geschichte er am College gestohlen hatte; eine Hälfte von dem Mann, der ihm seine Frau gestohlen hatte. Es war wie ein bizarrer literarischer Insiderwitz.
    Sie sagt, sie liebt ihn, Mort. Sie sagt, sie liebt jetzt ihn.
    »Scheiß drauf. Ein Mann, der mit der Frau eines anderen Mannes schläft, ist ein Dieb. Und die Frau ist seine Komplizin.«
    Er sah den Sprung trotzig an.
    Der Sprung sagte nichts.
    Vor vier Jahren hatte Mort einen Roman mit dem Titel Die Familie Delacourt veröffentlicht. Der Absender auf Shooters Geschichte war Delacourt, Mississippi, gewesen. Es …
    Plötzlich lief er zu den Lexika im Arbeitszimmer, wobei er in seiner Hast fast auf den verstreuten Seiten ausgerutscht wäre. Er zog den Band M heraus und fand schließlich den Eintrag Mississippi. Er strich mit einem zitternden Finger die Liste der Städte entlang – sie beanspruchte fast eine ganze Seite – und hoffte gegen alle Hoffnung.
    Vergeblich.
    Es gab kein Delacourt oder Delacourt, Mississippi.
    Er überlegt, ob er Perkinsburg nachschlagen sollte, die Stadt, wo Shooter, wie er Mort erzählt hatte, eine Taschenbuchausgabe von Jeder gibt den Löffel ab gekauft hatte, bevor er in den Greyhound-Bus eingestiegen war, aber dann klappte er das Lexikon einfach zu. Warum die Mühe? Es gab vielleicht ein Perkinsburg in Mississippi, aber wenn, bedeutete das gar nichts.
    Der Name des Romanciers, der die Klasse unterrichtet hatte, in der Mort John Kintner kennen gelernt hatte, war Richard Perkins, Jr., gewesen. Daher kam der Name.
    Ja, aber ich kann mich an nichts erinnern, also wie …?
    O Mort, klagte die leise Stimme. Du bist sehr krank. Du bist ein sehr kranker Mann.
    »Das akzeptiere ich nicht«, sagte er wieder und war entsetzt über die zitternde Schwäche seiner Stimme, aber was hatte er für eine andere Wahl? Hatte er nicht selbst einmal gedacht, dass es fast war, als würde er Sachen machen, unumkehrbare Schritte im Schlaf unternehmen … und hatte er nicht ganz genau das gemacht?
    Du hast zwei Menschen ermordet, flüsterte die leise Stimme. Du hast Tom umgebracht, weil er gewusst hat, dass du an diesem Tag allein warst, und du hast Greg umgebracht, damit er es nicht herausfindet. Hättest du nur Tom umgebracht, hätte Greg die Polizei verständigt. Und das wolltest du nicht, das KONNTEST du dir nicht leisten. Nicht bevor diese schreckliche Geschichte, die du erzählst, zu Ende ist. Du warst so wund, als du gestern aufgestanden bist. So steif und wund. Aber nicht nur, weil du ins Bad eingedrungen bist und die Duschverkleidung zertrümmert hast, richtig? Du hast viel mehr als nur das gemacht. Du hast dich um Tom und Greg kümmern müssen. Und du hast ganz recht gehabt, was die Fahrzeuge betrifft, wie sie bewegt worden sind … und DU warst derjenige, der zu Toms Haus gelaufen ist, um den Buick zu holen, und DU warst derjenige, der Sonny Trotts angerufen und so getan hat, als wäre er Tom. Ein Mann, der gerade aus Mississippi in die Stadt gekommen ist, konnte nicht wissen, dass Sonny ein wenig taub ist, aber DU schon. Du hast sie umgebracht, Mort, du hast diese Männer UMGEBRACHT!
    »Nein, das akzeptiere ich nicht!« kreischte er. »Das gehört alles zu seinem Plan! Das ist ein Teil seines kleinen Spiels! Seines kleinen Gedankenspiels! Und ich … ich akzeptiere nicht …«
    Aufhören, flüsterte die leise Stimme in seinem Kopf, und Mort hörte auf.
    Einen Augenblick herrschte völlige Stille in beiden Welten: der in seinem Kopf und der außerhalb.
    Und nach einiger Zeit fragte die leise Stimme

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