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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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habe.
    »Nun«, sagte er, »das ist vielleicht gar keine schlechte Idee. Ich fühle mich immer noch geschwächt.«
    »Es geht ein Virus um. Wahrscheinlich haben Sie sich angesteckt.«
    Dann kamen die beiden Frauen aus Camp Wigmore herein – die jeder in der Stadt verdächtigte, lesbisch zu sein, wenn auch diskret –, und Mort gelang die Flucht. Er saß mit dem blauen Packchen auf dem Schoß im Buick, und ihm gefiel nicht, wie ständig alle sagten, dass er schlecht aussah, und wie sein Verstand arbeitete, gefiel ihm noch weniger.
    Spielt keine Rolle. Es ist fast vorbei.
    Er wollte den Umschlag aufreißen, aber da kamen die beiden Damen aus Camp Wigmore wieder heraus und sahen ihn an. Sie steckten die Köpfe zusammen. Eine lächelte. Die andere lachte laut. Und Mort beschloss plötzlich, er würde warten, bis er zu Hause war.

 
44
     
    Er parkte den Buick an seinem gewohnten Platz neben dem Haus, drehte den Zündschlüssel herum … und dann senkte sich ein weiches Grau über sein Gesichtsfeld. Als es sich wieder verzog, fühlte er sich seltsam und ängstlich. Stimmte doch etwas nicht mit ihm? Etwas Körperliches?
    Nein – er stand nur unter Stress, entschied er.
    Er hörte etwas – oder glaubte es jedenfalls – und sah sich rasch um. Nichts da. Verlier nicht die Nerven, sagte er sich zitternd. Das darfst du wirklich nicht – bloß nicht die Scheißnerven verlieren.
    Und dann dachte er: Ich hatte wirklich eine Pistole. An diesem Tag. Aber sie war nicht geladen. Das habe ich ihnen später gesagt. Amy hat mir geglaubt. Bei Milner weiß ich es nicht, aber Amy schon, und …
    Wirklich, Mort? War sie wirklich nicht geladen?
    Da musste er wieder an den Sprung in der Fensterwand denken, diesen sinnlosen silbernen Blitz, der zickzackförmig durch die Mitte von allem fuhr. So geht das, dachte er. So geht das im Leben eines Menschen.
    Dann sah er wieder auf das Federal-Express-Päckchen hinunter. Daran sollte er denken, nicht an Amy und Mr. Ted Leck-mich-im-Arsch aus Shooter’s Knob, Tennessee, sondern daran.
    Er riss es auf und schüttelte das Magazin auf seinen Schoß. Ellery Queen’s Kriminalmagazin, verkündete der Titelschriftzug in hellroten Buchstaben. Darunter, viel kleiner geschrieben: Juni 1980. Und darunter die Namen einiger Autoren dieser Ausgabe: Edward D. Hoch. Ruth Rendell. Ed McBain. Patricia Highsmith. Lawrence Block.
    Sein Name stand nicht auf dem Umschlag.
    Nun, selbstverständlich nicht. Er war nie als Verfasser von Kriminalgeschichten bekannt gewesen; ›Zeit zu säen‹ war eine Ausnahme. Sein Name hätte Stammlesern des Magazins nichts gesagt, daher hatten die Redakteure ihn nicht aufgeführt. Er blätterte den Umschlag um.
    Darunter war kein Inhaltsverzeichnis.
    Die Seite mit dem Inhaltsverzeichnis war herausgeschnitten worden.
    Er blätterte panisch durch das Magazin, ließ es einmal fallen und hob es mit einem leisen Aufschrei wieder auf. Er fand die fehlende Stelle beim ersten Mal nicht, aber beim zweiten Durchblättern stellte er fest, dass die Seiten 83 bis 97 verschwunden waren.
    »Sie haben die Story herausgeschnitten!« schrie er. Er schrie so laut, dass seine Augen aus den Höhlen quollen. Er schlug immer wieder mit den Fäusten auf das Lenkrad des Buick. Die Hupe plärrte und heulte. »Sie haben sie herausgeschnitten, Sie Hurensohn! Wie haben Sie das gemacht? Sie haben sie herausgeschnitten! Sie haben sie herausgeschnitten! Sie haben sie herausgeschnitten!«

 
45
     
    Er war schon halb im Haus, bis sich die tödliche leise Stimme wieder wunderte, wie Shooter das gemacht haben konnte. Der Umschlag war mit Federal Express aus New York gekommen, Juliet hatte ihn selbst in Empfang genommen, also wie in Gottes Namen …
    Er blieb stehen.
    Gut, hatte Juliet gesagt. Gut denn ich weiß, was Sie getan haben.
    Das war es; das erklärte alles. Juliet steckte auch mit drin. Aber … Juliet war seit Ewigkeiten in Tashmore.
    Doch das hatte sie gar nicht gesagt. Das war nur sein Gehirn gewesen. Eine kleine paranoide Blähung.
    »Er macht es doch«, sagte Mort. Er ging ins Haus, und als er die Tür hinter sich zugemacht hatte, warf er das Magazin, so fest er konnte. Es flog wie ein aufgeschreckter Vogel, mit flatternden Seiten, und landete klatschend auf dem Boden. »O ja, darauf könnt ihr Gift nehmen. Darauf könnt ihr verdammtes Gift nehmen, dass er es macht. Aber ich muss nicht auf ihn warten. Ich …«
    Er sah Shooters Hut. Shooters Hut lag auf dem Boden vor der Tür zu Morts

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