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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Mangelzuständen heimgesucht werden, die früher für dramatische Einbußen an Lebensjahren gesorgt haben.
    Zudem zeigt die Erfahrung, dass in der Regel nur jene Menschen besonders alt werden, die in ihrem Leben relativ selten Kontakt mit Ärzten hatten. Was natürlich schlicht daran liegen könnte, dass sie mit einer robusten Gesundheit gesegnet und daher wenig auf ärztliche Hilfe angewiesen sind. Gleichwohl, es gibt genug Daten für einen Hinweis in eine andere Richtung: dass nämlich Ärzte durchaus ihren eigenen Beitrag zur Lebensverkürzung leisten.
    287 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich für das Gesundheitswesen ausgegeben. Das entspricht etwa elf Prozent des Bruttoinlandproduktes, was nur noch von den USA und der Schweiz übertroffen wird. Fast jeder zweite Euro wird davon für ambulante Einrichtungen ausgegeben, darunter vor allem für Arztpraxen und Apotheken. Die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) hat ausgerechnet, dass hierzulande auf 323 Einwohner ein Mediziner kommt. Die USA sowie Frankreich, Dänemark, Australien, Japan und die meisten anderen Industriestaaten sind da deutlich sparsamer bestückt; trotzdem leben ihre Bewohner keinesfalls kürzer. So gibt es in Japan mehr Hundertjährige als irgendwo sonst, genau 18 auf 100.000 Einwohner, die Männer werden im Durchschnitt 79 und die Frauen 86 Jahre alt – doch die Arztdichte liegt dort nur bei 1 : 476. Was natürlich immer noch die Option lässt, dass japanische Menschen generell gesünder sind und daher seltener einen Arzt brauchen
als wir hierzulande. Doch dieses Argument greift nicht mehr, wenn man sich die aktuell explodierenden Fehlerquoten der hiesigen Medizinerschaft ansieht.
    So stieg die Zahl der Deutschen, die unmittelbar an den Folgen einer medizinischen Behandlung gestorben sind, von 1189 im Jahr 2009 auf 1634 im Jahr 2010, also um rund 37 Prozent. Hauptursache sind Fehler in der Hygiene: Die Ärzte desinfizieren sich nicht genügend die Hände, bevor sie eine Spritze aufziehen oder zum Skalpell greifen. Aber auch die Verordnungspraxis der Ärzte offenbart Mängel. Der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske veröffentlichte im Frühjahr 2011 eine Studie, in der die Arzneimitteldaten von rund neun Millionen Krankenversicherten ausgewertet wurden. Die Ergebnisse kommentierte er als »bestürzend« und »besorgniserregend«. So erhalten schnupfenkranke Kinder zum Teil mehrmals jährlich Antibiotika, obwohl die bei einer Erkältung, die durch Viren ausgelöst wird, gar nichts ausrichten können. Demenzpatienten erhalten sechs Mal häufiger hochriskante Beruhigungsmittel als Patienten ohne Demenz, meistens ohne jegliche Indikation, sondern einfach nur zum Ruhigstellen. Alkoholabhängige bekommen in großem Umfang Angst lösende Benzodiazepine, obwohl die selbst ein hohes Suchtpotential besitzen, und in den letzten Jahren greifen die Ärzte wieder verstärkt zu dem Schmerzmittel Novalgin, obwohl das schon in den 1980ern wegen seiner bis zum lebensbedrohlichen Schock reichenden Nebenwirkungen in der Kritik stand.
    In Deutschlands Krankenhäusern sterben insgesamt mehr Menschen an tödlichen Arzneimittelereignissen als im Straßenverkehr, nämlich etwa 57000 pro Jahr. Die unzähligen Fälle, in denen ein Arzneimittel zusammen mit anderen Faktoren beim Dahinsiechen eines Menschen mitspielt, sind da noch nicht eingerechnet. Wobei zu diesen anderen Faktoren oft auch andere Medikamente gehören. Ein 65-jähriger Durchschnitts-Senior konsumiert hierzulande sechs unterschiedliche
Arzneimittel pro Tag, in manchen Fällen sind es sogar mehr als zehn. »Dabei sind die Wechselwirkungen schon ab vier Präparaten kaum mehr zu kontrollieren«, warnt Glaeske.
    Gründe genug also für Zweifel, dass die Medizin tatsächlich die Lebenserwartung so stark anhebt, wie ihre Vertreter es gerne proklamieren. Nicht umsonst sagte schon der Philosoph Voltaire: »Wenn ein Arzt hinter dem Sarg eines Patienten geht, folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung.« Andererseits beklagt die Ärzteschaft zu Recht, dass ihre Patienten deutlich bessere Lebensaussichten hätten, wenn sie sich disziplinierter an ihre Therapie halten würden. Compliance, also die Bereitschaft zur Kooperation mit dem Arzt, gilt als ein wesentlicher Schlüssel zum Behandlungserfolg. Daran ist sicherlich viel Wahres, doch es lässt auch einen anderen Schluss zu. Denn ein disziplinierter Patient nutzt nicht nur besser die Chancen seiner Therapie, er besitzt

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