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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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verstorbenen Schweizern gesammelt und sie nach Geschlecht, Alter und Familienstand ausgewertet. Demnach sterben Ehefrauen im Durchschnitt anderthalb Jahre früher als unverheiratete Frauen.
    Interessant ist auch, was mit Eheleuten passiert, wenn sie getrennt werden. Laut einer Studie der Harvard-Universität im amerikanischen Boston zeigen Witwer und geschiedene Männer mehr Entzündungen in ihren Herzkranzgefäßen und dadurch ein erhöhtes Infarktrisiko. Bei Frauen konnte dieser Effekt hingegen nicht beobachtet werden. Sie kommen also offenbar besser damit zurecht, wenn ihr Partner stirbt oder sie verlässt. Jedenfalls bricht es ihnen – medizinisch gesehen – nicht das Herz.
    Noch besser sieht die Situation für Frauen aus, die nicht durch Schicksalsschläge alleinstehend wurden, sondern sich aus mehr oder weniger freien Stücken zum Single-Dasein entschlossen haben: Sie leben überaus gesundheitsbewusst. Sie achten in besonderem Maße auf gesunde Ernährung. Fast Food hat bei ihnen kaum eine Chance, dafür gehören sie zu den Anhängern von Bio-Kost. Außerdem treiben sie regelmäßig Sport, während es bei verheirateten Frauen gerade nach einer Geburt oft zum »Bewegungsknick« nach unten kommt und sich die Nadel auf ihrer Waage unbarmherzig nach rechts bewegt.
    Deutliche Hinweise also darauf, dass Frauen von einer festen Partnerschaft nicht unbedingt profitieren. Die Ursachen dafür sind, wie Medizinpsychologin Ulla Mitzdorf von
der Universität München betont, vielschichtig. Die nach wie vor bestehende Ungleichbehandlung der Frau spiele dabei ebenso eine Rolle wie das Phänomen der »erlernten Hilflosigkeit« und der »Angst vor dem Erfolg«: Frauen werden von Hause aus immer noch darauf geeicht, sich bei wichtigen Problemen zurückzuhalten und Männern die Initiative zu überlassen. Einerseits. Andererseits steht die moderne Ehefrau mehr denn je unter der Doppelbelastung von Haushalt und Beruf, ihre Entspannungsphasen werden immer weiter eingeschränkt.
    Besonders stark leidet die Lebenserwartung fest verbandelter Frauen, wenn ihr Partner deutlich jünger ist als sie selbst. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung, in der die Personenstandsdaten der dänischen Bevölkerung von 1990 bis 2005 erfasst wurden. »Je älter die Frauen im Vergleich zu ihrem Partner sind, desto höher ist ihre Sterblichkeit«, warnt Studienleiter Sven Drefahl. Ist ihr Lebensgefährte sieben bis neun Jahre jünger als sie, haben sie ein um 20 Prozent höheres Sterberisiko gegenüber Geschlechtsgenossinnen, die gleichaltrig liiert sind. Auf Frauen wirkt also der jüngere Partner eher als Sargnagel denn als Jungbrunnen. Der vermutliche Grund: Frauen mit jüngeren Männern werden nach wie vor als Außenseiterinnen betrachtet, »und Abweichungen von der sozialen Norm«, so Drefahl, »führen zu einem erhöhten Sterberisiko.« Denn das Leben eines »Abweichlers« ist stressig, und Stress verkürzt bekanntlich das Leben.
    Ein anderer Erklärungsansatz: Während Männer mit jüngeren Frauen meistens finanziell gut ausgestattet sind, sind die Männer in Beziehungen mit älteren Frauen eher weniger auf Geld gebettet, und ihre Partnerin kann das nicht ausgleichen, insofern Frauen insgesamt ja immer noch ziemlich schlecht verdienen. Die kürzere Lebenserwartung der Frauen, die mit einem Jüngeren liiert sind, könnte also mit chronischen Geldsorgen zu tun haben.

    Aber die Ehe kann nicht nur für den weiblichen Partner, sondern auch Geschlechter übergreifend zu einem gesundheitlichen und lebensverkürzendem Problem werden. Dann nämlich, wenn einer der Partner krank wird. Denn dies bedeutet laut einer englischen Studie oft, dass der andere auf ähnliche Weise erkranken wird. Wobei hier nicht von Schnupfen oder anderen Bagatellen die Rede ist, sondern von schweren Leiden wie Asthma, Depression, Magengeschwür und Schlaganfall. »Wer mit einem Partner zusammen lebt, der an einer solchen Erkrankung leidet«, erklärt Epidemiologin Julia Hippisley-Cox von der University of Nottingham, »muss stärker als andere damit rechnen, diese Krankheiten ebenfalls zu erleiden.« Bei Asthma, Depression und Magengeschwüren erhöht sich sein Risiko im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung um 70 Prozent, das Risiko für Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdoppelt sich.
    Ein solcher Gleichklang der ehelichen Krankheitsgeschichten kann mehrere Ursachen haben. So

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