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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Kennzeichen bestehen wiederum aus Disziplin, Selbstkontrolle und regelmäßigen Ritualen sowie aus sozialen und altruistischen Aktivitäten. »Es gibt sicherlich einen Zusammenhang zwischen Religiosität und
Spiritualität auf der einen und Gesundheit und Lebenserwartung auf der anderen Seite«, resümiert Powell. »Doch er ist begrenzter und komplexer, als vielfach behauptet wird.«
    Zudem sind, wie eine englische Studie ermittelte, religiöse Lebenshaltungen durchaus imstande, natürliche Heilungsprozesse zu behindern und dadurch das Leben entscheidend zu verkürzen. Das Forscherteam untersuchte 250 Patienten, die mit akuten Gesundheitsproblemen in die kardiologische oder gynäkologische Abteilung des Londoner Royal Free Hospitals eingeliefert wurden. Man erfasste zunächst ihren aktuellen Krankheitsstand und dann – mit Hilfe spezieller Fragebögen – ihre spirituelle Lebenshaltung. Es zeigte sich, dass unter den besonders schwer erkrankten Personen deutlich weniger Religiosität zu finden war. Was bis dahin ein Ergebnis war, das den gängigen Erwartungen voll und ganz entsprach.
    Neun Monate später wurde dann jedoch der klinische Zustand noch einmal ermittelt – und nun zeigten die besonders gläubigen Versuchsteilnehmer ein 2,3-mal so hohes Risiko, in ihrem Gesundheitszustand keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung zu erfahren. Die Verfasser der Studie werten dies als deutlichen Hinweis darauf, dass tiefe Religiosität den Heilungsverlauf akuter und lebensbedrohlicher Erkrankungen behindert.
    Bleibt die Frage nach den Ursachen dieses Phänomens. Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der britischen Universität Exeter, könnte sich als »zweifelsohne provokante Erklärung« vorstellen, »dass streng Gläubige von einem Leben nach dem Tod überzeugt sind und sich daher einfacher mit dem Tod abfinden«. Ihr Körper würde daher nicht mehr genug Kraft zum Genesen und Überleben aufwenden – im Unterschied zu einem Atheisten, der dafür viel mehr Energien investiert, da ja für ihn nach dem Sterben endgültig Schluss ist. Mit anderen Worten: Gläubige Menschen kämpfen weniger gegen lebensbedrohliche Erkrankungen an, weil der Tod für sie kein endgültiger Abschied aus dem Kosmos ist – und
wer unter Todesgefahr nicht um sein Leben kämpft, kommt darin auch eher um.
    Heirat und Ehe: Für Frauen fatal, für Männer banal
    Körper und Seele lieben es, wenn das Leben stressfrei abläuft, und deswegen sollten auch Ehe und eheähnliche Gemeinschaften zur Gesundheit beitragen. Denn wer mit einem festen Partner zusammenlebt, hat nicht nur den Kampf und Krampf der Partnersuche hinter sich gelassen, sondern auch stets jemanden in Reichweite, mit dem er seine Probleme bereden und lösen kann. All das klingt logisch und nach lebensverlängernder Gesundheit. Doch deckt sich das auch mit der Realität?
    Ein erster Blick auf die wissenschaftliche Datenlage spricht zunächst einmal dafür. Demnach leben verheiratete Männer in den westlichen Industrienationen zwei bis acht Jahre länger, im Folgejahr eines Herzinfarkts haben sie doppelt so hohe Überlebenschancen wie ihre ledigen Geschlechtsgenossen. Das klingt schon fast wie ein Plädoyer des Gesundheitsministers für die Ehe. Doch ein zweiter Blick offenbart, dass die Ehe nicht direkt das Leben der Männer verlängert, sondern indirekt, weil sie deren Alltag stabilisiert. Rückschläge im Berufsleben etwa tun ihnen weniger weh, wenn sie eine Familie im Rücken haben, die ihnen nicht nur inneren Halt gibt, sondern auch die tröstende Gewissheit, dass es Wichtigeres gibt als einen fetten Gehaltsscheck. Wenn ein Kerl außerdem in den Hafen der Ehe schippert, lässt er viele Sünden seines Junggesellendaseins hinter sich, er trinkt weniger, meidet Harakiri-Manöver im Straßenverkehr und die testosteronschwangeren Scharmützel mit seinen Geschlechtsgenossen. Oder um es auf einen Nenner zu bringen: Er lebt langweiliger – und das ist es letztendlich, was sein Leben verlängert.

    Es lohnt sich aber auch noch ein dritter Blick auf den Zusammenhang von Lebenserwartung und fester Partnerschaft. Denn über die Frauen haben wir ja noch gar nicht geredet, und die profitieren nämlich überhaupt nicht von der Ehe. So mündet bei ihnen das Familienleben besonders oft in Frust und Selbstaggression, in Depression und Suchterkrankungen, und das kostet sie reichlich Lebensjahre. Stefan Felder von der Universität Magdeburg hat die Daten von über 100000

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