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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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mit Bier herunter.
    Nachdem das Geschirr abgewaschen und weggestellt war, setzten wir uns an das Torffeuer, dessen Rauch die kleine Hütte erfüllte. Frances sah in die Flammen, auf ihrem Gesicht lag ein heiterer Ausdruck. Eine Woge von Stolz schwellte mir die Brust.
Sie hatte schon einen starken Charakter, meine Frances. Groß, stark und so schön, dass sie einem Mann das Herz brechen konnte, war sie alles, was ein Highlander sich von einer Frau wünschte.
    Sie fühlte sich beobachtet und schaute mich an. Einen Moment lang glaubte ich, in Liams Augen zu sehen. Sie hat seine Augen. Und diese hellrote Mähne, auf der im Lichte des Feuers warme, kupferfarbene Reflexe schimmerten.
    »Ich habe etwas für dich.«
    Ich durchstöberte die Falten meines Rocks, um meine Tasche zu finden, aus der ich ein kleines Päckchen zog. Es war in ein altes Taschentuch aus besticktem Damast geschlagen und wurde von einem schmalen, blauen Band zusammengehalten.
    »Das habe ich für dich aufbewahrt«, erklärte ich und reichte ihr das Päckchen. »Es ist dein Hochzeitsgeschenk.«
    »Mutter … Das war doch nicht nötig«, meinte sie gerührt.
    Sie legte das Päckchen auf ihre Knie und knotete das Band auf. Das Taschentuch fiel auseinander und enthüllte eine herrliche Brosche: ein silberner Drache aus zartem Filigran. Frances riss den Mund auf, schlug eine Hand davor und sah aus feuchten Augen zu mir auf.
    »Aber … das ist ja die Brosche deiner Mutter!«
    »Ja, die Brosche deiner Großmutter«, sagte ich und lächelte ihr zu. »Du hast deine Großmutter Fiona nie kennen gelernt. Meine Erinnerungen an sie sind im Übrigen auch nicht besonders deutlich. Eigentlich nur ein paar verschwommene Bilder. Ich kann dir nicht allzu viel über sie erzählen. Als sie starb, war ich sieben. Aber trotzdem ist sie deine Großmutter, und ich fand, dass die Brosche dir zusteht.«
    Die Silberbrosche glitzerte in Frances’ Händen.
    »Großvater Kenneth hat sie ihr an ihrem Hochzeitstag geschenkt. Er hat sie selbst entworfen und gefertigt, und sie ist alles, was mir von den beiden geblieben ist. Sie ist mir sehr kostbar. Das ist dein Erbe, meine Tochter. Halte es in Ehren.«
    »Oh Mutter, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!«, stammelte sie und wischte sich eine Träne ab.
    »So brauchst du wenigstens nicht mehr in meinen Sachen herumzuwühlen
und kannst sie anschauen, wann immer du möchtest.«
    »Wie? Das hast du gewusst?«
    Ich lachte.
    »Oft hast du vergessen, das Band wieder zu verknoten. Und dann die Marmeladenflecken auf den Hemden …«
    »Die Brosche hat mich eben auf eine ganz besondere Weise angezogen. Ich habe nur ein Mal gesehen, wie du sie getragen hast, als Onkel Matthew und Tante Joan in Edinburgh geheiratet haben.«
    »Ich hatte immer große Angst, sie zu verlieren.«
    Sie betrachtete die Brosche ein paar Minuten lang und steckte sie dann an ihr Mieder.
    »Ich werde darauf aufpassen, Mutter. Und wenn ich einmal eine Tochter habe, werde ich sie ihr an ihrem Hochzeitstag schenken und ihr erzählen, woher sie stammt.«
    »So wird sie durch die Zeiten reisen.«
    »Vielleicht sogar über die Ozeane.«
    »Sie wird bestimmt die Erde umrunden.«
    »Um eines Tages nach Schottland zurückzukehren.«
    Sie brach in Gelächter aus. Ich legte noch einen Torfblock ins Feuer, der sofort zu knistern und zu qualmen begann. Die Luft roch noch beißender.
    »Bist du dir sicher, dass du hierbleiben willst?«
    Sie lächelte, zog die Knie unter das Kinn und setzte die Fersen auf den Rand des Stuhls.
    »Ja, Mutter. Das ist jetzt mein Zuhause. Es ist höchste Zeit, dass ich mich hier einrichte und die Spuren der letzten … Bewohnerin tilge.«
    »Du meinst, dass Trevor zuvor mit einer anderen Frau zusammengelebt hat? Hier?«
    Sie lächelte matt und zuckte die Achseln.
    »Ähem … ja.«
    »Er war verheiratet?«
    »Nein, Mutter.«
    »Ah! Gut … War sie von hier?«
    »Nein, Catherine Walker stammt aus Glen Creran. Sie haben
drei Jahre lang zusammengelebt, und dann, eines schönen Tages, ist sie fortgegangen.«
    »Warum?«
    »Trevor meint, dass sie sich ganz einfach nichts mehr zu sagen hatten. Sie haben nur noch aus Gewohnheit zusammengelebt. Es ist ihnen nie in den Sinn gekommen zu heiraten. Und da sie niemals schwanger geworden ist…«
    »Er hat mit dir ganz offen darüber gesprochen? Ich meine …«
    »Trevor möchte nicht, dass es zwischen uns Geheimnisse gibt. Er hat es mir selbst erzählt, denn er wollte, dass ich alles über ihn weiß. Seiner Meinung

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