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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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begann die Lagune zu brodeln. Strudel erschienen im Wasser und ließen das Motorboot tanzen. Eine Welle traf so hart die hölzerne Flanke, dass sie alle drei nach links geschleudert wurden. Fedele drosselte das Tempo. Dann kam die nächste Welle und drehte das Boot um seine eigene Achse. Über ihnen wirbelte der Sternenhimmel wie auf einer Drehscheibe, Gischt sprühte ihnen in die Gesichter. Und dann spürte Kristina ganz deutlich, wie unter ihren Handflächen und Knien eine Erschütterung das Wassertaxi zum Zittern und Ächzen brachte, als würde sich etwas Gewaltiges unter dem Boot hindurchschieben.
    »Was ist das?«, keuchte Jan. Aber Kristina zog sich schon hoch und warf einen Blick über den Bootsrand. Sie wünschte augenblicklich, sie hätte es nicht getan.

»Versuch es erst gar nicht. Du warst damals nicht stark genug und bist es heute nicht«, sagte der Dunkle. »Du warst zu beschäftigt damit, die Menschen mit den Booten fortzubringen, damit ER ihnen nichts antut.«
    »Wer?«, flüsterte sie gequält.
    Sein Zorn ließ sie zusammenfahren und nach Luft schnappen.
    »Der, dessen Gefangener ich dank deiner über Jahrhunderte war«, donnerte der Dunkle. »Und dessen Herr ich sein werde, sobald ich dir mit meinen eigenen Händen den letzten Atemzug genommen habe!«
    Er packte ihre Schulter und spürte, wie das Leben aus ihr floss und ihn stärkte. Spürte all die Kraft des Wassers auf sich übergehen.
    »Nein!« Aber ihr Flüstern wurde bereits schwächer, die ersten weißen Strähnen ließen die schwarzen Locken verblassen – so wie verkohltes Papier in der Hitze grau wurde, bevor es sich zu Ascheflocken auflöste.

Im schäumenden Wasser sah Kristina ein Stück glänzender Schuppenhaut verschwinden. Unglaublich große Schuppen, mit knöchrigen Höckern wie bei einem Krokodil. Makaro!, wollte sie schreien, aber da wurde sie schon wieder herumgeworfen. Fedele stemmte sich in das Steuerrad und brachte das Wassertaxi wieder auf Kurs. Fast hatten sie das Boot des Dunklen erreicht.
    »Lass sie los!«, schrie Fedele. Der Ruf ließ Sara nicht einmal zusammenzucken, nur der Doge blickte ohne Hast zu ihnen herüber. Die goldene Maske glänzte grausam seelenlos, aber Kristina konnte das triumphierende Lächeln darunter spüren.
    »Zu spät«, raunte die Stimme. Sara sank in sich zusammen wie eine Marionette, der jemand die Fäden durchgeschnitten hatte. Und in der unendlich langen Sekunde, in der Saras letzter verzweifelter Blick den von Kristina kreuzte, kam es ihr so vor, als würde sie in die Vergangenheit blicken und eine uralte Geschichte sehen: Violetta, wie sie ebenso wie Sara jetzt in ihrer Makaro-Gondel saß und schwächer und schwächer wurde, während der Dunkle ihr das Leben stahl.
    »Jan, nein!« Fedeles Ruf echote über das Wasser. Sohlen trappelten auf Holz. Jan war auf den vorderen Teil des Taxibootes geklettert und rannte auf die Bugspitze zu. Entschlossen, mit wildem Blick, ein zorniger Junge mit windzerzaustem blonden Engelshaar.
    Noch bevor Kristina, starr vor Entsetzen, begriff, dass er Anlauf nahm, warf er einen Blick über die Schulter. »Der Wasserweg!«, rief er ihr zu. Dann stieß er sich mit aller Kraft ab. Der Bug wippte auf einer Welle nach oben und katapultierte ihn wie von einem Sprungbrett in die Luft. Fassungslos verfolgte Kristina, wie er, mit Armen und Beinen fuchtelnd wie ein Luftakrobat, über das schäumende Wasser flog. Es gab einen gewaltigen Schlag, als er im Boot zwischen dem Dogen und Sara landete und seine Tante mit sich riss – über den Bootsrand. Doch bevor sie auf dem Wasser aufkamen, verschwanden sie, als hätte jemand sie weggeschnippt.
    Jetzt begriff Kristina, was ihr Bruder gemeint hatte. Der magische Weg, der direkt aus dem Kanal führte! Kristina hatte ihn längst vergessen, aber Jan, der alle Schlangenwege auch im Schlaf auswendig herbeten konnte, hatte genau gewusst, dass das Tor sich hier befand.
    Kristina warf sich herum und griff Fedele ins Steuerrad. Das Boot wendete so scharf, dass Fedele um ein Haar über Bord gegangen wäre. »Was machst du?«, brüllte er. Doch da hatten sie schon das Boot des Dunklen gerammt und das Portal im Wasser erreicht. Fedeles Ruf verhallte, die Welt wurde zu einem eisigen Strudel, grünem Licht und Rauschen. Holz brach, ein Motor erstarb mit einem wehleidigen Röcheln, dann splitterte und klirrte es und der Innenhof des Dogenpalastes tanzte wie ein Gaukler um Kristina herum. Erst als etwas Hartes sie mit einem fiesen Schlag bremste

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