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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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endgültig zu einer Fremden machte.
    »Zufrieden?«, fragte sie Nonna mit einem Lächeln unter der Maske.
    »Jetzt musst du nur noch nett zu deinem Kavalier sein«, erwiderte die Alte.
    »Ist das Ihre Begleitung?«, fragte eine der Touristinnen andächtig und deutete auf die Glastür. Die andere kramte ihre Kamera heraus. »Das ist so romantisch«, flüsterte sie ihrer Freundin zu.
    Kristina musste grinsen. Typisch Fedele. Natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, Sara im Boot abzuholen. Er hatte direkt vor dem Hotel angelegt und wartete aufrecht stehend in seinem Gefährt, ein prächtiger lagunengrüner Mantel bauschte sich im Wind. Er trug eine goldene Maske, die sein ganzes Gesicht verdeckte, und einen dunkelgrünen Dreispitzhut. Es war zwar komisch, dass Fedele Kristina gar nicht beachtete und ihr nicht einmal zuwinkte, aber andererseits war es verständlich, dass er nur Augen für Sara hatte. Er verbeugte sich langsam und so anmutig wie ein Kavalier aus einem längst vergangenen Jahrhundert und bat sie mit einer höflichen Geste zum Boot. Sara verbarg ihr Lachen hinter dem Fächer und ließ sich von Cesare einen langen Mantel umlegen. »Er übertreibt ganz schön, oder?«, murmelte Sara Kristina zu.
    Kristina stürzte zur Glastür und öffnete sie und ihre Tante schritt unter dem Applaus Jans und der Touristinnen mit wogendem Rock zur Tür. Anmutig stieg sie die Treppen hinunter, trat zur Anlegestelle des Bootes und ergriff Fedeles Hand. Kristina wunderte sich ein wenig, dass Sara nun zögerte. Ein paar Sekunden sahen Fedele und sie einander nur an, und Kristina fürchtete plötzlich, ihre Tante hätte es sich anders überlegt und würde zurückweichen. Aber Fedele zog sie sanft, aber bestimmt aufs Boot, und sie machte den letzten zögernden Schritt. Es war ein wenig seltsam, dass die beiden kein einziges Wort miteinander sprachen. Stoff bauschte sich um Sara, als sie auf den Sitz sank, den Blick nun starr auf den Kanal gerichtet. Fedele stieß das Boot mit dem Riemen ab, und es glitt davon, als würde es schweben.
    Cesare klatschte in die Hände. »Ende der Vorstellung.« Wie auf ein Stichwort wandten sich alle wieder ihren Arbeiten zu. Die Touristen traten aus dem Fahrstuhl und gingen mit ihren Frauen in die venezianische Nacht davon. Kristina schloss hinter ihnen die Tür. Nonna setzte ihre Lesebrille auf und beugte sich wieder über ein Bilanzbuch.
    »Und, was macht ihr heute noch, Kinder?«, fragte Cesare. »Fernsehen bei Luca? Ihr habt euch in letzter Zeit nicht mehr so oft gesehen, was?«
    »Was kein Schaden ist«, murmelte Nonna in sich hinein.
    Kristina rieb sich die Arme. Im Hotelfoyer war es mit einem Schlag kalt geworden. Dabei war es eine laue Februarnacht, erstaunlich warm, aber trotzdem lag eine seltsame Kühle auf Kristinas Haut.
    Und plötzlich wurde ihr etwas mit aller Klarheit bewusst. Es war ein Schaden. Und sie würde sich keine Minute länger von Luca abwimmeln lassen.
    »Bis später«, rief sie Cesare und Nonna zu. »Jan, komm mit!«
    Sie schlüpfte durch die Tür, folgte den Touristen ein paar Schritte nach draußen.
    »Gehen wir zu Luca?« Jan war neben ihr aufgetaucht.
    »Darauf kannst du wetten!«
    Sie rannten los und wären fast mit einem Maskierten zusammengestoßen. Ein Graf aus einer lange vergangenen Zeit bog schwungvoll mit federnden Schritten um die Ecke. Auf seinem dunkelblauen Samtumhang funkelten Silbersterne. Seine Halbmaske war von schlichtem Weiß, dazu trug er einen hellblauen Gehrock und Kniehosen – und sogar einen Degen, der ziemlich echt wirkte und vielleicht ein Familienerbstück war. »Ah! Buona sera, signorina! Signore?« Er verbeugte sich und fügte ein wenig besorgt hinzu: »Ich hoffe nur, meine Principessa versetzt mich heute nicht.«
    »Aber … du … du hast doch Sara gerade schon abgeholt«, stotterte Jan.
    Fedele schüttelte den Kopf und lachte verwundert auf. »Glaub mir eines: Das wüsste ich.«
    Kristina kam es so vor, als würde der Boden unter ihr zu schwanken beginnen. Sie fuhr herum. Festlärm und Musik hallten von weit her über das Wasser. Und auch das Wispern von Geistern, die hinter blinden Fenstern tanzten. Das Boot, auf dem Sara saß, war schon fast hinter der Biegung verschwunden.
    »Er ist wieder da!«, hauchte Kristina. »Und er hat Sara!«
    »Wer hat Sara?«, fragte Fedele.
    Ein Lachen ertönte und kräuselte das Wasser. Jedes Härchen auf Kristinas Arm stellte sich auf, wie von einem Eiswind hochgeblasen. Unter Tausenden hätte sie

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