Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Gedanken schwer für sich behalten konnte, so, wie sie jetzt vor ihm stand,
windzerzaust und wild, die Wangen vom Kuss der arktischen Kälte gerötet und mit
zerzaustem blondem Haar, das ihr Gesicht unter dem Pelzrand ihrer Anorakkapuze
umrahmte.
Wenn Brock oder einer der anderen Krieger in Boston
ihn eben gehört hätte, würden sie denken, dass er mit dieser Frau nur spielte,
sie mit Schmeicheleien bezirzte, um von ihr zu bekommen, was er haben wollte.
Kade wollte selbst glauben, dass das der Grund für seine unbeholfene Bemerkung
war. Aber als er Alexandra Maguire ansah, ihre natürliche Schönheit erleuchtet
vom blassen Mondlicht und den bunten Neonlichtern im Barfenster hinter ihnen,
wusste Kade, dass er hier nicht einfach nur ein Spiel spielte. Er begehrte sie
- und zwar leidenschaftlich, und wollte, dass sie verstand, dass er nicht ihr
Feind war.
Zumindest nicht direkt.
Ihre Empörung verflog und wich Verwirrung, und sie
trat einen Schritt von ihm zurück. „Ich muss jetzt wirklich gehen.“
Kade hob die Hand, konnte sich aber gerade noch
davon abhalten, sie unsanft zurückzuhalten. „Alex, was immer du für ein
Geheimnis hütest, du kannst es mir sagen. Ich will dir einen Teil dieser Last
abnehmen. Lass mich dich beschützen, was immer es ist, vor dem du solche Angst
hast.“
Sie schüttelte den Kopf, ihre hellbraunen
Augenbrauen waren gerunzelt. „Ich brauche Sie nicht. Ich kenne Sie nicht mal.
Und wenn mir nach Reden ist, habe ich Freunde, mit denen ich das kann.“
„Aber du hast es keinem von ihnen erzählt, nicht
wahr.“ Es war keine Frage, und das wusste sie genauso gut wie er. „Es gibt
keine einzige Person in deinem Leben, die weiß, was du da unter Verschluss
hältst. Sag mir, ob ich mich täusche.“
„Hören Sie auf, murmelte sie, ihr Atem gefror in
der kalten Luft, ihre Stimme klang leise und spröde. „Seien Sie einfach ...
ruhig. Lassen Sie mich in Ruhe.
Sie wissen gar nichts über mich.“
„Tut das denn überhaupt irgendwer, Alex?“
Sie wurde so reglos und still, dass Kade sicher
war, dass er schon wieder eine Grenze überschritten hatte und sie sich noch
weiter von ihm entfernen würde.
Aber sie drehte sich nicht um und ließ ihn stehen.
Weder beschimpfte sie ihn, noch schlug sie nach ihm, noch schrie sie nach
jemandem aus Petes Kneipe, um es für sie zu tun. Sie stand da und sah in seine
Augen, und ihr Schweigen wirkte so verloren, so gebrochen.
Seine Kriegerpflicht, wichtige Informationen zu
sammeln und potenzielle Sicherheitsrisiken für den Orden zu eliminieren,
kollidierte mit dem plötzlichen Drang, diese Frau zu beschützen, die so
nachdrücklich erklärte, das nicht nötig zu haben.
Kade trat näher an sie heran und berührte sie
wieder. Streifte nur ganz leicht mit den Fingerspitzen eine goldene
Haarsträhne, in der sich die winterliche Brise gefangen hatte.
Sie rührte sich nicht. Ihre Lippen waren geöffnet,
aber ihr Atem kam nicht mehr keuchend, und so nah bei ihr konnte Kade das
Rauschen ihres Blutes hören, das durch ihre Adern pulsierte, als ihr Herz
heftiger zu schlagen begann.
„Du hast mich vorhin in der Bar gefragt, ob ich
einer von den guten oder bösen Jungs bin“, erinnerte er sie. Seine Stimme war
tief und rau, als er sich langsam näher an sie heranschob und ihm bewusst wurde,
wie die Hitze ihres Körpers sich mit seiner mischte. Langsam schüttelte er den
Kopf. „Das ist nicht meine Entscheidung, Alex. Vielleicht wirst du merken, dass
ich etwas von beidem habe. Für mich ist die Welt voller unterschiedlicher
Grauschattierungen.“
„Nein ... so kann ich nicht leben“, sagte sie, und
ihre Stimme klang nackt vor Aufrichtigkeit. „Es würde alles viel zu kompliziert
machen. Zu schwer zu wissen, was wahr ist und was nicht. Zu schwer zu wissen,
was real ist.“
„Ich bin real“, sagte Kade und hielt ihren Blick,
als er mit den Fingern ihr Kinn nachfuhr. „Und du fühlst dich für mich auch
sehr real an.“
Als er sie berührte, holte sie leise Atem, und als
sich ihre Lippen wieder öffneten, drückte Kade impulsiv seinen Mund darauf. Der
Kuss elektrisierte ihn sofort.
Sanft hielt er ihr Gesicht in seiner Hand, streifte
ihre Lippen mit den seinen und genoss die weiche, nasse Hitze ihres Mundes.
Alex küsste ihn offen zurück ... so verdammt gut. Das Gefühl ihres Körpers, der
sich gegen seinen presste, jagte ihm einen feurigen Blitz durch die Adern,
versengte jedes Nervenende mit dem Gefühl ihrer schmalen Rundungen und ihrem
warmen
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