Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
schleunigst zu vergessen.
Genau wie das, was vor so langer Zeit in den
Sümpfen von Florida geschehen war. Es war am besten, das alles einfach
loszulassen, es tief zu vergraben und weiterzumachen.
Oder wegzuziehen.
Wegzurennen.
„Schlaf gut“, sagte Zach, als sie aus dem Blazer
kletterte und die Beifahrertür schloss. „Du kannst mich jederzeit anrufen,
hörst du?“
Sie nickte. „Danke, Zach. Und noch mal danke fürs
Heimfahren.“
Er warf ihr ein schnelles Lächeln zu, das schon
wieder verschwunden war, bevor er den Gang einlegte und davonfuhr. Als Alex auf
die Tür des alten Hauses zuging, in dem sie mit ihrem Vater gewohnt hatte, seit
sie dieses verängstigte, entwurzelte kleine Mädchen gewesen war, wurde ihr
Impuls, einfach alles stehen und liegen zu lassen und wegzurennen, nur noch
stärker. Es wäre so viel einfacher, ihre Erinnerungen hinter sich zu lassen.
Ein Neuanfang wäre die beste Methode, sich von den Ängsten zu befreien, die sie
so hartnäckig verfolgten und die jetzt zurückgekommen waren, düsterer und
schrecklicher als je zuvor.
Solchen Schrecken konnte sie nicht noch einmal
ertragen.
Auch durfte sie sich nicht einreden lassen, dass
irgendjemand - selbst ein Mann wie Kade - gegen dieses Grauen eine Chance
hatte. Sich mit ihm einzulassen war das Letzte, was sie brauchte. Doch das
hielt sie nicht davon ab, sich zu fragen, was er jetzt von ihr dachte. Und sie
hätte sich auch wenigstens entschuldigen können, bevor sie ihn so in der Kälte
stehen gelassen hatte. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie perfekt sein
elektrisierend heißer Mund auf ihren passte und wie ihr Herz immer noch raste,
ihr Magen sich immer noch zu einem erregten Knoten zusammenzog beim Gedanken,
in seinen Armen zu sein. Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was womöglich
passiert wäre, wenn Zach nicht gerade in dem Moment vorbeigekommen wäre. Aber
es fiel ihr verstörend leicht, sich Kade mit ihr selbst vorzustellen - nackt
zusammen in ihrem Bett oder auch völlig hemmungslos mitten auf Pete's Parkplatz
in ihren Kleidern, weil sie es nicht mehr so weit schafften...
„Oh, gar nicht gut“, murmelte sie leise, als sie
die Tür öffnete und hineinging.
Luna leckte ihr begeistert das Gesicht zur
Begrüßung und wedelte glücklich mit dem Schwanz. „Ich weiß, Luna, ich weiß ...
ich bin zu spät. Tut mir leid, Liebes. Es war auch für mich ein langer Tag. Na
komm, versorgen wir dich erst mal.“
Alex ließ den Hund hinters Haus, um sein Geschäft
zu machen, dann füllte sie den Napf mit Hundefutter und frischem Wasser. Als
Luna wieder im Haus war und ihr Trockenfutter hinunterschlang, zog Alex auf dem
Weg ins Badezimmer Anorak und Kleidung aus, um sich eine schon überfällige,
aber dafür lange und heiße Dusche zu gönnen.
Der heiße Wasserstrahl auf ihrer nackten Haut tat
nichts, um die Hitze von Kades Kuss zu löschen, die nicht vergehen wollte. Sie
seifte sich ein und versuchte, sich daran zu erinnern, wie lange es her war,
dass sie einem Mann erlaubt hatte, mit seinen Händen genüsslich über ihren
nackten Körper zu streichen. Wie lange war es her, dass sie mit jemandem im
Bett gewesen - und wirklich vertraut gewesen war? Der eine schwache Moment mit
Zach ein paar Wochen nach dem Tod ihres Vaters zählte eigentlich nicht. Das war
nur eine Nacht gewesen, eigentlich nur ein paar Stunden. Sie war ein
emotionales Wrack gewesen und hatte einfach nur jemanden gebraucht, um das
alles wenigstens für eine kurze Weile hinter sich zu lassen.
War es das, was sie mit Kade machte? War sie dabei,
sich an ihn zu klammern, fantasierte sie sich etwas zwischen ihnen zusammen,
das eigentlich gar nicht da war - gar nicht da sein konnte -, nur weil sie
gerade wieder ein Trauma durchmachte?
Vielleicht war das wirklich alles, ein Gefühl,
gerade allein und verloren zu sein und auf der Suche nach einem sicheren Hafen.
Heute Nacht hatte Kade ihr gesagt, dass sie bei ihm sicher war. Während sie ihm
das auf einer tiefen, instinktiven Ebene auch glaubte, wusste sie genauso gut,
dass das Feuer, das er mit nur einem Kuss in ihr entfacht hatte, sich alles
andere als sicher anfühlte. Sich mit ihm einzulassen war vielleicht das größte
Risiko, das sie jemals eingegangen war. Er sah zu tief in sie hinein, wusste zu
viel. Und heute Nacht hatte er zu viele Gefühle in ihr geweckt.
Mit einem Stöhnen beugte Alex sich in der engen
Duschkabine nach vorne, stemmte den Unterarm gegen die glatten Kacheln und ließ
den Kopf auf den
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