Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
ein.“
„Dann müsst ihr ihm eben härter zusetzen“, sagte
Max und redete wie jeder der Ordenskrieger in Boston. „Wenn ihr ihm immer
weiter zusetzt, ihn aus allen Richtungen bekämpft, bis er zu erschöpft ist
wegzurennen, hat er keine Wahl, als sich dem Kampf zu stellen. Und dann
schaltet ihr ihn aus, ein für alle Mal.“
Kade nickte grimmig. Max' Rat war klug - wenn ihre
Jagd auf Dragos nur so einfach wäre.
Was Max nicht wusste - nicht wissen durfte, und
auch niemand sonst - war, dass Dragos nur die Spitze des Eisberges war. Dragos
hatte seit Jahrhunderten eine Geheimwaffe in seinem Besitz. Etwa um dieselbe
Zeit, als Kade dem Orden beigetreten war, hatten sie die Existenz einer Kreatur
entdeckt, die man seit Langem für tot gehalten hatte. Ein Ältester. Eines der
blutdurstigen Wesen aus einer anderen Welt, die vor Jahrtausenden die ganze
Vampirrasse auf Erden gezeugt hatten.
Dragos war der Enkel dieser Kreatur, und er hatte
sie dazu benutzt, seine Armee skrupelloser, unaufhaltbarer Killervampire zu
züchten - und das länger, als man auch nur zu denken wagte.
Wenn diese Neuigkeiten zu den Vampirgemeinschaften
in den Staaten und im Ausland durchsickerten, würden sie eine Massenpanik
auslösen.
Wenn zur menschlichen Bevölkerung durchsickerte,
dass nicht nur Vampire unter ihnen lebten, sondern dass auch ein
Größenwahnsinniger plante, die Macht zu ergreifen und sie alle zu versklaven?
Das wäre der Weltuntergang.
Kade musste sich zusammenreißen, um dieses
Albtraumszenario abzuschütteln. „Der Rest des Ordens tut genau das, was du
sagst, aber ich habe den Kürzeren gezogen und musste nach Alaska. Ich bin
dabei, einen Angriff auf einige Menschen in der Wildnis zu klären - in einer
Nacht wurde eine ganze Familie ausgelöscht.“
Max runzelte die Stirn. „Rogues?“
„Das nehmen wir an.“ Und Kade hoffte es inständig,
obwohl es mit jeder Minute seines Auftrags unwahrscheinlicher wurde. „Du hast
nicht zufällig von irgendwelchen Problemen in den Dunklen Häfen gehört?
Gerüchte, dass jemand kurz davor ist, der Blutgier zu verfallen?“
Max schüttelte langsam den Kopf. „Gar nichts in der
Art. Es gab vor etwa neun Monaten einen Vorfall im Dunklen Hafen von Anchorage.
Irgend so ein dummer Jugendlicher hätte auf einer Party fast einen Menschen
ausbluten lassen, aber das war in letzter Zeit das einzige Problem in der
Gegend.“
Von diesen Neuigkeiten wurde Kade keineswegs
leichter ums Herz. Denn wenn keine Rogues ihr Unwesen trieben, dann kam als
Schuldiger nur noch einer infrage.
„Ich frage mich, ob Seth irgendwas gehört hat“,
murmelte er und versuchte, seine Angst und Wut aus seiner Stimme
herauszuhalten. „Wäre schade, ihn zu verpassen, solange ich hier bin.“
„Dürfte ihm genauso gehen“, sagte Max, und Kade
spürte, dass er es ernst meinte.
Er wusste nicht über Seth Bescheid. Wie alle
anderen war er völlig ahnungslos.
Nur Kade wusste es.
Und diese Last wog ihm immer schwerer auf der
Seele.
Max lehnte sich in seinem Sessel zurück und
räusperte sich leise. „Es gibt etwas, das ich dir sagen wollte, Kade. Da gibt
es etwas, was du ... über deine Familie wissen musst und über deinen Vater.“
„Ich höre“, sagte Kade, obwohl er eigentlich nicht
schon wieder hören wollte, wie sehr sein Vater Seth vergötterte und sich von
Kade wünschte, dass er ihm ähnlicher wäre.
„Meinem Bruder, deinem Vater, fällt es nicht
leicht, seine Zuneigung zu zeigen. Ganz besonders nicht dir gegenüber.“
„Ach, das wäre mir gar nicht aufgefallen.“ Kade
grinste mit einer Belustigung, die er nicht empfand.
„Unsere Familie hat ein Geheimnis“, sagte Max, und
Kade spürte seinen Körper ein wenig taub werden. „Kir und ich hatten noch einen
jüngeren Bruder. Ich bin sicher, das hast du nicht gewusst. Nicht viele wissen
es. Er hieß Grigori. Kir liebte ihn sehr. Das taten wir alle. Grigori war ein
cleverer, charmanter Junge. Aber er war auch ein wenig wild. Schon als er noch
ganz klein war, rebellierte er gegen alle Autoritäten. Er hat sich oft in
extrem heikle Situationen gebracht, aber Angst hatte er nie.“
Kade ertappte sich bei einem Lächeln und dachte
sich, dass er Grigori wohl auch gemocht hätte.
„Trotz seiner Fehler war Kir ganz vernarrt in den
Jungen. Aber als einige Jahre später herauskam, dass Grigori zum Rogue mutiert
war, der aus Blutgier getötet hatte, schrieb Kir ihn völlig ab. Einfach so“,
sagte Max und schnippte mit den Fingern. „Wir haben ihn
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