Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
schätzen, der genau richtig vor dem massiven Kamin aus
Flusssteinen positioniert war, in dem ein helles Feuer aus frischen Scheiten
brannte.
Kade lehnte sich zurück und kicherte in sein
Satellitenhandy, als Brock ihm ein Update darüber lieferte, was er die letzten
paar Nächte in Boston verpasst hatte.
„Ich sag dir, Mann, wenn wir nicht aufpassen,
laufen die Mädels uns noch den Rang ab. So enthusiastisch, wie die sich in ihre
Tagesmissionen stürzen, sehen wir anderen dagegen allmählich echt alt aus.“
Seit Kade vor einigen Minuten das Hauptquartier des
Ordens angerufen hatte, hatte Brock ihn mit Geschichten über die
Stammesgefährtinnen einiger der anderen Krieger unterhalten, die sie derzeit
mit allen Kräften unterstützten.
Noch bis vor Kurzem war der Orden eine reine
Männertruppe gewesen, aber inzwischen wurden bei den Missionen alle Hände an
Deck gebraucht - seit der Orden ausschließlich damit befasst war zu verhindern,
dass der machthungrige, wahnsinnige Vampir namens Dragos seine höllische
Privatarmee auf Stamm und Menschheit losließ.
Dragos verfügte über unbegrenzte Mittel, um seine
diabolischen Pläne umzusetzen. Seine größte Freveltat war die Entführung und
Einkerkerung einer noch unbekannten Anzahl von Stammesgefährtinnen gewesen, die
er über Jahrzehnte hinweg gesammelt und dazu benutzt hatte, eine Armee wilder
Killer zu züchten. Seit der Orden vor wenigen Wochen Dragos' Hauptquartier
ausgehoben hatte, war seine Operation unterbrochen - er hatte seine Zelte
abgebrochen und machte woanders weiter, wie der Orden vermutete.
Erste Priorität des Ordens war jetzt, die
gefangenen Stammesgefährtinnen zu finden, bevor er noch mehr von ihnen etwas
antun konnte. Weil die Zeit knapp war und es jetzt auf Leben und Tod ging,
hatte Lucan zugestimmt, das gesamte Waffenarsenal des Ordens einzusetzen - und
das beinhaltete auch diese außergewöhnlichen jungen Frauen, die sich einige der
Krieger als Gefährtinnen erwählt hatten, und ihre individuellen übernatürlichen
Fälligkeiten.
Da war Rios Gefährtin Dylan, die die Fähigkeit
besaß, die Geister toter Stammesgefährtinnen zu sehen und, wenn sie Glück
hatte, wichtige Informationen von ihnen zu bekommen. Da war Tegans Gefährtin
Elise mit ihrer Gabe, negative, bösartige Gedanken von Menschen zu hören. Sie
begleitete Dylan zu Obdachlosenasylen, Privathaushalten und billigen Absteigen,
und ihre Fähigkeit half ihr, die Motive der Leute zu beurteilen, denen sie
unterwegs begegneten.
Gideons Gefährtin Savannah benutzte ihre Fähigkeit,
die Geschichte einzelner Gegenstände durch Berührung zu lesen, in der Hoffnung,
Spuren zu den Vermissten zu finden. Nikolais Gefährtin Renata, deren mentale
Kräfte selbst den stärksten Vampir außer Gefecht setzten, war eine fabelhafte
Verbündete auf jeder Mission. Sie begleitete die übrigen Stammesgefährtinnen
als ihr bewaffneter Bodyguard auf die Tagesmissionen.
Selbst Andreas Reichens Gefährtin Claire, die sich
eben erst von ihrer eigenen Tortur in den Klauen von Dragos und seiner
Verbündeten erholt hatte, war offenbar dabei, in die Arbeit des Ordens
einzusteigen. Mithilfe ihrer Gabe, andere in ihren Träumen zu besuchen,
versuchte sie, Kontakt mit einigen der bekannten Stammesgefährtinnen
herzustellen, die über die Jahre als vermisst gemeldet worden waren.
„Weißt du“, fügte Brock trocken hinzu, „als Niko
mich vor einem Jahr für die Truppe rekrutiert hat, habe ich gedacht, das Ganze
ist bloß eine super Entschuldigung dafür, Rogues abzuknallen.“
Kade grinste und erinnerte sich an ihre ersten
gemeinsamen Patrouillen in Boston, mit dem Auftrag, die verwilderten
Blutjunkies der Stadt auszuschalten und ihre Schlupfwinkel in die Luft zu
jagen. „Ja, die guten alten Zeiten, als unser Job noch so einfach war“, meinte
er. „Glatt nostalgisch könnte man werden.“
Brock grunzte zustimmend. Dann sagte er: „Von wegen
Rogue-Problem, wie läuft's da oben im Eisschrank? Du bist über zwei Tage dort,
hast du das Problem schon beseitigt?“
„Ich gehe noch ein paar Spuren nach, aber bisher
nichts Konkretes. Ich werde wohl noch ein paar Tage hier sein, vielleicht eine
Woche.“
Brock stieß einen Fluch aus, es war nur allzu
deutlich, was er von dieser Aussicht hielt. „Lieber du als ich, mein Alter.
Lieber du als ich.“ Dann gab es eine Pause, bevor er fragte: „Hast du deine
Familie schon gesehen?“
„Ja“, sagte Kade, legte den Kopf zurück und starrte
die dicken Dachbalken
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