Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Verlangen mit aller Kraft
niederkämpfte.
„Alles bestens. Aber es ist zu verdammt kalt, um
hier draußen rumzustehen.
Du musst ja am Erfrieren sein.“
„Ich kann nicht behaupten, dass mir gerade kalt
wäre“, antwortete sie und brachte ihn trotz des Krieges, der in ihm tobte, zum
Lächeln.
„Wir sollten reingehen.“ Er wartete ihre Antwort
nicht ab, sondern ging um das Flugzeug herum zur Passagierseite. „Ich muss noch
meine Sachen holen.
Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“
„Na gut.“ Sie zögerte einen Moment, dann ging sie
auf die Hütte zu, ihre Stiefel knirschten im Schnee. „Bring etwas Brennholz
mit, wenn du schon dabei bist.
Das Haus wird inzwischen als Jagdhütte benutzt,
also solltest du im Schuppen hinter dem Haus welches finden.“
Er wartete, bis sie in der Blockhütte verschwunden
war, dann holte er seinen Ledersack mit den Waffen aus dem Flugzeug und machte
sich auf die Suche nach dem Holzschuppen. Die arktische Luft biss ihn, als er
durch den unberührten Schnee stapfte. Er genoss das bitterkalte Wetter. Er
brauchte die Klarheit, die der eisige Wind ihm brachte.
Und innerlich brannte er immer noch vor Verlangen
nach Alex.
Er begehrte sie so heftig, dass ihn schon ein
Gletscher mit Haut und Haar verschlucken müsste, um die Hitze abzukühlen, die
sie in ihm entflammte.
14
Alex ging in die Hütte, die nur aus einem einzigen
Raum bestand, und schloss die Tür hinter sich, damit die Kälte draußen blieb
und weil sie eine Minute für sich allein brauchte, um mit dem Aufruhr ihrer
Gefühle fertigzuwerden. Sie leimte sich gegen die verwitterte Türplatte und
stieß einen langen, zitternden Seufzer aus. „Reiß dich zusammen, Maguire.“
Sie wollte sich vormachen, dass der Kuss gar nichts
bedeutete. Dass Kade sich zuerst zurückgezogen hatte, sollte ihr doch sagen,
dass sogar er es für eine schlechte Idee hielt, wenn die Dinge zwischen ihnen
zu heiß wurden. Nur waren sie das schon. Mehr als heiß, und dass sie so tat,
als wäre es nicht so, änderte gar nichts an der Sache. Alex konnte gar nicht so
weit weglaufen, um dem Verlangen zu entkommen, das sie für Kade empfand. Und,
unglaublich, aber wahr - sie wollte gar nicht vor diesem Gefühl
davonlaufen. Zum ersten Mal in ihrem Leben gab es etwas, das ihr eine
Riesenangst einjagte, ohne dass sie davor weglaufen wollte.
Nein, es war sogar noch schlimmer. Ihre Gefühle für
Kade brachten sie dazu, dass sie ihm noch näher kommen wollte.
Und noch mehr Angst machte ihr das Gefühl, dass
einer wie Kade so stark war, dass sie sich an ihn anlehnen, sich ihm gegenüber
öffnen konnte - und zwar wirklich öffnen konnte -, dass Kade einer war,
dem sie alles anvertrauen konnte, was sie so lange in sich begraben hatte. Ein
Teil von ihr wollte glauben, dass er vielleicht der Mann war, der stark genug
war, um mit ihr zusammen allen Stürmen zu trotzen, selbst wenn darin Monster
tobten, die Nacht Zähne hatte und der Wind brüllte, blutdurstig vor Hunger.
Kade würde das mit ihr durchstehen.
Das spürte Alex auf dieselbe instinktive Art, wie
sie es immer gewusst hatte, wenn jemand sie anlog. Und auch wenn sie ihn nicht
lesen konnte wie andere Leute, sagte ihr derselbe innere Sinn, dass das eben
daran lag, dass Kade nicht wie andere Leute w ar. Er war anders
als jeder Mann, den sie je getroffen hatte oder jemals treffen würde.
Derselbe seltsame, aber untrügliche Instinkt hatte
sich auch während des Hinfluges gemeldet, als sie so kurz davor gewesen war,
ihm die Wahrheit zu sagen - die ganze Wahrheit, warum sie und ihr Dad aus
Florida geflohen waren. Die ganze Wahrheit, was genau ihre Mom und ihren
kleinen Bruder getötet hatte.
Es war schwer gewesen, gegen den Impuls
anzukämpfen, sich Kade anvertrauen zu wollen, und als sie ihm die übliche
Notlüge vorgesetzt hatte, die sie sonst ohne die leisesten Gewissensbisse so
vielen anderen erzählte, hatte sie sich schrecklich dabei gefühlt, Kade
gegenüber nicht ehrlich zu sein.
Man stelle sich mal vor - sie hatte allen in
Harmony, die sie von Kindheit an kannten, einige der grundlegendsten Fakten
über sich verschwiegen. Und jetzt war sie nach nur ein paar Tagen Flirten mit
einem Fremden bereit, sich ihm völlig anzuvertrauen.
Nur dass Kade jetzt kein Fremder mehr für sie war.
Er hatte sich nie wie einer angefühlt, nicht einmal in der ersten Nacht in der
Kirche, als seine silberhellen Augen sie über den ganzen Raum hinweg angesehen
hatten.
Und wenn das, was sie in der
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