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Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Titel: Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Vater und ich
sind nach Alaska gezogen, als ich neun war. Davor haben wir in Florida gewohnt,
in den Everglades. Dort flog mein Vater mit dem Wasserflugzeug Chartertouren in
die Feuchtgebiete und zu den Florida Keys.“
    Kade musterte sie im dämmrigen Licht des Cockpits.
„Das ist eine ganz andere Welt als hier.“
    „Oh ja, das kann man wohl sagen.“
    Plötzlich ertönte irgendwo im Flugzeug ein
metallisches Rasseln, und das Cockpit schwankte. Kade hielt sich an seinem Sitz
fest und sah dankbar, dass Alex nicht in Panik geriet. Laserscharf richtete sie
ihre Aufmerksamkeit auf ihre Bordkonsole und beschleunigte die Maschine. Das
Schwanken und Rasseln legte sich, und der Flug wurde wieder ruhig.
    „Keine Angst“, sagte sie zu ihm, ihr Ton war so
trocken wie ihre Miene. „Wie mein Dad immer sagte, einige der beunruhigendsten
Flugzeuggeräusche kann man nur nachts hören, das ist wissenschaftlich bewiesen.
Ich denke, es ist alles im grünen Bereich.“
    Kade kicherte unbehaglich. „Das muss ich Ihnen wohl
abnehmen.“
    Sie überflogen einen Gipfel und machten dann einen
leichten Richtungswechsel, bis sie wieder über dem Koyukuk waren.
    „Und was ist in Florida passiert, Alex?“, sagte er
und nahm das Thema wieder auf, das er jetzt nicht wieder fallen lassen würde.
Sein Instinkt sagte ihm, dass er schon kurz davor war, das Geheimnis zu
erfahren, das sie in sich unter Verschluss hielt. Aber jetzt ging es ihm nicht
mehr um seine Mission. Er war ehrlich interessiert an ihr - Hölle noch mal,
wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, musste er zugeben, dass sie anfing,
ihm wirklich etwas zu bedeuten, und er wollte verstehen, was sie durchgemacht
hatte. Er hatte Schmerz aus ihren Worten herausgehört und wollte helfen, etwas
davon zu heilen, wenn er konnte. „Ist Ihrem Vater oder Ihnen in Florida was
Schlimmes passiert?“
    Sie schüttelte den Kopf und warf ihm wieder einen
dieser abwägenden Seitenblicke zu. „Nein, uns nicht ... aber meiner Mom und
meinem kleinen Bruder ...“
    Ihr versagte die Stimme. Kade konnte spüren, wie
seine Augenbrauen sich zusammenzogen, als er sie anstarrte. „Wie sind sie
gestorben, Alex?“
    Einen verblüffenden Augenblick lang sah sie ihm in
die Augen, ohne zu blinzeln. Und angesichts der alten Furcht, die er dort sah,
begann sich in seinen Eingeweiden ein eisiger Angstklumpen zu bilden. Das
kleine Cockpit, das sie zweitausendfünfhundert Meter über dem Boden teilten,
schien noch enger zu werden, zusammengequetscht von Alex' schrecklichem
Schweigen neben ihm.
    „Sie sind ermordet worden“, sagte sie schließlich,
und Kades Puls beschleunigte sich beim Gedanken an die mögliche Ursache - eine
schreckliche Ursache, die seine ganze Geschichte mit Alex sogar noch
unmöglicher machen würde, als sie so schon war. Aber dann zuckte sie mit den
Schultern und sah wieder geradeaus. Sie holte tief und hastig Luft und atmete
wieder aus. „Es war ein Unfall. Ein betrunkener Fahrer, der an einer Kreuzung
eine Ampel übersehen hat. Er hat den Wagen meiner Mutter frontal gerammt. Sie
und mein kleiner Bruder waren sofort tot.“
    Kades Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie die
Fakten herunterleierte, als könnte sie sie nicht schnell genug loswerden. Und herunterleiern  schien eine zutreffende Beschreibung, denn etwas an der Erklärung kam
ihm zu oberflächlich, zu einstudiert vor.
    „Das tut mir leid, Alex“, sagte er, unfähig, seinen
forschenden, jetzt argwöhnischen Blick von ihr zu lösen. „Ich schätze, es ist
ein kleiner Trost, dass sie nicht leiden mussten.“
    „Ja“, antwortete sie hölzern. „Wenigstens haben sie
nicht gelitten.“
    Sie flogen eine Weile, ohne zu reden, und sahen zu,
wie die dunkle Landschaft unter ihnen sich veränderte, wie die schwarzen,
dichten Waldflecken und zerklüfteten, hoch aufragenden Berge unter ihnen dem
bläulichen Schein der schneebedeckten Tundra und der Gebirgsausläufer wichen.
In der Ferne sah Kade das geisterhaft grünliche Blitzen des Nordlichts. Er
machte Alex darauf aufmerksam, und obwohl er das Polarlicht in den fast hundert
Jahren seines Lebens schon unzählige Male vom Boden aus gesehen hatte, war es
für ihn das erste Mal, dass er die farbigen Lichtstreifen vom Himmel aus über
den Horizont tanzen sah.
    „Unglaublich, nicht?“, bemerkte Alex, sichtlich in
ihrem Element, und flog einen weiten Bogen, damit sie die Lichter länger sehen
konnten.
    Kade betrachtete das bunte Schauspiel, aber in
Gedanken war er immer noch mit Alex

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