Lass dich kuessen - lass dich lieben
dass auch der Zynismus, den sie von ihm zu spüren bekommen hatte, verschwunden war, als er jetzt von seinen Renovierungsplänen erzählte. Sie konnte nicht umhin, sich Gedanken über diesen gut aussehenden und vielschichtigen Mann zu machen, der neben ihr saß. Von einer Minute zur anderen schien seine Stimmung sich zu ändern.
„Ich hab zwar nicht viel Zeit”, meinte Josh, „aber sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, Michael.”
„Was ist mit Billy?” schlug Taylor vor. „Er ist jetzt sechzehn und handwerklich geschickt.
Vielleicht hat er ein bisschen Zeit.”
„Ich kann ihn bei Gelegenheit ja mal fragen”, erwiderte Michael und gab Josh ein Stück Kuchen.
„Wirklich schade, dass ich keine Zeit habe”, sagte Josh. „Ich arbeite doch so gern mit Holz.”
Michael blickte sich in dem gemütlichen Raum um. „Ja, ich erinnere mich, dass du Dad und mir all deine Kunstwerke gezeigt hast, kurz vor der Party am 4. Juli. Du wärst bestimmt ein toller Schreiner.”
Josh lächelte und freute sich über das Kompliment. „Das war eine Party, was? Ich hatte mir vorgenommen, Taylor während des Feuerwerks einen Heiratsantrag zu machen, und dann setzten Jennys Wehen ein. Zum Glück konnte ich sie ins Krankenhaus fliegen, bevor die Zwillinge geboren wurden. Und zum Glück war Dad mit im Flugzeug. Er …”
Nicole sah, dass Michael bleich wurde, genau wie Josh, der plötzlich abbrach. Sie schaute von einem zum anderen und versuchte, das Rätsel zu entschlüsseln. War noch etwas auf der Party geschehen?
Schließlich unterbrach Taylor, mit leicht zitternder Stimme, das Schweigen. „Und wenn du alles renoviert hast, was hast du dann mit dem Haus vor?”
Michael ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er wirkte abwesend. „Ich habe festgestellt, dass es hier in der Nähe nirgends eine Pension gibt, also dachte ich mir, dass der nächste Besitzer es damit versuchen könnte, vor allem, wenn eine gewisse Familie Besichtigungstouren der Ranch, Ponyreiten und vielleicht sogar einen Trip mit dem Flugzeug über die Berge und das Tal anbieten würde. ” Er warf Josh einen kurzen Blick zu.
„Der nächste Besitzer?” fragte Taylor. „Ich dachte, du wolltest bleiben.”
„Will ich auch. Aber kannst du dir vorstellen, dass ich eine Pension leite?” Michael lachte.
„Ich kann froh sein, wenn ich genügend Geld habe, um die Restaurierung durchzuführen.
Sobald ich damit fertig bin, werde ich mir wohl einen Job suchen müssen und einen Ort, wo ich wohnen kann.”
„Aber doch in der Nähe, oder?”
Michael stand auf. „Keine Angst, Schwesterchen, das habe ich vor.” Er griff nach ihrer Hand und zog Taylor hoch.
Zu Nicoles Überraschung übernahmen die Männer den Abwasch. Sie folgte Taylor und den Kindern in den Garten und setzte sich mit Taylor auf die Treppe. Zusammen betrachteten sie den Sonnenuntergang, und Nicole stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
Taylor lehnte sich zurück. „Sie können sehr gut mit Kindern umgehen. Sie haben Erfahrung, oder?”
Nicole zögerte nur eine Sekunde. „Ja.” Sie hätte gern mehr gesagt, hatte aber Angst vor weiteren Fragen.
„Könnten Sie Referenzen vorweisen?”
Aufgeregt überlegte Nicole. Die Mütter, denen sie geholfen hatte, würden sie sicherlich empfehlen, aber sie konnte sich keine Post nach Joeville schicken lassen, ohne das Risiko einzugehen, aufgespürt zu werden. Da fiel ihr die kleine Post neben dem Cafe ungefähr fünfzig Meilen entfernt ein.
Sie erwiderte Taylors hoffnungsvolles Lächeln. „Es könnte ein oder zwei Wochen dauern, aber ich glaube schon.”
„Haben Sie etwas dagegen, wenn das erst einmal unter uns bleibt?”
„Nein, überhaupt nicht.”
Sie schauten den Kindern beim Spielen zu und sagten nicht mehr viel. Aber Nicole spürte, dass sie ihre erste Freundin in Joeville gefunden hatte. Sollte sie fragen, was damals auf der Party mit Michael gewesen war? Nein, sie wollte nicht neugierig erscheinen.
Aber je länger sie über Taylors Bruder nachdachte, desto überzeugter wurde sie, dass auch er sein Päckchen mit sich herumtrug. Sie war also nicht die Einzige, die hier etwas zu verbergen hatte.
3. KAPITEL
Michael arbeitete an diesem Morgen in einem der großen Badezimmer im ersten Stock und hatte noch immer die angenehmen Frühstücksgerüche von Schinken und Kaffee in der Nase und das Bild von Nicole vor Augen. Er hatte beim Kaffeetrinken vorgegeben, Zeitung zu lesen und sie zu ignorieren, doch immer wenn sie nicht hinsah, hatte er ihre
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