Lass dich kuessen - lass dich lieben
graziösen Bewegungen in seiner Küche beobachtet. Es war ein durchaus angenehmes Gefühl, wieder eine Frau um sich zu haben.
Verdammt! Dieses Gefühl war alles andere als klug. In spätestens einer Woche war sie sowieso wieder weg. Daran sollte er immer denken.
„Noch einen Kaffee?”
Hinter ihm stand Nicole mit einer Kanne in der Hand. Er hob seinen Becher vom Fußboden, und lächelnd füllte sie ihn. Nichts erinnerte mehr an die Frau, die er gestern kennen gelernt hatte. Welche war die echte Nicole? Oder war sie ein Chamäleon, jemand, der sich jeder Situation anpasste? Aber mit welcher Absicht? Um sich bei ihm einzuschmeicheln, damit sie auf unbestimmte Zeit hier bleiben konnte?
„Kann ich irgendwie helfen?” Ihre Stimme klang aufrichtig.
„Nein, danke. Das Frühstück war super.” Er nahm einen Schluck und fügte hinzu: „Und der Kaffee auch. Danke.” Verdammt! Warum fühlte er sich so unruhig, wenn sie so dicht neben ihm stand? Er kam sich regelrecht unbeholfen, klobig und riesig vor, verglichen mit ihrer zarten Gestalt.
Und was für eine süße Figur sie hat, dachte er, stellte den Becher zur Seite und machte sich wieder an die Arbeit. Ihr Top, das zwar nicht besonders eng anlag, konnte trotzdem nicht ihre wohlgerundeten Kurven verdecken. Und die Jeans, die sie heute trug, war sogar noch aufreizender als der Jeansrock von gestern. Er fluchte innerlich erneut. Diese Gedankengänge waren einfach idiotisch. Das kam bestimmt von seinem vernachlässigten Liebesleben.
„Auf dem Herd steht ein Topf mit Suppe”, sagte sie. „Ich dachte, dass ich heute mal einen Großeinkauf mache … es sei denn, Sie brauchen mich für irgendetwas anderes.”
Nein, nein, dachte er, bitte geh. „Sie können den Transporter nehmen. Die Schlüssel hängen neben der Tür.” Er schlug einen Nagel ein und gebot sich, nicht in diese großen braunen Augen zu schauen.
„Könnten Sie immer mal nach der Suppe sehen, wenn Sie nach unten gehen?”
„Klar.”
„Zum Mittag musste sie gar sein. Es liegt auch ein Brot zum Abkühlen auf dem Gitter.”
„Wunderbar.”
„Ich … ich habe noch ein paar persönliche Dinge zu erledigen, wenn ich schon unterwegs bin, und werde wahrscheinlich nicht vor Abend zurück sein. Ist das in Ordnung?”
„Kein Problem. Lassen Sie sich Zeit.”
„Nun, dann…”
Sie stand noch immer hinter ihm, er konnte ihr Parfüm wahrnehmen. Worauf wartete sie?
Natürlich, Geld! Sie brauchte Geld für die Lebensmittel.
Er holte sein Portemonnaie aus der Tasche, zählte ein paar Zwanziger ab und gab sie ihr.
„Reicht das?”
„Oh, bestimmt.” Sie schaute ihn an, und dieses Mal schaute er nicht weg. „Vielen Dank, Michael, für alles.”
Hastig wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. „Bis später.”
Er hörte sie hinausgehen und zwang sich, nicht über die Schulter zu schauen, obwohl es ihn reizte, dem sanften Schwung ihrer Hüften und ihrem niedlichen Po einen zweiten Blick zu schenken. Erleichtert atmete er auf. Wie gut, dass sie den Rest des Tages weg war. Er hatte schließlich eine Menge zu tun.
Er schnappte sich eine Handvoll Nägel und tat sie in seinen Werkzeuggürtel, während eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf ihn daran erinnerte, dass er ein noch drängenderes Problem hatte - eines, das er bisher verdrängt hatte. Es war an der Zeit, die Sache mit den Malones anzugehen. In Michigan war es ihm noch so einfach erschienen, mit den Komplikationen dieses verschlungenen Familienclans zurechtzukommen. Hier, von Angesicht zu Angesicht mit Menschen, die er kaum kannte, stellte sich die Sache als sehr viel schwieriger dar.
Er gab es auf, so zu tun, als würde er arbeiten, und setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden. Sinnlos, es noch weiter hinauszuschieben. Wenn er vorhatte, in Joeville zu leben, würde er sie früher oder später treffen und sich mit ihnen arrangieren müssen. Nicht, dass er im Streit mit ihnen lag. Offen gestanden hatte er die ganze Familie gemocht, als er sie bei seinem Besuch vor sieben Jahren kennen gelernt hatte.
Sogar Max.
Er stieß einen Seufzer aus und wünschte, er könnte die Wahrheit genauso leicht wegwischen wie den Staub, der auf dem Boden lag.
Max, sein Vater.
Wie merkwürdig dieser einfache Gedanke war.
Weil Max eben nicht der Vater war, der John für ihn gewesen war, der Mann, mit dem er gelebt und den er verehrt hatte. Trotzdem war Max sein Vater - eine Tatsache, von der er erst nach seinem Besuch hier erfahren hatte, eine Tatsache,
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