Lass dich lieben - Lucy
war unter dem gleichen Dach mit ihnen und wusste Bescheid. Es gab keine Privatsphäre, jedenfalls keine gefühlsmäßige.
Lass dich nicht von ihr beeinflussen, hatte James gesagt. Inwiefern?
Falls sie ihm mehr bedeutete als nur ein flüchtiges Abenteuer… Falls er sie tatsächlich für die geborenen Partner hielt… Das würde auch morgen noch zutreffen.
Sie konnte nicht bleiben.
Nicht, solange seine Mutter hier war. Es bereitete ihr Unbehagen.
Das Dinner war beendet, der Kaffee getrunken. Am besten brach sie sofort auf, während Zoe noch von den Schokoladenplätzchen naschte, die sie mit dem Kaffee serviert hatte. Lucy stand auf, fest entschlossen, sich zu verabschieden, ungeachtet der Erregung, die James’ stumme Botschaft in ihr geweckt hatte.
»Es war ein tolles Essen, Zoe, und ein himmlisches Bad, James. Aber nun muss ich wirklich gehen«, verkündete sie mit einem nervösen Lächeln.
Verblüfft blickten Mutter und Sohn sie an.
»Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet…«
»Selbstverständlich, Liebes, wenn Sie gehen müssen«, meinte Zoe.
»Morgen wartet im Büro viel Arbeit auf mich.« Lucy eilte zur Garderobe, um ihre Handtasche zu holen, die sie nach ihrer Rückkehr aus der Cabana dort wieder abgelegt hatte.
»Ich begleite dich zu deinem Wagen.« James war ihr unbemerkt gefolgt. Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Mehr sagte er nicht – weder im Haus noch draußen auf der Treppe, aber Lucy spürte deutlich seinen Zorn. Lief sie vor etwas davon, dem sie sich besser hätte stellen sollen?
Sie kramte in der Tasche nach den Autoschlüsseln. Inzwischen war es zu spät, um es sich anders zu überlegen. Außerdem wollte sie es auch gar nicht. Sie hatte einfach ein schlechtes Gefühl, solange seine Mutter da war. Und sie wollte von James mehr als nur Sex.
»Warum ergreifst du die Flucht?« fragte er unvermittelt.
»Das tue ich doch gar nicht. Ich werde morgen im Büro sein«, protestierte sie, riss die Fahrertür auf und warf sich förmlich auf den Sitz – aus Furcht, James könnte versuchen, sie aufzuhalten und womöglich durch eine Umarmung umzustimmen.
Er schloss die Tür für sie, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. »Dann komm nicht zu spät, Lucy«, warnte er sie.
Sie drehte den Zündschlüssel und sah James an. Er hatte die Augen leicht zusammengekniffen, als wollte er ihr seinen Willen auf zwingen.
»Ich werde da sein – pünktlich«, versprach sie und startete den Motor.
James nickte und trat beiseite.
Lucy fuhr los und bog auf die Straße ab.
Morgen, sagte sie sich nachdrücklich. Morgen würde sie eine Antwort auf die Frage erhalten, worauf sie sich mit James Hancock einließ. Nichts war vorhersehbar. Nichts war sicher oder vernünftig. Was wiederum bedeutete, dass sie wahrscheinlich den Verstand verloren hatte.
Alles hing von ihm ab.
11. KAPITEL
Vier Wochen… Die vier wundervollsten, aufregendsten, kostbarsten Wochen meines Lebens, überlegte Lucy – auch wenn ich dafür einen hohen Preis zahlen muss. Aber so durfte sie nicht denken. Noch nicht. Momentan gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass James ihrer auch nur annähernd überdrüssig war. Es bestand also die – zugegebenermaßen geringe – Chance, dass ihre Beziehung das, was sie ihm zu sagen hatte, überdauern würde.
Der Sex zwischen ihnen war noch immer leidenschaftlich, das Verlangen so unstillbar, dass sie jede Gelegenheit hemmungslos nutzten, und selbst wenn sie sich auf die Arbeit konzentrierten, loderte unterschwellig die Lust und wartete darauf, befriedigt zu werden. Wieder und wieder und wieder… Eigentlich hatte Lucy nicht mehr das Gefühl, sich selbst zu gehören. Alles, was sie tat, dachte und fühlte, war untrennbar mit James verbunden. Das hatte ihr die Entscheidung, nicht mit ihm nach Melbourne zu fliegen, umso schwerer gemacht, aber sie konnte nicht über die Zukunft nachdenken, wenn sie zusammen waren. Da sie jedoch ständig zusammen waren, wäre die Versuchung zu groß gewesen, sich durch seine berauschende Nähe ablenken zu lassen und das Problem zu verdrängen, das sie quälte.
Unter dem Vorwand, sie hätte Unmengen Wäsche zu waschen und zu bügeln, hatte Lucy es abgelehnt, James zu begleiten. Und das war nicht einmal gelogen, überlegte sie selbstironisch, als sie die Treppe zu ihrem Apartment hinaufging. Weitaus schockie- render und belastender war allerdings die Erkenntnis, dass sie schwanger war. Wie hatte es nur passieren können, obwohl sie nicht ein einziges Mal die
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