Lass dich lieben, Prinzessin
würde, sie hoffte es jedoch umso mehr.
Etwas gelangweilt beobachtete sie die gestylten Gäste um sich herum. Das war das Milieu, in dem sie sich Shays Meinung nach am wohlsten fühlte. Sie brannte jedoch darauf ihn eines Besseren zu belehren.
Gestern hatte sie viel über Shay und sich nachgedacht. Es war ihr, als hätte er sie erst ric htig zum Leben erweckt. Er lockte sie aus der Reserve, konnte sie provozieren, aber im nächsten Moment überraschte er sie mit seiner Feinfühligkeit. Ihre Beziehung war etwas ganz Besonderes. Er hatte ihr neue Welten erschlossen, von denen sie bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Nein, sie wollte Shay nicht einfach wieder gehen lassen. Zunächst aber musste sie ihre Beziehung zu Stephen klären und sich um ihren Bruder kümmern.
Nach einer Weile entdeckte sie Stephen zusammen mit Shay in der bunten Schar der Gäste. Schon kamen sie auf sie zu. "Juliette, Darling, schau mal, wen ich getroffen habe!" begrüßte Stephen sie.
Mit der ihr eigenen Partyroutine streckte sie Shay graziös die Hand entgegen, hatte jedoch nicht mit diesem zärtlichen Handkuss gerechnet. "Ich habe ihm gestern von der Ausstellung erzählt", erklärte sie Stephen auf seinen erstaunten Blick hin.
Er nickte kühl lächelnd. "Ich wusste gar nicht, dass Sie Kunstliebhaber sind, Shay. Sie sehen nicht so aus, finde ich."
Juliette fiel sein boshafter Ton auf. Sie hatte schon immer gewusst, wie sehr es Stephen verstand, Leute von oben herab zu behandeln. Aber es Shay gegenüber zu tun, fand sie besonders widerwärtig.
"Ja, ich mag Kunst, Stephen, nur nicht jede Art von Kunst. Daher hat mich Ihre Verlobte wohl auch zu diesem Event eingeladen. Ich hatte eine dumme Bemerkung gemacht, und sie möchte mir meine Vorurteile austreiben."
Stephen streichelte Juliette demonstrativ die Wange. "Ja, sie will immer alle Menschen vom Schönen und Guten überzeugen. Sie ist ein so zartfühlendes Geschöpf. "
Juliette verzog das Gesicht. Wie sie es hasste, wenn man über sie, anstatt mit ihr redete!
Stephen achtete nicht darauf, sondern berührte Shay leicht an der Schulter.
"Würden Sie mir einen großen Gefallen tun?"
"Ja, sicher. Sagen Sie nur, welchen", antwortete Shay gespannt.
"Ich muss gleich wieder gehen." Dann wandte Stephen sich an Juliette.
"Entschuldigung, Darling, ich hatte mich so auf diesen Abend mit dir gefreut, aber meine Mutter braucht mich heute dringender."
"Sie ist doch nicht krank?"
"Nein, aber ein Bekannter, der sie heute zum Mardi-Gras-Ball ihrer besten Freundin begleiten wollte, ist plötzlich ausgefallen. Da muss ich unbedingt einspringen." Wieder an Shay gewandt, fügte er hinzu. "Würden Sie dafür sorgen, dass Juliette sicher nach Hause kommt?"
"Du brauchst Shay nicht die Verantwortung für mich zu übertragen. Ich bin erwachsen!" rief Juliette ärgerlich.
"Ich möchte dich aber nicht ganz allein hier zurücklassen, Darling", konterte er galant. "Du siehst einfach zu süß aus in diesem neuen Hosenanzug. Finden Sie nicht auch, Shay?"
"O ja."
"Dann bringen Sie sie also später nach Hause?"
"Selbstverständlich."
"Das ist sehr liebenswürdig." Stephen gab Juliette einen Kuss auf die Wange.
"Ich rufe dich morgen an, Darling. Noch viel Erfolg für deine Künstlerin. Die Leute scheinen von den Bildern sehr beeindruckt zu sein."
"Danke, Stephen, herzliche Grüße an deine Mutter."
Juliette schaute ihrem Verlobten nach, wie er sich eilig entfernte. Während sie noch überlegte, was sie zu Shay sagen sollte, hörte sie ihn leise fluchen.
"Verdammt!"
"Stimmt etwas nicht?"
"Doch, aber ich muss dringend telefonieren.“
"Shay, wenn es dir nicht passt, brauchst du nicht hier zu bleiben. Stephens Besorgnis ist einfach lächerlich."
"Ich möchte aber bleiben. Vorher muss ich nur noch etwas regeln. Ich bin gleich zurück."
Er war kaum verschwunden, und Juliette dachte noch über sein seltsames Benehmen nach, da sprach sie einer der geladenen Gäste an. So ging das die nächste Viertelstunde weiter. Sie nutzte die Gelegenheit, die Malerin Erika Lee einflussreichen Kunstmäzenen vorzustellen.
Aber während Juliette ihre gesellschaftliche Rolle perfekt spielte, wartete sie insgeheim sehnsüchtig auf Shays Rückkehr. Endlich, sie stand gerade vor einem von Erika Lees wildesten Werken, tauchte er hinter ihr auf. Sie hatte seine Nähe bereits gespürt, ohne ihn zu sehen. Lächelnd blickte sie Shay über die Schulter an. "Wie gefällt dir dieses Bild?"
Anstatt zu antworten, schnaubte er
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