Lass Dich nicht vereinnahmen
voll und ganz dazu zu stehen. Und ebenso bewusst zu entscheiden, welche Verpflichtungen Sie loslassen wollen und Ihren Wunsch nach Veränderung zu formulieren – auch wenn Sie noch keinen Weg sehen, wie Sie dies umsetzen könnten.
Die inneren Vorbehalte, die verhindern, dass Sie sich einfach frank und frei daran machen, Ihren Pflichtenwald auszudünnen, lassen sich bei Pflichtbewussten meist ganz klassisch unter einem großen Dach versammeln: Schuldgefühle.
Knackpunkt: Schuldgefühle
Ein Schuldgefühl entsteht, wenn wir die – bewussten oder unbewussten – Regeln unserer inneren Wertewelt übertreten. Es taucht also auf, wenn wir unser Verhalten gemäß diesen Regeln als falsch werten und uns deshalb verurteilen. Genau genommen ist es daher eigentlich kein »Gefühl«, sondern die Kombination einer Bewertung und einer Schlussfolgerung aus dieser Bewertung, die bewirkt, dass wir uns schlecht fühlen.
Wurzeln und Wirkung von Schuldgefühlen
Viele Schuldgefühle wurzeln jenseits der Vernunft und sind ganz unabhängig von der realen Situation. Vielmehr beziehen sie sich auf Regeln, die wir in unserer Kindheit gelernt haben und an die wir uns manchmal gar nicht mehr richtig erinnern. Sie arbeiten unterschwellig und bewirken, dass wir meinen, etwas Bestimmtes tun oder unterlassen zu müssen.
Schuldgefühle erschweren uns Veränderungen, indem sie Hürden aufbauen, unsere Vorstellungskraft vernebeln und vortäuschen, keine Wahl zu haben. Schuldgefühle kosten nicht nur viel Energie, sondern beeinträchtigen oft dauerhaft unser seelisches und körperliches Befinden. Sie haben eine so starke Macht, dass wir sie normalerweise unbedingt vermeiden möchten, koste es was es wolle.
Die folgende Übung hat zwei Funktionen: Zum einen lassen Sie den Druck zu, der bei Schuldgefühlen entsteht, und erleben dabei, dass dieser nicht »lebensbedrohlich« ist. Zum anderen stärken Sie das Bewusstsein, alte Glaubenssätze hinter sich lassen zu dürfen. Wiederholen Sie diese Übung aus der Meditation von Zeit zu Zeit.
Übung: Schuldgefühle wahrnehmen
Atmen Sie bewusst und kommen Sie zur Ruhe.
Denken Sie daran, wozu Sie sich gerade wieder verpflichtet haben, ohne es zu wollen.
Stellen Sie sich vor, Sie würden dieser Verpflichtung nicht mehr nachkommen.
Lassen Sie den Druck zu, der entsteht und beobachten Sie:
Wie äußert sich dieser Druck, wo genau fühlen Sie ihn in Ihrem Körper?
Was denken Sie, wenn Sie ihn spüren?
Entspricht das, was Sie denken, in etwa dem, was Ihnen vor langer Zeit häufig gesagt worden ist?
Wessen Stimme ist es, die da zu Ihnen »spricht«?
Woher kommt diese Vorstellung davon, wie Sie sich jetzt verhalten »müssten«?
Wenn Sie auf alte Sätze aus Ihrer Kindheit gestoßen sind, sagen Sie sich ganz ausdrücklich: »Das darf endgültig vorbei sein.«
Dann beschäftigen Sie sich wieder mit der Wahrnehmung des Druckgefühls.
Ist es noch so stark, wie es war, als Sie mit der Übung begonnen haben?
Ist es deutlich schwächer oder stärker geworden?
Nehmen Sie nur wahr, was sich tut, genau so wie es ist. Auch wenn das Gefühl sich nicht zum Positiven verändert hat, hadern Sie weder mit sich noch mit der Welt.
Betrachten Sie einfach das, was sich in Ihnen abspielt, atmen Sie dabei ruhig weiter – und nehmen es hin, dass es so ist, wie es ist.
»Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. «
Lao-tse
Indem Sie Ihre Schuldgefühle nicht verdrängen oder sich dafür verurteilen, sondern sie wahrnehmen und akzeptieren, gelingt es Ihnen schließlich, diese zu entmachten ( siehe › ).
Sich selbst verpflichtet sein
Nutzen Sie Ihre Fähigkeit, sich verpflichtet zu fühlen einmal im positiven Sinne und verpflichten Sie sich sich selbst gegenüber. Das schlechte Gewissen bleibt außen vor, denn: Um auf den Geschmack lustvoll verbrachter Eigenzeit zu kommen, genügt anfangs vielleicht eine halbe Stunde, die Ihnen gehört. In der Sie ausschließlich Dinge tun, die keinen Nutzen haben müssen, sondern die Ihnen einfach nur Spaß machen. Das kann ein Spaziergang sein, Musik hören, in einer Zeitschrift blättern, sich entspannen, ein Nickerchen machen … In dieser Zeit richten Sie sich nur nach dem, wonach Ihnen gerade ist. Es kommt nicht darauf an, was Sie in dieser Zeit tun. Wichtig ist, dass das Gefühl in Ihnen Raum greifen kann, dazu berechtigt zu sein, Ihre Bedürfnisse nach vorn zu stellen. Dazu gehört, dass Sie sich diese Zeit für sich selbst wirklich jeden Tag gönnen, egal was sonst auf
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