Lass dich unter Sternen lieben: Wo Träume wahr werden (German Edition)
Gesicht egal war. Schließlich würde sich das jeder Mann wünschen.
Dank Merrilees Päckchen war Tony sozusagen ein bekanntes Gesicht auf der Insel geworden. Er war wieder ein Held.
Es hatte vielleicht nicht ganz die Leere in seinem Innern gefüllt, aber er mochte das Gefühl sehr. Und auf keinen Fall hatte er die Absicht, es zu zerstören, indem er sich mit einer Frau einließ, die irgendwann die Wahrheit würde wissen wollen und dann davonlief, wie Amy es getan hatte. Manche Dinge mussten im Verborgenen bleiben, so wie manche Menschen allein bleiben mussten.
„Da bist du ja”, flüsterte er, als er endlich fand, wonach er gesucht hatte – eine schwarze Augenklappe, die zusammen mit einer schwarzen Kappe und einer leuchtend grünen Kontaktlinse in Merrilees Paket gelegen hatte.
Er stand vor dem Spiegel, nickte seinem Spiegelbild zu und hasste die Narbe, die sein linkes Auge umgab. Die Haut war nicht mehr empfindlich, doch die Narbe sah noch immer frisch aus. Und für Tony war sie das auch nach wie vor.
Ein glühender Stahlträger war mit dem einstürzenden Dach heruntergefallen. Tony hatte sich mit einem Sprung retten können und sich dabei den Rücken verrenkt. Als wäre das noch nicht genug gewesen, war der Stahlträger hochgesprungen und hatte ihn verbrannt.
Trotz Legionen von Ärzten war seine Prognose nicht gerade rosig. Sein Rücken war geschädigt, und plastische Chirurgie kam wegen seiner Allergien für sein Gesicht nicht infrage. „Tut mir leid”, hatte sein Arzt gesagt, „aber vergessen Sie nicht, wie viel Glück Sie haben, überhaupt noch am Leben zu sein. Seien Sie dankbar, Junge.”
Leicht gesagt.
Langsam, als würde er ein uraltes Ritual vollziehen, band er sich die Augenklappe um. Die Narben verschwanden. Er legte die Kontaktlinse ein, glättete seine Haare mit Gel, um sie dunkler zu machen. Als er die Kappe aufsetzte, war er ein neuer Mensch.
Tony Moretti war fort. Geblieben war ein Held.
Stuart hielt mit dem Jeep vor dem Restaurant und hupte, was nicht nötig gewesen wäre, da Kyra bereits draußen stand. „Fertig für die Rückfahrt?”
Sie zögerte. „Ich weiß nicht. Ich überlege, ob ich nicht lieber laufen soll.”
Er runzelte die Stirn und stellte den Motor aus, wobei er die Scheinwerfer anließ, die einen hellen Pfad in die Dunkelheit schnitten. „Sind Sie sicher? Es ist ein langer Weg, und es riecht nach Regen.”
Auch Kyra hatte das bemerkt. Die Atmosphäre wirkte wie elektrisch aufgeladen. Es schien, als hätten sie und die Natur etwas gemeinsam. Beide standen sie im Begriff, ihre angestaute Energie in einem stürmischen Ausbruch zu entladen.
„Ja, ich bin mir sicher”, erwiderte sie. „Ein bisschen Regen macht mir nichts.” Im Gegenteil, er würde ihr sogar willkommen sein. Sie hatte viel zu viel Zeit damit verbracht, an den geheimnisvollen Michael zu denken. Das hatte ihre Lust entfacht, und wenn sie sich jetzt nicht wenigstens ein bisschen abkühlte, würde sie sich womöglich noch dem nächstbesten Mann an den Hals werfen, bevor der auch nur „Hallo”, sagen konnte.
Über ahnungslose Männer herzufallen war allerdings sicher ein klein wenig abenteuerlicher als das, was Merrilee vorgeschwebt hatte. Die Vorstellung passte auch gar nicht zu Kyras sonst so ruhiger und vernünftiger Art. Sie musste ein Grinsen unterdrücken.
Stuart trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, und sah demonstrativ zum Himmel hinauf.
„Ich gehe zu Fuß”, erklärte sie. „Ich habe mich entschlossen.”
Obwohl er nicht gerade glücklich wirkte, murmelte er nur: „Wie Sie wollen”, und deutete in die Richtung, in der die Hütten lagen. „Aber verlaufen Sie sich bloß nicht.” Er warf ihr eine Jacke zu.
Kyra fing sie mit einer Hand auf. „Danke.”
„Wenn es regnet, werden Sie mir nicht mehr danken. Das Ding wird Sie kaum trocken halten.”
„Ich werde schon zurechtkommen.”
„He, der Gast hat immer recht”, sagte er und legte den Gang ein. „Selbst wenn er klitschnass ist.”
Er fuhr los, und Kyra ging in die gleiche Richtung, bis sie das Restaurant hinter ihr nicht mehr sehen konnte. Ihre Hütte lag am Weststrand, und sobald sie den kleinen Holzpfeil entdeckte, der den Pfad entlangwies, bog sie von der Hauptstraße ab.
Der gewundene Schotterweg, der zu ihrem Strand führte, war von kleinen Laternen gesäumt. Eine leichte Brise wehte inzwischen, und der Wind fuhr durch ihr Kleid und ließ es flattern, während die Steine unter
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