Lass dich unter Sternen lieben: Wo Träume wahr werden (German Edition)
Fantasie.
Ein Schauer überlief Kyra, und sie schlang die Arme um sich. „Das ist es, Mädchen”, flüsterte sie. „Jetzt oder nie.”
Entschlossen streifte sie sich das Jackett ihres Lieblingskostüms von Anne Klein ab und warf es in die Ecke. Im Nu hatte sie den Reißverschluss geöffnet, und der Rest folgte. Der Rock wurde zu einem Haufen edlen Stoffs auf dem Boden.
Kyra kickte den Rock in Richtung des Jacketts und wusste sehr wohl, dass noch vor Ablauf einer Stunde beide Sachen ordentlich auf Kleiderbügeln im Schrank hängen würden. Doch bis dahin würde sie sich der Magie der Insel hingeben. Jetzt stand sie im Türrahmen ihrer abgelegenen Hütte und atmete tief durch, mit nichts weiter bekleidet als einer Seidenbluse, BH und Slip.
Frei. Eine Woche lang keine Termine, keine Verpflichtungen.
Es war herrlich. Eigenartig und ungewohnt, aber herrlich.
Erneut stiegen Schuldgefühle in ihr auf, die sie jedoch sofort wieder verdrängte. Sie hatte sich diese Woche verdient. In den letzten sechzehn Jahren hatte sie die Erwartungen ihres Vaters und ihres Bruders erfüllt, hatte die Familie zusammengehalten, war der Fels in der Brandung gewesen, wie sie es ihrer Mutter versprochen hatte, als diese erkannte, dass sie bald an Krebs sterben würde.
Das war eine schwere Last für die Schultern einer Zehnjährigen gewesen, aber sie hatte sich niemals beklagt. Weder als sie die Hausarbeit übernommen hatte, statt mit den Nachbarkindern zu spielen, noch als die schlechte Gesundheit ihres Vaters sie zwang, ihre Freundschaften auf dem College zu opfern, um ihm bei der täglichen Arbeit bei Cartwright Radio zu helfen. Sie hatte sich nicht einmal darüber beklagt, dass sie auf ihren Abschluss in Betriebswirtschaft verzichten musste, damit ihr Bruder Medizin studieren konnte.
Sie liebte ihren Vater und ihren Bruder, und sie liebte die Arbeit im Radio. Aus diesen Gründen hatte sie ihre Entscheidungen auch nie als Opfer empfunden.
Jetzt allerdings …
Die Gesundheit ihres Vaters hatte sich verschlechtert. Dreißig Jahre lang war Milton Cartwright das Rückgrat der familieneigenen Kette von Radiostationen gewesen. Seine in seinen Sendern ausgestrahlte Show war der Geldesel des Unternehmens gewesen. Fast jeder im ganzen Land schaltete ein, um Miltons Mischung aus derbem texanischem Humor und großstädtischem Witz zu hören.
Allerdings bekamen die Leute nicht mit, wie sehr es in den letzten Jahren mit der Gesundheit des Radiogurus bergab ging. Jetzt war all das, wofür Kyras Vater gekämpft hatte, in Gefahr. In dem Moment, wo Milton aufhörte und die Show endete, würden die Werbeeinnahmen versiegen. Und das wiederum würde das Ende des Familienunternehmens bedeuten.
Natürlich wusste Milton Cartwright das ebenso gut wie die Geier, die bereits über seinen Büros in Dallas kreisten. Zu Kyras unendlicher Frustration war ihr Dad entschlossen, ihnen diese Genugtuung nicht zu geben. Er würde bis zur allerletzten Sekunde im Radio bleiben.
Sosehr sie sich auch wünschte, das Familienunternehmen möge überleben, so entschlossen wollte sie andererseits dafür sorgen, dass ihr Dad so lange wie möglich am Leben blieb. Seinen Ärzten zufolge bedeutete das jedoch den vorzeitigen Ruhestand. Dummerweise war ihr Dad sehr stur, und solange Kyra keinen Weg fand, mit den Radiostationen weiter Werbeeinahmen zu erzielen, würde er niemals einem anderen die Leitung seines Unternehmens überlassen.
Nachdem Kyra monatelang gegen Wände angerannt war, hatte sie bereits aufgeben wollen. Doch dann war ihr die Lösung eingefallen – ein Glücksbringer im Nadelstreifenanzug. Harold Stovall, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender von United Media Corporation. Als langjähriger Freund hatte er erst kürzlich versprochen, Cartwright Radio nicht nur einen, sondern zwei seiner Top-Radiomoderatoren anwerben zu lassen.
Und so viel hatte er dafür im Gegenzug wirklich nicht verlangt. Schließlich bedeutete das Unternehmen ihrem Vater alles und Milton Cartwright bedeutete Kyra alles.
Sie hielt sich am Türrahmen fest bei dem Gedanken an das, was vor ihr lag. Sicher, Harry war ein Schatz, und fünfzehn Jahre waren auch kein allzu großer Altersunterschied. Sie waren sogar eine Weile miteinander ausgegangen, als Kyra in New York gelebt hatte, wo sie sich mit der Arbeit in einem großen Radiosender vertraut gemacht hatte.
Was spielte es schon für eine Rolle, dass er ihre Zehen nie zum Kribbeln brachte oder ihr nie weiche Knie bescherte? Er war stets
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