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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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Insider sind sich weitgehend einig, wenn sie den praktischen Wert der Gesetzesänderung als eher gering einschätzen. Die meisten Bordellbetreiber, aber auch ein Großteil der Prostituierten haben an Festeinstellungen, zumindest in großem Stil, wenig Interesse. So werden auch in Zukunft die meisten Arbeitsplätze in Bordellen und Studios in beidseitigem Einverständnis auf Honorarbasis zustande kommen. Aber nicht nur in puncto Einstellungspolitik denken, kalkulieren und handeln Bordellbetreiber ebenso betriebswirtschaftlich wie ihre Kollegen in anderen Branchen, sondern auch, wenn sie zum Beispiel unterschiedliche Betriebskonzepte realisieren.
     
    Rein und raus, zackig, fertig die Nummer
    und tschüß: Mia / Bordellbetreiberin
     
    Ich habe mich bewußt für einen Tagesbetrieb von 10 bis 19
    Uhr entschieden, weil mir nachts zu viele Typen rumlaufen, die Drogen oder Alkohol konsumieren, und das ist nicht mein Fall. Ich selbst bin bestimmt kein Kind von Traurigkeit -
     
    meine Damen und ich trinken hier auch öfter mal ein Gläschen Sekt -, aber ich kann nun einmal einfach nicht mit alkoholisierten Männern. Wenn die dann stinken und man Probleme hat, weil sie nicht fertig werden und dann vielleicht ihr Geld wiederhaben wollen und Theater machen! Außerdem lohnt sich ein Animierbetrieb auch nicht, dann wäre mein ganzes Konzept verfehlt. Da ich niedrige Preise nehme, geht das hier rein und raus, zackig, fertig die Nummer und tschüß.
    Mit Alkoholausschank bleibt der Gast länger. Man sagt: »Ach komm, trinken wir doch noch ein Gläschen Sekt oder einen Cocktail.« Wenn der Gast länger bleibt, müssen wir aber auch andere Preise nehmen. Das ist alles gar nicht nötig, und was hätte ich auch davon? Ruinierte Polstermöbel, weil sie betrunken sind und mit ihren Zigaretten nicht aufpassen oder ihnen übel wird oder sie was auskippen oder hier rumkrakeelen... Nee, also dann lieber ruhig und im Rahmen dessen, was bezahlt wird, dann ist die Zeit auch da.
     
    In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil weiblich geführter Bordelle laut Experteneinschätzung stark gestiegen. Oft blicken die Bordellwirtinnen auf lange Jahre eigener Prostitutionserfahrungen zurück. Viele gehen auch als Arbeitgeberin aktiv der Sexarbeit nach.
    Andere Frauen mitzubeschäftigen ist jedoch weit mehr als eine Möglichkeit für ältere Prostituierte, sinkende Einkommen aufzufangen. Ein eigenes Bordell oder Studio erhöht die persönliche Autonomie und Sicherheit und bei entsprechendem Kundenauf-kommen auch die Einnahmen und die Verantwortung. Doch zunächst entstehen vor allem Kosten. »Ich habe 18-bis 20tausend Mark Unkosten im Monat, davon allein sechseinhalbtausend Mark Miete«, so Mia. Versicherungen, Steuern, Werbung, Möbel, Computer, Wäsche, Kondome - an Rechnungen mangelt es nicht.
    In größeren S/M-Studios addieren sich zu Miete und Nebenkosten Investionen in eine Grundausstattung an Instrumenten, Spezialmöbeln und Outfits, die schnell Summen von 30000 Mark und mehr erreichen.
    (Dank eilfertiger Sklaven fallen wenigstens keine Reinigungskosten an.) Doch die Zeiten, in denen S/M-Studios die schnelle Mark abwarfen, scheinen vorbei. S/M-Clubs sowie Bordelle und Swingerclubs mit integrierten Folterkammern haben neue Konkurrenzen geschaffen. Anders als im Bordell zieht eine neue Frau auch nicht automatisch neue Kunden an. Wer sich als Domina durchgesetzt hat und die dominante Sexarbeit zu einer tragfähigen Erwerbsquelle ausbauen konnte, verdankt dies meist einem Kreis treuer Stammkunden. Und Kunden haben es an sich, nur dann wiederzukommen, wenn sie mit der Qualität der Dienstleistung zufrieden sind.
     
    Ein dominantes Rollenspiel: Lady Verona
     
    »Ich höre zu.« Mit diesem Satz eröffne ich gewöhnlich das Vorgespräch. Manche Gäste fangen dann sofort an zu reden, andere verfallen, auf sich selbst zurückgeworfen, in ein nachdenkliches Schweigen. Viele erwidern: »Ich möchte mal was Neues ausprobieren. Immer nur Blümchensex - auf Dauer wird das langweilig.« Da mir meine Zeit aber zu kostbar ist, um im trüben zu fischen, muß ich die Art der gewünschten Dienstleistung in Erfahrung bringen. Schließlich möchte ich wissen, ob ich mich auf das, was in meinem Studio ablaufen soll, auch einlassen kann. »Cut«, sage ich dann, »das ist hier eine kommerzielle Sache. Wenn Sie sicher sind, daß Ihnen das, was Sie hier erleben können, gut tut, und Sie bereit sind, dafür Geld auszugeben, dann werde ich meinen Teil dazu beitragen, daß

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