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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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verlangen die Betreiber häufig eine pauschale Zimmermiete, z. B. 200 DM pro Tag. Für Getränke und Snacks müssen die Frauen einen Hausdienst zu überhöhten Preisen in Anspruch nehmen. In überschaubaren Wohnungsbordellen wird meist eine prozentuale Abgabe pro Freier bzw. Zeiteinheit entrichtet. Neben der Sexarbeit nimmt die Frau Telefonate an und macht Termine aus.
    Um Werbung, Möblierung, Glühbirnen und Vorräte an Klopapier kümmert sich entweder eine Wirtschafterin oder der Betreiber. Dieses Modell hat für beide Seiten Vor-und Nachteile.
     
    Über das Zusammenspiel von Motivation,
    Abgaben und Arbeitsethos: Julia
     
    Es liegt an den Frauen selbst. Wenn sie nicht bereit oder in der Lage sind, selbst etwas zu investieren, sagen viele mehr oder weniger widerwillig: »Q. k., dann zahl ich dir eben 50%
    von meinem Umsatz.« Das rechnet sich natürlich nicht, und deshalb wissen viele Frauen auch: Manchmal komm ich, manchmal nicht. Wegen der hohen Fluktuation bleiben Zimmer ungenutzt, dem Betreiber entstehen Ausfälle, mit denen er wiederum seine 50%-Abgabe rechtfertigt. Wenn eine Frau sechs Tage in der Woche arbeiten will, dann wird sie das nicht auf 50%- Basis tun, sondern das Zimmer anmieten und ihre Werbung selber machen. Da hat der Betreiber eine feste Einnahmequelle und verlangt die Zimmermiete für eine gewisse Zeit im voraus.
     
    Escort-Agenturen verlangen ebenfalls meist eine prozentuale Abgabe.
    Frauen, die nicht als Inserentin in Erscheinung treten oder nur zeitweise als Callgirl arbeiten wollen, halten die Zusammenarbeit mit einer Agentur im Vergleich zur Freiberuflichkeit oft für die bessere Alternative. Wie seriös die Vermittler die vereinbarte Abgabepolitik einhalten, zeigt sich oft erst, wenn bekannt wird, wieviel der Kunde an die Agentur überwiesen hat, und die Frau den Betrag, den sie selbst erhält, dagegenrechnet. Nicht immer sind die Erfahrungen positiv.18
     
    Der Vorteil einer Agenturvermittlung liegt jedoch in einer erhöhten Sicherheit, da integre Betreiber ihre Kunden vorher einem Screening auf finanzielle und persönliche Seriosität unterziehen.
     
    Modell Selbständige
     
    Expandierende Kleinanzeigenmärkte in Presse und Internet, die massenhafte Verbreitung von Handys und die Möglichkeit, ohne Chef zu arbeiten, machen die selbständige Prostitution trotz einiger Diskretions-und Sicherheitsrisiken für viele Frauen zu einer interessanteren Option als eine wie auch immer regulierte Festanstellung. Diese Variante ist auch bei Gelegenheits-bzw.
    Teilzeitprostituierten beliebt, die nicht ständig inserieren oder nur mit wenigen Stammkunden arbeiten. Eine selbständige Sexarbeiterin kann, während sie auf Kundenanrufe wartet, nebenbei arbeiten, studieren, Kinder erziehen oder eine Doktorarbeit schreiben. Ihr Weg zum Kunden führt über eigene Inserate im Internet, in der Tagespresse, in Stadt-und einschlägigen Kontaktmagazinen und die physische Anwesenheit in Hotelbars oder auf der Straße. Wer im Hotel oder auf der Straße anschafft, hat eine Form der Werbung gefunden, die ohne Zeilengeld auskommt. Ein hoher Grad an persönlicher Autonomie und Einnahmen ohne Abgaben motivieren viele Frauen, der unabhängigen Straßenprostitution nachzugehen.
    »Erstens hast du das ganze Geld für dich alleine«, so Nadja, die schon in Clubs, Wohnungen und in Fünf-Sterne-Hotels angeschafft hat. »Du brauchst nicht auf die Zeit zu gucken, sondern kannst sie dir frei einteilen. Wenn ich einen Gast nett finde und sage, mit dem möchte ich eine Tasse Kaffee trinken, dann geh ich mit dem eine Tasse Kaffee trinken. Im Bordell mußt du die Zeit einhalten, oder er muß doppelt zahlen. Und wenn du keinen Bock mehr hast, auf der Straße zu stehen, dann gehst du einfach nach Hause.«
    Daß die Straßenprostitution nicht notwendigerweise mit Zuhälterdruck einhergehen muß, bestätigt auch Larissa: »Es gibt Frauen, die auf der Straße durchaus ihren Platz finden. Sie sind so stark, daß sie in Ruhe gelassen werden. Oft kennen sich die Frauen und unterstützen sich gegenseitig, schreiben die Kennzeichen der Wagen auf oder sagen auch mal: ›Steig nicht in das Auto ein, der Mann ist nicht ganz in Ordnung.‹« Die Straße ist allerdings auch der Bereich, in dem die Frauen am wenigsten geschützt sind - vor Hitze, Regen, Autoabgasen und Übergriffen. Je anonymer der Kunde, desto geringer ist die Hemmschwelle für potentielle Gewalttäter. In den fünfzehn Jahren ihrer Tätigkeit hat die selbständige

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