Lass Die Sorgen - Sei Im Einklang
kommen.
Wenn es dunkel wird und kalt
Ingeborg Bachmann fragt in einem Gedicht (,,Reklame", 1956):
,,wohin aber gehen wir
ohne sorge sei ohne sorge
wenn es dunkel und wenn es kalt wird
sei ohne sorge
aber
mit musik
was sollen wir tun"
Sie zitiert in diesen Versen mehrere Male das Wort Jesu ,,Sei ohne Sorge". Aber sie hält dieses Wort Jesu in die Dunkelheit und Kälte unseres Lebens. Trägt das Wort Jesu, wenn alles in uns dunkel wird und wenn die Kälte nach unserem Herzen greift? Ingeborg Bachmann verweist auf die Musik. Sie ist für sie der Ort, an dem wir mit ten in der Dunkelheit und Kälte unseres Lebens etwas von der Sorglosigkeit erahnen, von der Jesus spricht. Mozart hat in seiner Musik diese Sorglosigkeit zum Ausdruck gebracht. Aber er hat uns keine heile Welt vorgegaukelt. Er lässt die Sorglosigke it mitten in den Ängsten und Ab gründen der menschlichen Seele erklingen. Diese Sorglosigkeit ist der Ort, an den wir in der finsteren Käl te gehen können, an dem uns Hei mat und Geborgenheit, Wärme und Licht entgegen strömen.
Der Ernstfall des Lebens
Unserem normalen Sprachverständnis nach weist ,,Sorge" auf Kummer und Gram hin. Doch hat Sorge, wenn wir genauer hinhören, auch eine positive Bedeutung: Wir ,,sorgen" für einen Menschen u nd zeigen ihm dadurch unsere Zu neigung. Oder wir werden ,,umsorgt". Wir gehen ,,sorgsam" mit den Dingen unseres Alltags um. Je mehr wir eine Sache schätzen oder lieben, desto mehr Sorgfalt lassen wir ihr angedeihen. Wir prüfen sorgfältig einen Sachverhalt, damit wir auch wirklich eine gute Lösung finden. Und alle würden darin übereinstimmen: Ohne Für sorge kommt unsere Gesellschaft nicht aus. ,,Für jemand sorgen zu dürfen auch das ist eine Er fahrung des Glücks." Regina Ammicht-Quinn hat das gesagt, die Glück den Ernstfall des Le bens nennt und damit kritisch ist gegen jedes allzu seichte Verständnis von Glück. Für sie kann die Sorge sogar ein entscheidender Weg zum Glück werden: Sorge um jemanden ist etwas ganz anderes a ls Sorge für jemanden. Eine sol che Sorge schafft Raum für sinnvolles Leben. Sie steht für ein Le ben in Verbindung mit dem, ,,wo ran unser Herz hängt". Hier geht es nicht um eine Sorge aus Angst, sondern um eine Sorge aus Liebe. Weil ich jemanden liebe, sorge ich für ihn. Ich besorge ihm, was er fürs Leben braucht. Ich versorge ihn mit dem Notwendigen und bin gleichzeitig selber erfüllt von dem, was ich tue. Die Mutter sorgt gerne für ihre Kinder. Und die Kinder erfahren in der Sorge der Mutter ihre Liebe. Und ist es nicht wunderbar, ja ein Glück, zu wissen, dass wir in Beziehungen zu anderen stehen, zu Menschen, die uns tragen und denen wir eine Hilfe sein dürfen?
Sorgen und umsorgen
Oft machen wir uns Sorgen, ob wir bei den Men schen gut ankommen, ob das, was wir tun, vor ihrem Urteil bestehen kann. D er Evangelist Lu kas erzähl t uns hierzu eine klassische Ge schichte. Die Geschichte der Schwestern Marta und Maria spricht auch von uns. Jeder von uns hat beides in sich: die Marta, die sich um die Gäste sorgt und besorgt ist, dass sie auch eine gute Gastgeberin ist; und Maria, die einfach bei den Gästen is t und hört, was sie zu sagen ha ben. Die Marta ist in uns oft die Stärkere. Sie kann schließlich vorweisen, was sie alles schafft, leistet und managt. Wir trauen uns oft nicht, der Maria in uns zu folgen. Alle Besorgungen und alle Sorgen einmal beiseite lassen, einfach nur dasitzen und zuhören. ,,Das ist doch nur Zeitverschwendung": gegen solche Zweifel und Selbstvorwürfe greift Jesus ein. Er gibt der Maria in uns Recht. Zu Marta sagt er: ,,Marta, Marta, du
machst dir viele Sorgen und Mühen." (Lk 10,41)
Sein Hinweis: Es ist gut, dass Marta die Gäste bewirtet. Abe r sie muss sich keine Sorgen ma chen, ob sie es auch gut genug tut. Wir brau chen auch die Maria in uns, die einfach hört, was der Gast zu sagen hat. Dann spürt sie übrigens auch, was er wir klich braucht. Und das ist meis tens sowies o nur unsere ungeteilte Aufmerk samkeit und Zuwendung.
Die rechte Sorge
Viele klagen heute über den Verfall der Werte. Die Menschen denken egoistisch nur an ihr ei genes Wohl, die Not und die Sorgen der anderen lassen sie nicht an sich herankommen. Das kritisieren die einen. Andere wieder sprechen abfällig vom ,,Versorgungsstaat". Sie sehen die Gefahr, dass sich Menschen nur auf den Staat verlassen und nicht mehr selbst für sich und ihre Zukunft sorgen. Beide Kritiker
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